Welche Rolle spielt der Glaube und Gott da für dich genau?
Wenn Gott fehlen würde, glaube ich nicht, dass ich das alleine so gut meistern könnte. Wenn ich jetzt komplett allein wäre, ohne Frau und Kind, hätte ich bestimmt weniger Sorgen. Doch wäre das gut für die Gesellschaft? Wäre ich dann ein besserer Mensch? Auch Jesus hatte Sorgen, davon bin ich überzeugt.
Weniger Sorgen? Inwiefern?
Manchmal gehst du mir als meine Frau so schrecklich auf die Nerven und dann gibst du mir wieder so viel Hoffnung. Du zeigst mir Dinge von einem anderen Blickwinkel. „Jetzt kann man nicht Angst haben, mein Schatz“, sagtest du gestern. „Die entspannt da!“, denke ich zuerst. Doch da weiß ich, da ist Gott im Spiel. Weil er zu jeder dieser zwischenmenschlichen Beziehungen beiträgt. Wenn man für den anderen etwas Gutes hofft, unberechnend, wenn man gemeinsam ist, in der Partnerschaft, da kommt Gott gewiss ins Spiel. Ich glaube, dass es in uns ist, in Gemeinschaft zu leben und nicht alleine.
Also auch in einer Ehe?
Auch in einer Ehe, durch Krisen durchzugehen, aufopfernd, da ist Gott ganz nah. Gott gibt mir Hoffnung. Es ist die Liebe, die durch uns entstanden ist. Wenn ich den Kleinen jetzt hier da drüben auf dem Foto sehe, das im Wohnzimmer steht, dann weiß ich, dass es gut ist. Dieses Foto von unserem Kind steht für so viel. So viel Liebe, Freude und Hoffnung. Ich bin dankbar und ich wünsche mir, dass es auch für ihn weitergeht. Und wenn Gott das möchte, wird es auch für ihn weitergehen. Ich hoffe auch, dass er dieses Lächeln weitergeben wird. Wenn nicht, weiß ich, dass ich zumindest alles Mögliche in meinem Leben versucht habe. Ich war bestimmt kein schlechter Mann. Vielleicht wollte ich vor Corona einfach zu viel vom Leben, doch das hängt wahrscheinlich auch vom Alter ab. Am Ende des Tages weiß ich, dass ich nur Gutes für mein Kind und meine Frau wollte und möchte. Es ist selbstlos, doch es ist mein Los. Meine große Sehnsucht war immer eine Partnerin.
Was möchtest du den Menschen zum Schluss sagen?
Dass Furcht zum Menschen gehört! Furcht ist erlaubt. MANN darf sich fürchten. Man sollte hoffen und dankbar sein für das Leben, das man bis jetzt leben konnte. Ich meine damit nicht, der Vergangenheit nachzutrauern, sondern dankbar dafür zu sein. Für mich ist mein Leben bis jetzt zu schön um wahr zu sein. Ich weiß es im Moment nicht, ob mir das zu dem Zeitpunkt in der Vergangenheit immer bewusst war. Alles andere werden wir jetzt sehen. Ich konnte durch diese Krise realistisch erfahren, dass Freude und Leid eng miteinander verbunden sind.
Was tust du gegen deine Ungewissheit?
Gegen die Ungewissheit kann ich nichts tun. Ich kann abwarten, es hinnehmen und bereit sein. Ich glaube an mich und ich glaube daran, dass mir jemand hilft. Womit ich in den vergangenen zwei Nächten gut eingeschlafen bin, war ein gutes Gebet. Ich bekomme ständig eine Kraft, dass ich weitermache. Ich hoffe auf die Zukunft und auf das, dass es so passiert, wie es gut ist. Was man als Mann verstehen sollte ist, dass jeder Gedanke, den der Mann hat, jede Emotion, auch in Ordnung ist. Es darf alles im Kopf mal sein. Man darf nicht zu streng sein mit sich selbst. Der Mensch wünscht sich immer, dass die Dinge so weitergehen wie bisher. Vielleicht waren in der Vergangenheit die Wertschätzung in der Gesellschaft und die Dankbarkeit zu gering. Neue Wege müssen gegangen werden, neue Herausforderungen angenommen, sodass man stärker davon herausgeht.