UA / Reproduktionsmedizin: Krisensituationen verdeutlichen Problematik der Leihmutterschaft
01.03.2022 – Zuerst die Pandemie und nun der Krieg in der Ukraine bringen die Missachtung des Kindeswohls durch die Praxis der Leihmutterschaft ans Licht.
Die prekäre Lage von bestellten Kindern und Leihmüttern
Nachdem die COVID-Pandemie zuvor zur Konsequenz hatte, dass Kinder in Reproduktionskliniken in der Ukraine und anderen Ländern, die Leihmutterschaft erlauben, bestellt und nicht abgeholt werden konnten (das IEF hat berichtet), wiederholt sich das Szenario nun mit dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine. Wie Heute informiert, hat eine in Kiew stationierte Reproduktionsklinik in den letzten Tagen einen mit Lebensmitteln, Windeln und Schlafsäcken ausgestatteten Schutzbunker eingerichtet, um Leihmütter, Babys und zum Teil auch Bestelleltern in Schutz zu bringen. Auch eine Leihmutter, die das Kind eines österreichischen Paares austrägt und das in den nächsten Tagen auf die Welt kommen sollte, sei betroffen.
Auf dem Gebiet der Ukraine befänden sich mehr als 50 Kliniken für Reproduktionsmedizin, die seit Jahren in der Kritik stünden. Ob Bestelleltern ein- und ausreisen, die Kinder übergeben werden und alle Reproduktionskliniken den Leihmüttern und Babys Schutz in der gegenwärtigen Situation gewährleisten können, ist nicht bekannt.
Beschönigende mediale Berichterstattung und die Realität
Leihmutterschaft wird in den Medien meist als „medizinisch-technischer Segen“ für Paare, die keine Kinder bekommen können, vorgestellt. Es sei eine Win-win-Situation für alle Beteiligten – die Eltern würden ihr ersehntes Kind erhalten, Leihmütter, vorwiegend aus ärmeren Ländern, könnten ihren wirtschaftlichen Status verbessern und die Kinder seien schlicht und einfach allein auf Grund ihrer Existenz im Vorteil. Dass sich hinter der Leihmutterschaft ein wachsender Wirtschaftszweig verbirgt, der marketingmäßig alle Probleme der Praxis unter den Tisch zu kehren vermag, ist den wenigsten bekannt, beklagt Antonia Holewik, Leiterin der Abteilung Politik am Institut für Ehe und Familie (IEF). Dabei würde Leihmutterschaft das Wohl und die Würde von Kindern und Leihmüttern auf vielfältige Weise verletzen.
Zum einen hätte Leihmutterschaft oft negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder. Zum anderen sei aus der Forschung bekannt (das IEF hat berichtet), dass die Trennung eines Kindes von der Mutter, die das Kind neun Monate getragen hatte, Traumata verursachen und negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben kann. Leihmutterschaft setze das Kind außerdem vorsätzlich und wissentlich einer gespaltenen Elternschaft aus, die bei Kindern wiederum seelisches Leid verursachen könne, wie Therapeuten aus ihrer Praxis berichten.
Auch für Leihmütter könne die Reproduktionspraxis negative Auswirkungen auf Gesundheit und Psyche haben und bedeute “bestenfalls” Ausbeutung von Frauenkörpern und schlimmstenfalls sklavenähnliche Behandlung wirtschaftlich schlechter gestellter Frauen oder gar ihren Tod.
Der Kinderwunsch vieler Paare sei absolut verständlich und nachvollziehbar, so Holewik weiter. Er könne jedoch nicht verantwortungslos durchgesetzt und über die Rechte und das Wohl anderer Personen gestellt werden. Deshalb gebe es auch kein Recht auf ein Kind. Vielmehr hätte jedes Kind das Recht, bei den biologischen Eltern und der Frau, die es ausgetragen hat, aufzuwachsen. Sollte ein Kind aufgrund unterschiedlichster Umstände seine Eltern verlieren, von ihnen weggegeben oder getrennt werden, sei eine Adoption eines solchen Kindes als Akt der Nächstenliebe natürlich begrüßenswert. Die Adoption könne jedoch niemals mit Leihmutterschaft verglichen werden, bei der Kinder vorsätzlich bestellt, Leihmütter ausgebeutet und Kinder von der austragenden Mutter getrennt werden. Holewik unterstützt daher uneingeschränkt die Forderung der österreichischen Initiative Stoppt-Leihmutterschaft, die sich für ein weltweites Verbot dieser Praxis einsetzt. (AH)
Mehr Informationen zur Leihmutterschaft finden Sie hier.