AT_DE / Familie: Nicht Behinderungen behindern, sondern das System
IEF, 9.1.2018 – In einem bewegenden Gastkommentar in der Tagespost schildert eine österreichische Mutter kurz vor Weihnachten 2017 die Lebensgeschichte ihrer schwerkranken Tochter, die mit 10 Monaten starb. Katharina Brandner erzählt vom Umgang und der Liebe zur Tochter einerseits und den zermürbenden Verfahren mit den Behörden andererseits. Sie resümiert: „Wir sind nie an unserer Tochter verzweifelt, sehr wohl aber an den Behörden.“
Ebenso systemkritsch schreibt die 13-jährige Autistin Joscha Röder in einem Gastkommentar bei der Zeit im Sommer 2017. Sie setzt sich in ihrem Beitrag kritisch mit Inklusion auseinander („Inklusion scheint in Deutschland ein wildes Durcheinander“), hinterfragt aber vor allem die Einstellung der Mitmenschen gegenüber Behinderung. Joscha Röder, die als 100 % behindert gilt, hat den Beitrag als Reaktion auf einen anderen Bericht geschrieben und er wurde nicht verändert.
„Ich habe Angst, wenn es heißt, wir seien zu teuer. Papa sagt, ich solle nachdenken: Wie viele Menschen lebten davon, dass es Menschen wie mich gibt? Wie viele Beamte und Angestellte, wie viele Ärzte, wie viele Betreuer? Daran musste ich denken, als ich den Artikel von Stefanie Flamm las: Wie viel verdient eine Schulärztin, die Sätze von sich gibt, dass ein Down-Syndrom-Junge doch überhaupt nichts lernt? Wann lernt sie etwas? Sie sollte 20, 30 Jahre in die Zukunft schauen. Vielleicht sieht sie sich im Altenheim, wie sie (…) vergesslich ist. Auf Verständnis, Unterstützung und Toleranz angewiesen.“