Regelungen für Sterbehilfe - Psychiater fordern Verschärfung
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CH / Lebensende: Suizidpräparate bald rezeptfrei?

IEF, 29.6.2017 –  In der Schweiz ist die Debatte um Sterbehilfe wieder ins Rollen gekommen. Die Sterbehilfeorganisation Exit diskutiert über Präparate zur Selbsttötung auch bei nicht schwer erkrankten alten Menschen. Zwischenzeitlich wird gegen den Chef von Dignitas wegen des Verdachts auf persönliche Bereicherung ermittelt.

Die Sterbehilfe-Organisation Exit spricht sich für einen leichteren Zugang zu Sterbemitteln aus. Erklärtes Ziel sei, den Altersfreitod zu enttabuisieren. Insbesondere störe man sich vor allem daran, wie Medien und Kritiker die Tätigkeit des Vereins darstellen würden. Laut Verein ginge es ja nicht darum, gesunde Senioren in den Tod zu begleiten.

Diese Replik könne maximal als halbherziger Versuch gewertet werden, von der tatsächlichen Tragweite des Vereinsziel abzulenken, meint dazu Dr. Stephanie Merckens vom Institut für Ehe und Familie (IEF). Denn an anderer Stelle spricht gerade auch Exit davon, dass es „gesunde alte Menschen“ gar nicht gäbe. Einen tiefen Einblick in den Stand der Diskussion bietet der Bericht der Neue Züricher Zeitung über die letzte Generalversammlung des Vereins.

Dabei stießen „Puristen der Selbstbestimmung“, die unter dem Titel „echte Selbstbestimmung“ für den Freitod ohne Grenzen plädierten, auf „Pragmatiker“, welche die liberale Gesetzgebung der Schweiz durch (noch) zu weitgehende Forderungen nicht gefährden wollten.

Fall Minelli rückt wirtschaftliche Aspekte ins Rampenlicht

Ein ganz anderes Licht wirft die derzeit laufende Prüfung der Anklage gegen Ludwig A. Minelli, Chef der Sterbehilfe-Organisation Dignitas, wegen des Verdachts der persönlichen Bereicherung auf die Praxis der Suizidbeihilfe.  Laut Bericht der Neuen Zürcher Zeitung habe Dignitas für den Doppelselbstmord einer Mutter und ihrer Tochter 21 000 Franken erhalten, und in einem FAll sogar bis zu 56 000 Franken.

Durch das Verfahren wird die Auseinandersetzung mit der Sterbehilfe trauriger Weise auf die reine Frage reduziert, welcher Preis noch angemessen sei, wenn es um Suizidhilfe geht, meint dazu Dr. Stephanie Merckens vom Institut für Ehe und Familie (IEF). Er zeige aber auch, dass es bei Sterbehilfe nicht bloß um die angebliche Menschenliebe der handelnden Personen gehe, sondern längst schon um einen großen Markt. Und hier gelte wie überall die Regel: Angebot schafft Nachfrage. Mit „echter Selbstbestimmung“ habe das nichts zu tun, so die Biopolitikerin kritisch.

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