US / Gender: Erhöhtes Risiko von Herzerkrankungen bei Transgenderpersonen bestätigt
IEF, 10.10.2023 – Neue Zahlen bestätigen bereits länger bestehende Vermutungen, dass Transgenderpersonen ein erhöhtes Risiko haben, am Herzen zu erkranken.
Thema des jährlichen Kongresses der European Association for the Study of Diabetes in Hamburg Anfang Oktober waren unter anderem Transgenderpersonen (Personen, die sich ihrem Geburtsgeschlecht nicht zugehörig fühlen und mittels Medikamenten oder gar operativen Eingriffen ihr Wunschgeschlecht anstreben) und deren Stoffwechselprobleme.
Diabetes und Transgenderbehandlungen
Die Einnahme von Testosteron bei Transmännern (Geburtsgeschlecht weiblich) erhöhe in der Regel die fettfreie Körpermasse und dies könne vor einem erhöhten Diabetesrisiko schützen, so die beim Kongress referierende Ärztin des Universitätsklinikums in Odense, Dänemark, Dorte Glintborg. Die Einnahme von Östrogen durch Transfrauen (Geburtsgeschlecht männlich) wiederum würde die Fettmasse erhöhen und die fettfreie Masse verringern, was mit einem erhöhten Risiko für Autoimmunerkrankungen und Entzündungen sowie einem Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, einhergehe. Belegen könne man diese Zusammenhänge allerdings noch nicht. „Außer Körperfett und Muskelmasse könnten mehrere andere Faktoren das Risiko von Gefäß- und Stoffwechselerkrankungen bei Transgenderpersonen beeinflussen, wir benötigen hier noch mehr Langzeitdaten“, so Glintborg.
Junge Menschen mit Bluthochdruck und schlechten Blutfettwerten
Während sich die Wissenschaft über eine erhöhte Gefahr für Transgenderpersonen, an Diabetes zu erkranken, noch nicht ganz einig ist, so kann der Zusammenhang zwischen Transgenderbehandlungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen immer eindeutiger nachgewiesen werden (das IEF hat dazu bereits berichtet). Auch Glintborg und ihre Kollegen untersuchten ebendiesen Zusammenhang und kamen im Rahmen einer Studie ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Transmänner und -frauen im Vergleich zu cis-geschlechtlichen Personen ein erhöhtes Herz- Kreislauferkrankungsrisiko aufweisen.
An der Studie nahmen 2.671 Personen mit einer Geschlechtsidentitätsstörung teil, 1.270 davon mit weiblichem Geburtsgeschlecht und 1.401 Personen mit männlichem Geburtsgeschlecht. Die cis-geschlechtliche Kontrollpopulation umfasste 26.710 Personen, die anhand von Alter und Geburtsgeschlecht mit den jeweiligen Transgenderpersonen verglichen wurden. Das Durchschnittsalter betrug 22 Jahre bei Transmännern und 26 Jahre bei Transfrauen. Die Studienautoren hielten fest, dass es allgemein bekannt sei, dass jüngere Menschen im Allgemeinen viel seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen litten. Jene Studie zeigte abermals, dass dies jedoch nicht auf junge Menschen, die sich einer Transgenderbehandlung unterzogen haben, zutreffe. So litt jene Personengruppe häufig an Bluthochdruck und abnormalen Blutfettwerten. Eine Nachbeobachtungszeit von 4-5 Jahren nach den Transgenderbehandlungen zeigte, dass Transmänner im Vergleich zu Männern ein 2,2-fach erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen hatten und im Vergleich zu Kontrollfrauen ein um 63 Prozent erhöhtes Risiko. Transfrauen hatten im Vergleich zu Männern in der Kontrollpopulation ein um 93 Prozent erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und im Vergleich zu Frauen ein um 73 Prozent erhöhtes Risiko.
Psychische Gesundheit sticht gesundheitliche Risiken?
Glintborg geht davon aus, dass die vermeintlichen auf die „Geschlechtsumwandlung“ folgenden positiven Auswirkungen auf die Psyche den gesundheitlichen Risiken einer Herz-Kreislauf-Erkrankung entgegenstehen könnten. Glintborg verkennt dabei zahlreiche Studien, die belegen, dass eine „Geschlechtsumwandlung“ nicht zwangsweise zu einer Verbesserung der mentalen Gesundheit führe und Transpersonen generell eine hohe Lebensunzufriedenheit aufweisen würden und depressiver seien. Andere Zahlen aus den Niederlanden zeigen, dass bei Männern, die sich zu Frauen „umwandeln“ lassen, eine um 51 Prozent erhöhte Sterblichkeitsrate im Vergleich zur Durchschnittbevölkerung bestehe. Neben unbekannten Gründen konnten insbesondere Selbstmord, AIDS, kardiovaskuläre Erkrankungen und Drogenmissbrauch als Todesursachen in dieser Gruppe ermittelt werden. Darüber hinaus zeigt eine andere Studie, dass Personen nach einer geschlechtsumwandelnden Operation 7,6-mal häufiger Selbstmordversuche begehen als dies in der Kontrollgruppe der Fall ist. Diese Versuche enden 19-mal häufiger tödlich. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2016 zeigt deutlich einen „Honeymoon Effect“. Das bedeutet, dass es kurz nach einer geschlechtsumwandelnden Operation den betroffenen Personen physisch und psychisch besser gehe als davor. Im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung seien sie in Bezug auf ihre Lebensqualität allerdings immer noch auf einem niedrigeren Niveau einzustufen. Nach drei Jahren beginne die Zufriedenheit in allen Aspekten nachhaltig zu sinken. Noah Admans stellte in einer 2017 erstellten Studie zudem fest, dass die Suizidphantasien und Selbstmordversuche von Menschen mit Geschlechtsidentitätsstörungen im Jahr nach der geschlechtsumwandelnden Operation mit 50,6 Prozent deutlich höher lägen, als vor der Operation (36,1 Prozent).
Experten raten daher zuerst zu einer intensiven, gender-kritischen Psychotherapie und nicht gleich zu einer hormonellen oder operativen Behandlung. Viele Einzelschicksale belegen zudem, dass hormonelle und operative Eingriffe oftmals nicht den empfundenen Geschlechtskonflikt lösen, sondern dieser weiterbesteht und körperliche Probleme hinzukommen.
Auf unserer Webseite gender.at finden Sie weitere Erfahrungsberichte zu Transgenderbehandlungen sowie geschichtliche Entwicklungen und rechtliche Grundlagen zum Thema „Gender“ (TS).