AT / Leihmutterschaft: Ruf nach “Kinder für alle” schon in den Wochenendzeitungen

IEF, 22.10.2018 – Das Zugeständnis der Regierung, in Sachen “Ehe für alle” nichts zu unternehmen, ist noch nicht in trockenen Tüchern, schon werden die Überlegungen zu “Kindern für alle” gewälzt.

In der Wochenendausgabe der Tageszeitung der Standard zeigen sich die Anwälte Dr. Michaela Tulipan und Dr. Helmut Graupner zwar noch skeptisch bezüglich der Praktiken, ein Kind von einer anderen Frau austragen zu lassen. Hauptargument gegen einen Vorstoß in Österreich, das Verbot von Leihmutterschaft zu bekämpfen, scheint aber weniger ein ethisches, als ein pragmatisches zu sein. “Das Verbot ist in Österreich so tief verwurzelt, dass ich mir für die nähere Zukunft nicht einmal den Versuch vorstellen kann, das aufzuheben.”, begründet Tulipan ihren Standpunkt. Und Graupner ergänzt: “Leihmutterschaft ist in halb Europa ohnedies erlaubt. Und die daraus entstehenden Kinder genießen in Österreich den vollen Rechtsbestand.” Dabei bezieht sich der Jurist auf die Judikatur des Verfassungsgerichtshof, der in zwei Fällen bereits die rechtliche Elternschaft von Paaren anerkannt hat, die im Ausland per Leihmutterschaft zu einem Kind gekommen sind und im Ausland auch als rechtliche Eltern anerkannt wurden.

Diese Entscheidungen zeigen, wie leicht das österreichische Verbot der Leihmutterschaft durch Fakten, die im Ausland gesetzt werden, umgangen werden kann, meint dazu Dr. Stephanie Merckens vom Institut für Ehe und Familie (IEF). Diese Situation sei aber nicht befriedigend. Denn bei Leihmutterschaft könne man nicht die Augen vor der internationalen Mitverantwortung verschließen. Zahlreiche Publikationen und Film-Dokumentationen machen deutlich, dass Leihmutterschaft als Praktik per se kritisch zu sehen ist, da es dabei immer um Kinderhandel gehe. Dies veranschaulicht etwa die Autorin Eva-Maria Bachinger in ihrem Buch “Kind auf Bestellung” eindrücklich.

In sehr vielen Fällen gehe es zudem um sklavenähnliche Ausbeutung von Frauen, wie Berichte aus Indien, Nepal und Kambodscha zeigen. Zuletzt hat dazu die indische Wissenschaftlerin Sheela Saravanan auf der Konferenz des Wiener Frauengesundheitsprogramms zu sexuellen und reproduktiven Selbstbestimmung “Bekämpft.Befreit.Bevormundet” einen eindrucksvollen Vortrag gehalten. Das Entsetzen der über 200 Zuhörerinnen im Wiener Rathaus über die internationalen Praktiken des “Bio-Marktes” war zum Greifen, als Saravanan Bilder von Frauen in Schlafsäalen zeigte, die sie ein Jahr lang kaum verlassen dürfen und berichtete, dass diese Frauen nach dem Gewicht der geborenen Kindern bezahlt werden.

Bachinger, Saravanan, aber auch die Journalistin Elfriede Hammerl oder die feministischen Aktivistinnen Alice Schwarzer und Julie Bindel setzen sich daher für ein weltweites Verbot von Leihmutterschaftspraktiken ein. Unter anderem auch, weil über Leihmutterschaft die lang erarbeiteten Standards internationaler Adoptionsverträge regelmäßig unterwandert werden. Weitere Information finden Sie unter www.stoppt-leihmutterschaft.at oder auch www.abolition-gpa.org/category/actualites.

Das IEF hat zudem diesem Thema einen Schwerpunkt aus der Website gewidmet.

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