Prager Senatskonferenz 2018: „Können familienpolitische Maßnahmen die Scheidungsrate beeinflussen?“

Die XVII. Internationale Familienpolitische Konferenz fand am Dienstag, dem 16. April 2018, in Prag, statt. Veranstaltungsort war der historische Sitzungssaal des Senats des Parlaments der Tschechischen Republik im historischen Wallenstein-Palais in Prag.

Das Thema der diesjährigen Fachtagung lautete: „Können familienpolitische Maßnahmen die Scheidungsrate beeinflussen?“

Veranstalter waren wie in den vergangenen Jahren der Ausschuss für Gesundheitswesen und Sozialpolitik des Senats des Parlaments der Tschechischen Republik, das Nationale Familienzentrum der Tschechischen Republik in Zusammenarbeit mit dem Familienverband der Tschechischen Republik, das Institut für Ehe und Familie (IEF) der Österreichischen Bischofskonferenz sowie die Hanns Seidel-Stiftung aus Bayern.

Diese Tagungsreihe wurde bald nach der politischen ‚Wende‘ in den vormals kommunistischen Ländern Mittelosteuropas im Herbst 1989 durch die damaligen Leiter des ‚Narodni Centrum pro Rodinu‘, Dr. Josef Zeman, und den damaligen Direktor des IEF, Prof. Günter Danhel, ins Leben gerufen. Ziel war es, durch die Darstellung bewährter Modelle aus der Ehe- und Familienarbeit in Österreich und Deutschland Impulse zur Weiterentwicklung der tschechischen Familienpolitik zu geben.

Nach der feierlichen Eröffnung sprach als erste Referentin der diesjährigen Veranstaltung Frau JUDr. Daniela Kovářová, Anwältin, Chefredakteurin der Zeitschrift Rodinné listy, Präsidentin der Union der Familienanwälte und Justizministerin in den Jahren 2009 und 2010, über das Thema “Der Einfluss des gesellschaftlichen Klimas auf die Scheidungsrate“. Es folgte ein Vortrag unter dem Motto „Ist die Ehe Symbol einer stabilen Beziehung?“, gehalten von Mgr. Pavel Rataj von der Beratungsstelle für Ehe, Familie und zwischenmenschliche Beziehungen in Prag. Ein „Ausländisches Beispiel der primärer Prävention von Krisensituationen in partnerschaftlichen Beziehungen“ wurde von Dr. Franz Thurmaier vom Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie e. V. in München präsentiert. Nach einer eingehenden Diskussion und einem Mittagsimbiss in den Repräsentationsräumen des Senats folgte, wiederum dargestellt durch Dr. Franz Thurmaier, eine Einführung in ein „Modell der primären Prävention von Beziehungsstörungen und Scheidung: 25 Jahre ‚EPL – Ehevorbereitung, ein partnerschaftliches Lernprogramm‘“, das vom Verfasser dieser Zeilen vor mehr als 20 Jahren auch in Österreich gleichsam ‚implementiert‘ wurde.

Die folgenden Vorträge erfolgten durch Frau Mgr. Hana Heindorferová und PhDr. David Cichák von der Beratung für Ehe, Familie und zwischenmenschliche Beziehungen in Liberec/Reichenberg zum Thema „Scheidungsfolgen in Bezug auf das Kindeswohl“ sowie durch PhDr. Mgr. Jeroným Klimeš, Ph.D., Psychologe, Familientherapeut und Publizist, zum Thema „Gerichtliche Zwangsmaßnahmen für Eltern im Streit um das Kind“.

Die abschließende Diskussion zeigte deutlich das Erfordernis umfassender präventiver Maßnahmen für die Stabilität und für das Gelingen von Ehe und Familie – letztlich im Interesse der gesamten Gesellschaft. Die hohen Scheidungszahlen (sowie die Zahl der davon betroffenen Kinder) stellt eine – historisch gesehen – neue Entwicklung und eine große Herausforderung für alle einschlägig helfenden Berufe, aber auch für die Weiterentwicklung des Rechtssystems dar.

Mit der mittlerweile XVII. Konferenz haben die Veranstalter wiederum einen Beitrag zur familien- und kindergerechten Entwicklung der tschechischen Gesellschaft geleistet, was durch das konstant hohe Interesse der Fachöffentlichkeit wie auch der Medien in der Tschechischen Republik eindrucksvoll bezeugt wird. Die wie stets präzise Vorbereitung und Abwicklung der Tagung lag in den bewährten Händen von Frau PhDr. Ing. Marie Oujezdská, der Direktorin des Nationalen Familienzentrums der Tschechischen Republik in Brünn.

Internethinweise:

Prof. Günter Danhel

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