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VA / Gender: Vatikan spricht sich gegen Gender-Ideologie und für altersgerechte Sexualerziehung aus

IEF, 11.06.2018 – In einem Schreiben der Kongregation für das katholische Bildungswesen kritisiert der Vatikan gegenwärtige Tendenzen in der Geschlechts- und Sexualerziehung.

In seinem Schreiben „Male And Female He Created Them“ (Als Mann und Frau erschuf er sie) gehen die Autoren einen Dialog mit gegenwärtigen Denkströmungen zum Thema Sexualität und Gender ein, beleuchten diese differenziert und richten sich schließlich mit Kritik und eigenen Positionen an Eltern und Verantwortliche in Erziehung und Gesellschaft. Das Schreiben setzt sich in drei Schritten (Zuhören, Argumentation, Anregung) mit dem Gender-Begriff und der Sexualerziehung auseinander. Zentrales Argument ist dabei das Menschenbild.

Falsch verstandene Freiheit mündet in Beliebigkeit

Bereits einleitend merken die Autoren an, dass man anstrebe sich in diesem Schreiben nicht unreflektiert mit dem Themenbereich Sexualität und Gender auseinandersetzen zu wollen.  Es sei durchaus bewusst, dass unterschieden werden müsse zwischen jenen Gender-Forschern, die sich in den verschiedensten Wissenschaften damit auseinandersetzen würden, wie sich Männlichkeit und Weiblichkeit in den verschiedenen Kulturen auspräge und jener mit dem Wort Gender in Verbindung stehenden Denkströmung, die Sexualität und Geschlechtlichkeit letztlich hauptsächlich als soziales Konstrukt betrachte und vom biologischen Geschlecht gänzlich loslöse. Letztere kritisiert die Kongregation.

Wo Sexualität und geschlechtliche Identität nur noch an subjektives Empfinden gebunden und vollkommen vom biologischen Geschlecht losgelöst werde, werde unter dem Motto der vollkommen freien Selbstbestimmung Freiheit postuliert, die jedoch letztlich in Beliebigkeit münde. Wo Freiheit bedeute, dass man das tue, wonach man sich gerade fühle und wohin emotionale Impulse einen bringen würden, verneine man die Existenz allgemeingültiger Wahrheiten, Werte und Prinzipien.

Philosophisch stehe hinter diesem Gender-Begriff die Idee, dass Körper und Seele keine leibliche Einheit seien, sondern dass der Wille, getrennt von der Körperlichkeit des Menschen, letztlich die bestimmende Größe über die Existenz des Menschen und seiner Verfasstheit sei. Damit werde die grundsätzliche Zweigeschlechtlichkeit des Menschen als Mann und Frau verneint, so die Autoren des Papiers.

Christliches Menschenbild geht von Einheit von Leib und Seele aus

Aus christlicher Perspektive müsse dem widersprochen werden. Die Kongregation für das katholische Bildungswesen verweist auf das zweite Vatikanische Konzil, das den Menschen als eine Einheit von Leib und Seele beschreibt. Der Mensch sei nicht nur Bedürfnis oder Wille, er vereine in sich untrennbar sowohl Geist als auch Körper in einem Leib. Sein Körper, seine Psyche und Emotionen und seine sozialen und spirituellen Dimensionen stellen eine Einheit dar. Der Körper sei damit mehr als eine zu vernachlässigende Größe, sondern ist subjektiv erlebter Ausdruck des menschlichen Seins. In ihm zeige sich auch die Verwiesenheit des Menschen auf ein Gegenüber. Der Mensch könne nur ein „Ich“ entwickeln, weil es ein „Du“ gäbe, von dem er sich unterscheide. Männlichkeit und Weiblichkeit werden als Modi des Menschseins beschrieben, die sich auch in seiner Körperlichkeit ausdrücken und der gegenseitigen Verwiesenheit Ausdruck gäben, die sich nicht zuletzt darin zeige, dass es Mann und Frau brauche, um Kinder zu zeugen. Ursprünglich gehe dieses Menschenbild auf die biblische Schöpfungserzählung und die Philosophie griechischer und römischer Denker zurück.

