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AT / Lebensende: Der Ausbau mobiler Pflege als Antwort auf den Pflegenotstand in Österreich

IEF, 25.02.2019 – Studien proklamieren seit längerem einen massiven Anstieg der Pflegebedürftigen. Die Regierung versucht mit einem Masterplan zu reagieren.

Wie unter anderem IMABE in einem Bericht über eine aktuelle WIFO Studie herausstreicht, fehlten jedoch schon jetzt zahlreiche Pflegekräfte. Ursula Frohner, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, etwa beziffert die Zahl gegenüber dem ORF mit 6.000. Laut WIFO Studie, die im Auftrag des Hilfswerks Österreich erstellt wurde, ist davon auszugehen, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in Österreich von derzeit 450.000 auf 750.000 bis zum Jahr 2050 ansteigen wird.

Reform des Pflegewesens

Dem Pflegenotstand möchte die österreichische Regierung mit einem „Masterplan“ zur Reform des Pflegewesens begegnen, der bis Ende des Jahres vorliegen soll. Der Pflegeberuf, der mit hohen körperlichen und seelischen Anforderungen verbunden ist,  soll – insbesondere finanziell –  attraktiver und die Finanzierung nachhaltiger gestaltet werden. Zudem möchte die Regierung bis Mitte des Jahres eine Registrierung aller Fachberufe vornehmen, um den tatsächlichen Bedarf an Pflegekräften zu eruieren.

Altenpflege als Kostenfaktor

Die geplante Reform ist selbstredend mit weiteren Ausgaben verbunden. Sollte sich an der Hospiz- und Palliativversorgung jedoch nichts ändern, ist bis 2030 mit einer Kostensteigerung von fast 81 Prozent und bis ins Jahr 2050 von fast 332 Prozent zu rechnen. Haben wir es derzeit mit Ausgaben in Höhe von 2,09 Milliarden Euro im Pflegewesen zu tun, würden die Kosten bis 2050 damit auf 9,05 Milliarden Euro ansteigen.

Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, zeigt sich jedoch gegenüber der ganzen Woche zuversichtlich. “Es heißt immer, Pflege ist so teuer. Aber wir müssen die Situation volkswirtschaftlich betrachten. Studien zeigen, dass 70 Prozent aller Investitionen über Steuern und Sozialversicherungsbeiträge wieder an den Staat zurückgehen. Zusätzlich sind Sozialbetreuungs-und Pflegeberufe ein regelrechter Konjunkturmotor. Altenpflege ist also nicht nur ein Kostenfaktor. Alte Menschen, die Pflege brauchen, überhaupt als Kostenfaktor darzustellen, ist würdelos. Ältere haben ihren Beitrag geleistet. Es muss eine Selbstverständlichkeit sein, sie gut zu versorgen”, so Moser.

Ausbau der mobilen Pflege

Einen Ausweg aus dem Pflegenotstand zeigt auch die bereits erwähnte Wifo-Studie. Berechnungen zufolge könnte man jährlich 664 Millionen Euro durch einen 20-prozentigen Ausbau der mobilen Pflegedienste einsparen. Auch der Bedarf an Pflegepersonal würde sich bis zum Jahr 2050 dadurch um 15.400 Mitarbeiter verringern.

Fachleuten und Wohlfahrtsvereinen fordern daher einen Ausbau mobiler Pflegedienste, die Anhebung des Pflegegeldes für Betroffene und die Schaffung besserer Bedingungen für Pfleger. In einer Presseaussendung lobte etwa das Hilfswerk Österreich den Masterplan der Regierung, mit der auch die Pflege zu Hause stärker unterstützt werden solle. Dafür brauche es auch mehr Unterstützung für pflegende Angehörige, die immer wieder überfordert seien.

Die WIFO-Studie etwa habe ergeben, dass zurzeit 84 Prozent der Pflegebezieher zu Hause betreut werden, der Großteil davon allein durch Angehörige, gut über 30% durch Unterstützung mobiler Dienste wie Hauskrankenpflege, Heimhilfe oder mobile Therapie. Lediglich fünf Prozent nützen die 24-Stunden-Betreuung.

„Die 24-Stunden-Betreuung ist zweifellos wichtig, wird aber in der politischen und öffentlichen Diskussion quantitativ völlig überschätzt, während die mobilen Dienste in ihrer Bedeutung und Funktion für die Pflege und Betreuung zu Hause oft zu wenig wahrgenommen werden. Mobile Dienste ermöglichen über 30% der Pflegebedürftigen, die daheim betreut und gepflegt werden, den Verbleib im eigenen Zuhause. Und sie sind ausschlaggebend dafür, ob und wie pflegende Angehörige mit ihren Herausforderungen zu Recht kommen.“, erläutert Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin von Hilfswerk Österreich. Sie ist überzeugt: „Der gezielte und beherzte Ausbau der mobilen Dienste samt innovativer Möglichkeiten – wie beispielsweise einer mehrstündigen Tagesbetreuung zu Hause – wird entscheidend für den Erfolg dieser Pflegereform sein.“

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