Operationen im Mutterleib
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US / Lebensanfang: OP im Mutterleib

IEF, 28.05.2023 – Einem Ärzteteam gelang eine fetale Gehirnoperation an einem ungeborenen Kind.

Ein US-amerikanisches Ärzteteam und ein kleines Mädchen haben laut Medienberichten „Geschichte geschrieben“. Das Mädchen sei nämlich eines der ersten Menschen, die bereits vor ihrer Geburt, und zwar noch im Mutterleib, erfolgreich am Gehirn operiert wurde.

Missbildung im Gehirn

Der Grund für die Operation war eine Missbildung der Galen-Vene, die bei einer Routineuntersuchung in der 30. Schwangerschaftswoche festgestellt wurde. Die Erkrankung tritt auf, wenn sich im fetalen Gehirn eine Arterie, die sauerstoffreiches Blut vom Herzen wegtransportiert, mit einer dünnwandigen Vene, die das Blut in die andere Richtung zurückführt, verbindet. Der arterielle Blutfluss kann die dünnen Wände der Vene dehnen und dabei ein „Blutballon“ verursachen, welches dem übrigen Kreislauf Blut entzieht. Dies kann zu Hirnschäden und Herzversagen führen sowie andere Organe (insbesondere die Lunge und die Nieren) schädigen, erklärt Mario Ganau, Facharzt für Neurochirurgie in Oxford.

Während Föten mit dieser Erkrankung im Mutterleib durch die Plazenta einigermaßen geschützt seien, ändere sich dies bei der Geburt, wenn die Nabelschnur abgeklemmt wird. Dann „lastet eine enorme Belastung auf dem Herzen des Neugeborenen“, so Darren Orbach, Radiologe am Boston Children’s Hospital, wo die Operation stattfand.

Operationen im Mutterleib – ein medizinischer „Durchbruch“

Vier Wochen nach der Diagnose unterzog sich die Mutter des Mädchens in der 34. Schwangerschaftswoche der Operation. Sie erhielt eine Spinalanästhesie, aber keine Vollnarkose. Das Mädchen wiederum erhielt eine Injektion, um Schmerzen und Bewegungen während des Eingriffes zu verhindern. Das Ärzteteam führte eine Nadel durch den Bauch der Mutter und durch den Schädel des Fötus bis zur Fehlbildung. Ein Katheter brachte winzige Platinspulen (sogenannte Coils) in den „Blutballon“, die sich ausdehnten und den Punkt blockierten, an dem die Arterie in die Vene mündete.

Das Mädchen sei einige Tage nach dem Eingriff gesund zur Welt gekommen und brauche keine weiteren Behandlungen, heißt es in einem Bericht über den Eingriff, der vor Kurzem veröffentlicht wurde.

Experten sind sich einig, dass fetale Gehirnoperationen ein „Durchbruch“ seien. Sie bieten Kindern, die ansonsten kaum Überlebenschancen hätten, die Chance, zu leben.

Operationen im Mutterleib könnten sich auch bei der Behandlung anderer Erkrankungen als nützlich erweisen, beispielsweise bei Herzfehlern (das IEF hat berichtet) oder bei Hirntumoren. Der Radiologe Orbach blickt „hoffnungsvoll und optimistisch“ in die Zukunft. (SM)

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