In der Darlegung macht die Kongregation dann deutlich, welche Folgen es auch für Kinder hätte, wenn man sich von diesem ganzheitlichen dualen Menschenbild löse. Geschlechtlichkeit und letztlich die Antwort auf die Frage “Was ist der Mensch?“ würde jedem selbst überlassen. Löse man sich davon, vom Menschen ganz grundsätzlich als Mann und Frau auszugehen, werde damit auch die Idee der Familie obsolet und man könnte nicht mehr von einem Recht des Kindes auf Vater und Mutter sprechen.

Christliche Sexualerziehung? Ganzheitlich und alterssensibel

Deshalb sei es besonders wichtig, so die Autoren des Dokuments, dass Kinder und Jugendliche in ihrer Erziehung bezüglich Sexualität darin gefördert werden, die Bedeutung ihres Körpers zu verstehen und sich in ihrer Männlichkeit und Weiblichkeit anzunehmen. Männlichkeit und Weiblichkeit sei, so gesehen, auch eine Aufgabe, die dem Menschen gestellt ist. Ziel jeder erzieherischen Anstrengung im Bereich der Sexualität solle deshalb sein, seine körperlichen Gegebenheiten, seine Psyche und Emotionen sowie seine soziale und spirituelle Dimension in sein Ich zu integrieren, um dazu befähigt zu sein, im Bewusstsein der eigenen Geschlechtlichkeit und Sexualität sich mit einem Anderen in Beziehung setzen zu können. All das solle immer der Entwicklung des Kindes und seines Alters entsprechend geschehen.

Die Familie wird schließlich als der ideale Ort dargestellt, wo Männlichkeit und Weiblichkeit auf ideale Weise in der gegenseitigen Ergänzung zusammenleben können. Durch die Fähigkeit neues Leben zu zeugen, die dieser Beziehung zwischen Mann und Frau innewohnt, sei die Familie ein anthropologischer Fakt und infolgedessen auch eine soziale und kulturelle Gegebenheit. Sie sei daher auch anderen Formen des Zusammenlebens, wie beispielsweise dem Staat, vorgeordnet und müsse von diesen unterstützt werden.

Die Familie sei außerdem der Ort, dem deshalb auch zuallererst die Erziehung und Bildung der Kinder auch im Bereich der Sexualität zukomme und auch der geeignetste Rahmen, Kinder auf ganzheitliche und wertschätzende Art und Weise darin zu fördern, schließlich die Fähigkeiten zu erlernen, die notwendig sind um positiv, wertschätzend und ganzheitlich mit der eigenen Sexualität und Geschlechtlichkeit leben zu können. Kirche, Schule und Gesellschaft spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, so die Kongregation, seien aber letztlich nur Unterstützer für die Arbeit der Eltern. Hier fordert die Kongregation für das katholische Bildungswesen wieder eine engere Zusammenarbeit, die sich nicht bloß auf bürokratische Akte beschränken solle, sondern zum Wohle der Kinder wieder ein Zusammenwirken der verschiedenen Akteure geschaffen werden soll. Was abzulehnen sei, wäre, wenn Staaten lediglich eine Denkrichtung im Bereich der Sexualerziehung zulassen würden und andere nicht.

Als praktische Vorschläge weisen die Autoren darauf hin, dass es Programme und Materialien bräuchte, die Kinder bei den oben genannten Lernprozessen unterstützen und auch Eltern und Pädagogen anleiten. Dabei wird darauf hingewiesen, dass gerade in diesen Themenbereichen Professionalität, die sich durch inhaltliches Verständnis, Objektivität aber auch eine persönliche Authentizität auszeichne, gefordert sei. Pädagogen müssten in diesem Bereich so ausgebildet sein, dass sie sowohl sensibel und qualifiziert unterrichten können, aber auch Fragen, die sich auf gegenwärtige Debatten beziehen, beantworten können. Dafür benötige es ein angemessenes psychologisches und pädagogisches Training. (LG)

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