Wieder mehr Lebensfreude!

Frau R. (Name von der Redaktion geändert), eine junge Frau mit einem Kind im Schulalter (9 Jahre) ist einige Jahre nach ihrer Scheidung vom Vater ihres Kindes eine neue Beziehung eingegangen, die ihr Lebensgefährte nach ca. zwei Jahren recht abrupt beendet hat. Er bleibt ihr Antworten schuldig und entzieht sich dem Kontakt. Zusätzlich kommt hinzu, dass Frau R. aufgrund von Teilzeitarbeit weniger verdient und sich die neue Wohnung, die sie vor gut einem Jahr zusammen bezogen haben, jetzt nach dem Auszug ihres Ex-Partners alleine nicht mehr leisten kann. Sehr geknickt, traurig, wütend, aber auch belastet durch Schuldgefühle und Ratlosigkeit kommt sie in die Beratung, ihre Gedanken kreisen nur mehr um das belastende Ereignis, sie schlafe sehr schlecht.

In der ersten Phase der Beratung arbeitet sie mit der Beraterin daran, wie sie Entlastung finden kann, sodass sie sich gedanklich nicht mehr ständig mit dem Thema befassen muss. Im Weiteren reflektiert sie über ihre Beziehung und deren Verlauf, in dem es durchaus Warnsignale gegeben hat, die sie heute anders interpretieren kann. Auch kann sie mit der Zeit für sich differenzieren, was ihr Anteil am Verlauf der Beziehung war und was mit ihr selbst nichts tun hatte. Ein von ihr anfänglich sehr gewünschtes (eigentlich gefordertes) Treffen der Aussprache mit dem Expartner kommt nicht zustande, doch nach telefonisch stattfindenden Kontakten mit ihm tritt dieser dringende Wunsch auch in den Hintergrund, sie kann dies akzeptieren. Im weiteren Verlauf schafft sie es mit dem Expartner gemeinsam den Mietvertrag aufzulösen und eine kleinere, für sie gut leistbare Wohnung in der Nähe zu finden. Im Rahmen der Aufarbeitung dieser Trennung entwickelt Frau R. wieder mehr Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein sowie Lebensfreude und Motivation, was nicht zuletzt auch für ihr Kind eine Entlastung bedeutet.

Neue Netzwerke gegen Einsamkeit!

Frau HR kommt in die Beratung und berichtet, dass sie seit der Coronakrise so einsam ist, weil sie viele Kontakte verloren hat. Frau HR ist 78 Jahre alt, Witwe und ihr einziger Sohn wohnt im Ausland mit seiner Familie. Früher hat sie ihren Sohn 4 – 6 Mal im Jahr gesehen, in den letzten zwei Jahren konnte er gar nicht nach Österreich kommen. Sie berichtet, dass sie nur eine Freundin hat, mit der sie sich öfter trifft, aber die sieht sie jetzt auch kaum mehr. Frau HR erzählt außerdem, dass sie früher sehr aktiv war im Pfarrgemeinderat und mitgeholfen hat beim Firmunterricht der Pfarre. Als ehemalige Lehrerin war sie immer gerne mit Kindern und Jugendlichen zusammen. Frau HR ist noch sehr rüstig und sagt selbst von sich, dass sie noch „Bäume ausreißen“ könnte.

Die Beraterin fragt bei Frau HR nach, was sie sich in ihrer Situation wünschen würde und gemeinsam erstellen sie eine Liste von Dingen, die Frau HR Freude machen. Die Beraterin bietet ihr an, dass sie auch Kontakt zur Nachbarspfarre herstellen und dort fragen kann, ob sie nicht jemanden bräuchten, der in der Pfarre mithilft. Zusätzlich wird ihr als Tätigkeitsfeld der „Omadienst der Caritas“ vorgestellt, der immer wieder ehrenamtliche ältere Damen sucht, die freiwillig Kinderbetreuung übernehmen. Auch hier bietet die Beraterin an, den Kontakt herzustellen. Sie vereinbaren einen weiteren Beratungstermin in zwei Wochen. Frau HR verlässt die Beratung sehr freudig und hoffnungsvoll und sagt, dass sie nun wieder Hoffnung gefunden hat neue Kontakte und Netzwerke zu finden.

Beratungstermin trotz großer Ängste!

Frau JR kommt in die Beratung und berichtet von vielen Ängsten, die sie kaum bewältigen kann und an die Wohnung fesseln. Frau JR ist iranische Staatsbürgerin, ca. 50 Jahre alt, lebt alleine in ihrer Wohnung und ist arbeitslos. Sie verfügt dadurch über geringe finanzielle Mittel. Sie berichtet, dass sie sich oft einsam fühlt und zurzeit kaum Kontakt zu Menschen hat.

In einem ersten Gespräch versucht die Beraterin Frau JR´s Lebensgeschichte zu erfahren. Da sie schon als Kind viele schlechte Erfahrungen gemacht hat, fällt es ihr schwer die Zukunft optimistisch zu sehen. Außerdem versucht die Beraterin im Erstgespräch mehr Details über die Ängste von Frau JR zu erfahren. Sie schildert, dass sie in letzter Zeit aufgrund der Ängste – bis auf Einkaufen – das Haus nicht mehr verlassen hat. Die Beraterin versucht in einem ersten Entlastungsgespräch ihr vor Augen zu führen, dass es wichtig wäre, dass Sie wieder ihr normales Leben zurückbekommt, um arbeiten gehen zu können, Menschen treffen zu können. Frau JR freut sich und sieht es als großen Erfolg für sich, dass sie zur Beratung gekommen ist und dass sie nun wirklich in ihr „altes Leben“ zurückfinden möchte. Ihr ist es ein großes Anliegen, gleich ein weiteres Beratungsgespräch zu vereinbaren. 

Von Trennungsgedanken zu einem gemeinsamen Hochzeitstermin!

Frau NT und Herr BA kommen in die Beratung um für sich herauszufinden, ob sie heiraten oder sich trennen sollen. Sie sind seit 8 Jahren ein Paar und wohnen in einem gemeinsamen Haus. Beide sind ca. 30 Jahre alt und beruflich erfolgreich. Frau NT schildert, dass in letzter Zeit der liebevolle Umgang in der Beziehung verloren gegangen ist und dass sie nicht mehr weiß ob Herr BA wirklich der Mann für ihr Leben ist. Herr BA wiederum schildert, dass es in letzter Zeit viele Konflikte gibt und er das Gefühl hat, dass Frau NT immer besser als er sein möchte. Das nervt ihn sehr, weil er immer das Gefühl hat „nicht gut genug“ für sie sein zu können.  Frau NT merkt auch an, dass sie sich durchaus ein Leben „ohne Kinder“ vorstellen könnte, was für Herrn BA nicht in Frage kommt.
Nach mehreren Beratungen finden die beiden wieder einen guten Weg der Kommunikation miteinander und können sich einige Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind, verzeihen. Sie beschließen ganz neu anzufangen und berichten in der letzten Beratungseinheit, dass sie schon einen Hochzeitstermin festgelegt haben.

Berichtet von Brigitte Schmid