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AT / Menschenrechte: „Menschenhandel ist mitten unter uns pure Realität“

IEF, 14.3.2018 – Die Bekämpfung von Menschenhandel stand im Mittelpunkt der diesjährigen Jahrestagung der Höheren Ordensoberinnen Österreichs.

Wie kathpress berichtet trafen sich vor einigen Tagen die Ordensoberinnen der Frauenorden in Vöcklabruck und befassten sich insbesondere mit der Thematik Menschenhandel. Einige der Orden sind selbst aktiv im Kampf gegen Menschenhandel. Sr. Patricia Erber, Leiterin von „Solwodi Österreich“ (Solidarität with woman in distress) betonte, wie wichtig es sei, sich der Brisanz und der Aktualität bewusst zu sein. Ihr Verein bietet Schutz und Beratung für Prostituierte an, die aus Not zu der Tätigkeit genötigt wurden.

Sr. Maria Schlachter verwies auf den Umfang und die Umstände, unter denen Menschenhandel auch in Österreich stattfindet. 96% der Prostituierten hierzulande stammten aus Osteuropa. Im Schnitt würde ein Menschenhändler rund 120.000 € pro Jahr an einer Person „verdienen“. Schlachter betonte dennoch, dass nicht jede Prostituierte gezwungen werde, ihren Körper zu verkaufen. Es sei nicht möglich zu sagen, wie viele Frauen in Österreich zur Prostitution genötigt werden oder dieser Tätigkeit „freiwillig“ nachgehen würden. Berichte wie im Sommer 2017 über die Befreiung von 12 Frauen in Österreich und über 910 weitere „potenzielle Opfer von Menschenhändlern“ in weiteren 21 europäischen Ländern, lassen das Ausmaß der „modernen Sklaverei“ erahnen. „Menschenhandel ist mitten unter uns pure Realität,“ so Sr. Maria Schlachter. Sr. Anna Mayrhofer, die für die Schutzwohnung des Vereins „Solwodi“ in Wien zuständig ist, betonte, wie wichtig es sei, für diese Frauen vor allem zunächst einmal Zeit zu haben, ihr Selbstwertgefühl aufzubauen und zusammen mit ihnen neue Lebensperspektiven zu entwickeln.

Die Regierung kennt die Problematik und setzte in der Vergangenheit eine eigene Task Force Menschenhandel ein, da Österreich sowohl Ziel- also auch Transit-Land von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung von Frauen ist. Auch der neuen Regierung ist das Thema Menschenhandel ein Anliegen. Im Regierungsprogramm ist die „[e]ntschlossene Bekämpfung von Schlepperei und Menschenhandel und der damit verbundenen irregulären Migration“ vorgesehen.

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