Rund um die Uhr Familie. Obwohl Eltern an Multitasking gewöhnt sind und normalerweise viele Dinge unter einen Hut bringen können, fehlt ihnen derzeit oftmals das Rüstzeug für die zusätzlichen täglichen familiären Herausforderungen und Belastungen. Wie können Sie als Eltern Ihren Kindern und Lieben trotz alledem genügend Halt und Zuversicht geben? Ich möchte Sie dabei unterstützen, die Basis dafür zu legen, wie Sie das enge Zusammenleben als Familie täglich ein bisschen besser gestalten und bewältigen können.
Bei uns zu Hause ist z.B. unser Sohn von einem Tag auf den anderen mit seiner jungen Familie eingezogen. Als Großeltern ist es uns wichtig, dass unsere Enkelkinder unseren Garten nützen können. Wegen der angekündigten Beschränkungen und um der räumlichen Enge einer kleinen Wohnung zu entkommen, wurde kurzerhand ein Wohnkeller mit eigenem Eingang eingerichtet. Unsere Schulkinder sind seither bis am frühen Nachmittag mit Hausaufgaben befasst, wir Eltern mit Homeoffice beruflich mehr als eingedeckt.
Was wir alle dabei erkannt haben: die Umstellung auf die veränderte Situation braucht sehr viel Zeit – und die wollen wir uns gegenseitig geben. Die neue Lage anzunehmen so wie sie ist, ist für jeden von Ihnen eine große psychische Leistung und erfordert Ihre ganze Kraft. Seien Sie daher nachsichtig mit sich und Ihren Lieben.
Gerade in Zeiten der Verunsicherung ist eine lebenswichtige Grundmotivation so wichtig – nämlich die, gut da-sein-zu-können – ohne Bedrohung. Dafür brauchen Sie konkret 3 Dinge – nämlich ausreichend SCHUTZ, RAUM, HALT:
SCHÜTZEN SIE SICH UND IHRE LIEBEN: Kinder suchen in Zeiten der Verunsicherung ganz natürlich Zuflucht bei ihren Eltern – oder machen auf sich aufmerksam, werden unruhig, quirlig – beides ist jetzt normal und durchaus in Ordnung. Nehmen Sie sich Zeit, ihnen diese Nähe zu geben.
Sie dürfen sich dieses Schutzbedürfnis nach Angenommen-sein aber auch selbst eingestehen – suchen Sie ausreichend Kontakt zu ihren Lieben und tauschen Sie sich wo möglich persönlich und über Social Media aus.
RAUM:
Sichern Sie jedem Familienmitglied einen guten Raum zum Arbeiten und Spielen und ausreichend Raum für Bewegung. Je nach Ihren Möglichkeiten – auch ein Workout im Wohnzimmer kann jetzt der ganzen Familie Spaß machen und den fehlenden Turnunterricht ein wenig ersetzen.
Überlegen Sie miteinander: Gibt es für jedes Familienmitglied eine Privatsphäre und einen guten Rückzugsraum?
Ein guter Raum ist außerdem ein Raum, wo wir unsere Emotionen schützen vor Vorwürfen oder Wut oder überbordenden Konflikten. Jeder ist selbst dafür verantwortlich, wie er/sie mit seinen/ihren Emotionen umgeht. Es macht Sinn, die allgemeinen Wohnräume vor negativen Emotionen abzuschirmen und Konflikte z.B. nicht im Wohnzimmer auszutragen. Auch „Corona freie“ Zeiten beim Essen senken den Stresspegel.
Sichern Sie sich schließlich einen Raum für Entspannung und Ruhe – zum Beispiel für ein Buch, das sie längst schon lesen wollten. Für gläubige Familien kann das Familiengebet eine wichtige Ressource sein, die allen Halt und neues Vertrauen schenkt.
HALT – Die Realität schenkt uns allen neuen Halt:
Führen Sie, wenn Sie ängstlich oder unsicher sind, einen täglichen kurzen Faktencheck durch. Gehöre ich zur Risikogruppe? Habe ich meine Außenkontakte eingeschränkt? Ernähre ich mich gesund? Übe ich Sport aus? Aber auch jene, die die Maßnahmen als übertrieben oder absurd bezeichnen, können sich auf einem hohen Erregungsniveau befinden, ohne es selbst zu merken. Jeder Mensch hat andere Schutzmuster. Wir reagieren sehr unterschiedlich, um wieder Kontrolle zu erlangen. Ob ängstlich oder ruhig und souverän – feststeht, dass die Ausnahmesituation noch besteht und uns allen sehr viel psychische Kraft kostet.
Holen Sie Information aus gesicherten Quellen ein und beschränken Sie das Ausmaß! Nur so werden Sie wieder alltagstauglich und können Ihrer Familie Ruhe und Sicherheit vermitteln.
Schaffen Sie eine maßgeschneiderte Tagesstruktur – lassen Sie sich ausreichend Zeit, um Ihre Abmachungen auf Alltagstauglichkeit hin zu überprüfen, und – ganz wichtig – beziehen Sie Ihre Kinder altersentsprechend ein, zB. mit einer Familienkonferenz! Dann fühlt sich jeder wichtig, jeder ist gefragt. Ihrer Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Ich wünsche Ihnen viel Schutz, Raum und Halt und in alledem auch viele schöne und kreative Momente, ihre Petra Ganneshofer