VA / Kirche: Was ist Hoffnung und wo wohnt sie?
IEF, 05.12.2024 – Antworten finden sich im päpstlichen Schreiben „Spes non confundit“ und in der neuen Herz-Jesu-Enzyklika „Dilexit nos“.
Im Herzen eines jeden Menschen lebt die Hoffnung als „Wunsch und Erwartung des Guten“, heißt es in der Verkündigungsbulle des Jubiläums 2025 mit dem Titel „Spes non confundit“ – „die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen“. Hoffnung ist die zentrale Botschaft des bevorstehenden Heiligen Jahres. Doch was ist Hoffnung aus christlicher Sicht? Und wo „wohnt“ sie?
Christliche Hoffnung gründet auf dem Glauben, dass uns nichts, weder Tod noch Sünde, von der Liebe Gottes trennen kann, heißt es in der Bulle. Damit ist die Hoffnung kein abstrakter Wunsch oder naiver Optimismus – nach dem Motto „Alles wird gut” – sondern ein festes Vertrauen darauf, dass unser Leben nicht auf einen „dunklen Abgrund“ ausgerichtet ist, sondern auf die Begegnung mit dem Herrn.
Zusammen mit dem Glauben und der Liebe bildet die Hoffnung das sogenannte Triptychon der göttlichen Tugenden. Durch sie sehnen wir Christen uns nach dem ewigen Leben als unser Glück. Der Heilige Augustinus schreibt: „Wenn ich erst einmal Dir ganz anhangen werde mit meinem ganzen Ich, dann wird mich kein Schmerz, keine Mühsal mehr bedrücken, und mein Leben, ganz von Dir erfüllt, wird erst dann wahres Leben sein.“
Die Liebe Gottes als Quelle unserer Hoffnung
Wie Papst Franziskus in der Verkündigungsbulle erklärt, brauchen wir allerdings bereits jetzt ein Glück, „das sich endgültig erfüllt in dem, womit wir uns selbst verwirklichen, nämlich in der Liebe, damit wir sagen können: Ich bin geliebt, also bin ich.“ Dieser Liebe widmet sich seine neue Enzyklika „Dilexit nos“.
Dilexit nos – „Er hat uns (zuerst) geliebt“
Jesus biete uns ohne Vorbedingung seine Liebe an: „Er hat uns zuerst geliebt“ (vgl. 1 Joh 4,16). Diese bedingungslose Liebe ist die Quelle unserer Hoffnung. „Die Hoffnung wird nämlich aus der Liebe geboren und gründet sich auf die Liebe, die aus dem am Kreuz durchbohrten Herzen Jesu fließt“, heißt es in der Jubiläumsbulle.
Ich bin geliebt, also bin ich
Im philosophischen Denken, rund um die Frage, was der Mensch sei, seien Begriffe wie Vernunft, Wille oder Freiheit dem Herzen vorgezogen worden. Damit sei auch die Idee eines „personalen Zentrums“ verloren gegangen – „in dem das Einzige, was alles vereinen kann, letztlich die Liebe ist“, so Papst Franziskus.
Doch der Mensch sei in erster Linie weder Vernunft noch Wille, sondern Herz. Wir definieren uns weder durch das, was wir wollen, noch durch das, was wir denken, vielmehr durch unser Herz. Dort würden die Fragen “wohnen”, die uns erkennen lassen, wer wir wirklich sind, darunter die Frage: „Warum und wozu bin ich?“
Wenn wir versucht sind, „uns an der Oberfläche zu bewegen“, ohne “Wozu“, dann sei es an der Zeit, die Bedeutung des Herzens wiederzuentdecken, so Papst Franziskus in seiner Enzyklika. Zu oft würden wir wie „rastlose Konsumenten“ in den Tag hineinleben und die Begegnung mit dem Anderen und mit Gott nicht als Weg der Selbstfindung wahrnehmen. Doch in der Begegnung erkennen wir uns selbst, finden wir unsere Erfüllung und lernen wir zu lieben.
Das innere Prinzip, das in unserem Leben Einheit und Harmonie schafft, ist im Herzen Jesu zu finden – in der „innersten Mitte“ der Liebe aus der wir endlos Hoffnung schöpfen können. (SM)