FR / Lebensende: Politiker fordern Legalisierung von Sterbehilfe
IEF, 16.4.2018 – In Frankreich fordern Politiker der Macron-Partei LREM und anderen Abgeordneten die Legalisierung von Sterbehilfe (Tötung auf Verlangen oder Beihilfe zum Selbstmord) ab 2019. Weitere Themen wie Leihmutterschaft, Pränataldiagnostik oder künstliche Intelligenz werden ebenso debattiert. Die Regierung will im Herbst einen Vorschlag zur Überarbeitung der Bioethikgesetze vorlegen.
Das berichtet das Wiener Bioethikinstitut IMABE in seinem aktuellen Newsletter und verweist auf einen offenen Brief des LREM Abgeordneten Jean-Louis Touraine und 155 weiteren Abgeordneten in der Tageszeitung Le Monde. Eine Legalisierung von Sterbehilfe entspreche dem Respekt vor der Autonomie des Menschen, der frei über seinen Körper verfügen könne, argumentieren die Politiker.
Kritik übte die Präsidentin der Französischen Gesellschaft für Begleitung und Palliative Care (SFAP), Anne de la Tour. Die Folge einer Legalisierung von Sterbehilfe, sei ein Rechtfertigungsdruck auf Familien und Einzelpersonen, der „mehr innere Konflikte, familiäre Spannungen und Schuldgefühle“ hervorrufe. Wie ein der giftige Apfel des Schneewittchens, der nach außen hin schön aussehe, entpuppe er sich allerdings als giftiger Traum, der in den Tod führt. Genau diesen Traumtod würden sich Euthanasie-Befürworter wünschen: „… einen Tod, der im weißen Kittel kommt, die tödliche Injektion verabreicht oder die Tablette gibt, mit sofortiger Wirkung, ohne die Leiden und Unannehmlichkeiten, die jedes ‚Sterben’ bedeutet“. Die Legalisierung der Tötung auf Verlangen sei für de la Tour ein Ausdruck der Fiktion jeder lebe nur für sich selbst, übe nur seine „Souveränität“ aus und müsse alles „kontrollieren“.
Statt einer Legalisierung der Sterbehilfe forderte SFAP die Umsetzung der bestehenden Gesetze zur Palliativbetreuung. Ein entsprechendes Manifest der Fachkräfte in der Palliativpflege, die bereits von knapp 20.000 Personen unterschrieben wurde, sprach sich ebenso gegen den Vorstoß der Politiker aus.
Erzbischof Pierre d’Ornellas von Rennes bezeichnete währenddessen aktive Sterbehilfe als Niederlage. Wie Vatican News berichtet, hatte der Rat für Wirtschaft, Soziales und Umwelt einen Bericht veröffentlicht, in dem er die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe und den assistierten Suizid befürwortet. D´Ornellas kritisierte, dass der Bericht keine ethische Reflexion enthalte und weder auf das Leiden, die Freiheit der Person und ihre sozialen Bindungen noch auf die Rolle der Medizin eingehe. Eine Legalisierung der Sterbehilfe sei auch dann falsch, wenn zugleich ein Ausbau der Palliativmedizin stattfinde, betonte der Erzbischof. „Begleitung bis zum natürlichen friedlichen Tod ist ein Sieg”, so D´Ornellas.