VA / Pastoral: Jugendliche in der Kirche hadern mit Sexualmoral

IEF, 20.4.1018 – Im Herbst findet im Vatikan die Jugend-Bischofssynode statt. Im März tagte ein Vorbereitungsgremium, dessen Abschlusspapier nun veröffentlicht wurde.

Im Oktober 2018 werden die Bischöfe der Weltkirche im Vatikan zusammentreffen und unter dem Motto „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“ darüber beraten, wie die Kirche junge Menschen in den sich ihnen stellenden Herausforderungen unterstützen kann. Zur Vorbereitung auf diese Synode fand Ende März ein Vorbereitungstreffen statt, bei dem Jugendliche und junge Erwachsene anhand von 14 Stichpunkten Themen festhielten, die die junge Generation beschäftigen.

Im Vorhinein wurden zusätzlich in vielen Ländern Facebook-Gruppen eingerichtet. In diese Gruppen wurden Vertreter kirchlicher Jugendbewegungen und -gruppen eingeladen, um ihrerseits ihre Meinungen und Stellungnahmen zu den 14 Stichpunkten zu äußern. Zur Erstellung des Abschlussdokuments wurden dann die Äußerungen des Vorbereitungstreffens mit den Stellungnahmen aus den Facebookgruppen aus aller Welt zusammengeführt und gebündelt.

In dem Abschlussdokument kommt zum Ausdruck, dass gerade die Themen Sexualität, Beziehung, Ehe, Familie, geschlechtliche Identität sowie Sexualmoral Themen sind, die Jugendliche viel beschäftigen und immer wieder Sorge oder Frust bereiten. Zentral seien aber auch Themen wie Sucht, gesellschaftliche Probleme oder auch Verfolgung.

Jugendliche und ihre Herausforderungen

Unter dem Stichwort „Herausforderungen und Chancen junger Menschen in der heutigen Welt – Persönlichkeitsentwicklung“ spricht das Dokument von der Familie als zentralem Ort der Persönlichkeitsentwicklung. Gleichzeitig verliere dieses Modell gesellschaftlich immer mehr an Relevanz, was dazu führe, dass immer mehr Jugendliche von der Familien-Tradition abrücken würden, um nicht als altmodisch angesehen zu werden. Andere wiederum schätzen die traditionelle Form der Familie nach wie vor und sehen sie als Ort, ihre Identität zu entfalten und leben zu können.

Jugendliche in Beziehung zur Welt und ihr Blick in die Zukunft

Junge Menschen seien durch eine pluralistische Weltsicht gefordert, fasst das Abschlussdokument zusammen. Einerseits werde diese Vielfalt in Form von Ideen, Kulturen und Meinungsaustausch geschätzt, andererseits sei es schwieriger, die eigene Identität zu entwickeln und zu wahren.  Für die Zukunft hofften Jugendliche auf Sicherheit, Stabilität und Erfüllung für sich und ihre Familien. In diesen Punkten merkt man dem Dokument an, dass Stimmen aus der ganzen Welt sprechen, denn für viele, so heißt es, sei dies zunächst einmal die Sicherheit von Leib und Leben. In diesen schwierigen Umständen wünschten sich die Jugendlichen Hilfe bei Verletzungen, Traumata, psychischen Krankheiten oder Behinderungen.

Pornografie und Abhängigkeit beschäftigt Jugendliche

Wie zu erwarten wurde auch über das Thema Technik und soziale Medien gesprochen. Vor allem die aus ihnen resultierenden Probleme wurden zum Thema gemacht, positive Worte findet das Dokument kaum darüber.  So wird die Entwicklung des Gebrauchs neuer Medien bis hin zur Abhängigkeit und dem „Ersatz für menschliche Beziehungen und sogar für Gott“ kritisiert. Allgemein hätten die sozialen Medien starken Einfluss auf das Leben der Jugendlichen, insbesondere auf ihr Kommunikationsverhalten. Das eröffne einerseits Chancen für bessere Vernetzung und Zusammenarbeit, anderseits könne es Beziehungen auch unmenschlich und dadurch blind für die Verletzlichkeit des Gegenübers machen. Gefahren verorteten die Jugendlichen selbst vor allem in der Pornografie als einer Verzerrung menschlicher Sexualität, sowie der Gefahr des Verlusts der eigenen Identität durch virtuelle Selbstkonstruktion im Netz.

Von der Kirche wünschten die Jugendlichen sich vor allem offensiveres Ansprechen von Themen wie Pornografie, Missbrauch von Kindern im Netz und Cybermobbing.

Frauen, Kirche und Sexualmoral

Die Jugendlichen kritisierten, dass im Bereich „Frau und Kirche“ Vorbilder fehlten, wie Frauen in der Kirche wirksam mitarbeiten und mitentscheiden könnten. Zudem beschäftigten die Jugendlichen weltweit Themen wie Verhütung, Abtreibung, Homosexualität und Ehe. Die Meinungen gehen hier auseinander. Während manche wünschen, dass die Kirche ihre Meinung und Lehre beibehält, diese jedoch besser und vertieft darlegt, fordern andere Veränderungen. Einig seien sie sich, dass es möglich sein solle mit Vertretern der Kirche frei und authentisch über Themen wie Sexualität oder Gender sprechen zu können.

Leiterpotenzial fördern und ernstnehmen

Eine weitere Forderung an die Kirche sei das Mitsprache- und Mitgestaltungsrecht der Jugendlichen. „Die Kirche muss junge Menschen stärker in Entscheidungsprozesse einbinden und ihnen verantwortliche Leitungspositionen ermöglichen.“ Dies soll sowohl auf regionaler als auch auf Diözesan- und Weltebene möglich sein. Die Kirche brauche dringend junge Führungskräfte in den eigenen Reihen. Diese müssen entsprechend gefördert werden.

„Ehe, Familie und Sexualität bleiben Sehnsuchts- aber auch Konfliktthema für die Jugend“, meint Johannes Reinprecht, Direktor des Instituts für Ehe und Familie (IEF). Die Kirche sei aufgefordert, die Jugend verstärkt zu begleiten und angemessene neue Wege der Vermittlung dieser kontrovers diskutierten Themen zu finden. Das IEF versucht hier durch Programme wie www.aufgeklärt.info, der Kooperation mit Teenstar, der Unterstützung des Jugendtreffens in Pöllau der Inititatice Christliche Familie (ICF) und laufende Polit-Beiträge auch auf Facebook und Twitter seinen Beitrag zu leisten.

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