AT / Reproduktionsmedizin: Psychosoziale Folgen werden langsam ernster genommen
IEF, 30.6.2017 – Schon lange versuchen Experten auf das Thema aufmerksam zu machen: die psychische Komponente spielt im Bereich der Reproduktionsmedizin ein wesentliche, weithin unterschätzte Rolle. Auch psychosoziale Folgen werden regelmäßig ausgeblendet. Nun aber fand an der Universität Innsbruck zum ersten Mal eine Fortbildung zu psychosozialen Aspekten in der Reproduktionsmedizin statt, um sich hier über die aktuellsten Erkenntnisse auszutauschen.
Sowohl für die Frau, als auch für den Mann kann eine künstliche Befruchtung zu einer extremen psychischen Belastung werden. Während dies den meisten bei Frauen noch einleuchtet, muss das Bewusstsein der Betroffenheit von Männern erst vermittelt werden. „Bei Männern spielt die Psyche eine große Rolle, häufig werden sie aber in der Betreuung und Beratung während einer Fruchtbarkeitsbehandlung nicht genügend berücksichtigt“, so Univ.- Prof. Dr. Bettina Toth.
Bereits im Zuge der Reform des Fortpflanzungsmedizinrechtsgesetzes 2015 in Österreich wurde von vielen Seiten gefordert, psychologische Begleitung als verpflichtenden, integralen Bestandteil der reproduktionsmedizinischen Behandlung zu verankern. Leider erfolglos. Nun aber scheint die Thematik an Fahr zu gewinnen. Erst vor kurzem fand im Rahmen der Gesprächsreihe „Wiener Dialog Frauengesundheit“ ein Austausch zu den psychosozialen Herausforderungen statt, die eine künstliche Befruchtung mit sich bringen kann, wie das IEF berichtete.
Auch die Vorträge in der Fortbildung in Innsbruck hatten eine klare Stoßrichtung: Die seelischen Aspekte sollten deutlich mehr berücksichtigt werden. Es hat sich gezeigt, dass einerseits „psychologische und psychosomatische Beratung additiv angeboten werden sollte“ sowie zudem auch dem Paar größere Aufmerksamkeit zukommen müsse. Denn „[A]uf Grund der enormen Belastung kommt es leider immer wieder vor, dass sich Paare trennen“ so die Professorinnen Barabara Sperner-Unterweger und Toth. Es sei daher unbedingt erforderlich, die psychischen Aspekte bei Frauen und Männern stärker in die Behandlung einzubeziehen, so die Expertinnen.