Sexting - in der Prävention wird oft am falschen Punkt angesetzt.
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US / Sexualerziehung: Neue Studien zum Thema Sexting – „Fragt nicht nach Nacktbildern!“

IEF, 20.1.2018 – Erst vor kurzem berichtete das Institut für Ehe und Familie (IEF) über die Problematik und Auswirkungen von Sexting. Nun weisen zwei US-amerikanische Studien darauf hin, dass in der Prävention oft am falschen Punkt angesetzt wird.

Das Versenden von erotischen Fotos über social-media ist ein weit verbreitetes Phänomen. Sehr oft kommen die intimen Fotos im Nachhinein in Umlauf und werden für ein größeres Publikum sichtbar, worunter die betroffenen Personen immer wieder stark leiden. In Österreich ist Sexting ab dem 14. Lebensjahr erlaubt. Meist wird in der Prävention vor allem davor gewarnt, gar nicht erst erotische Aufnahmen von sich selbst zu machen bzw diese dann zu verschicken. Die Autorinnen der beiden aktuellen Studien zeigen nun auf, dass dieser Punkt in der Präventionsarbeit nur die eine Seite der Medaille sein kann. Sowohl Sarah E. Thomas  von der Northwestern University Annenberg Hall als auch Lauren A. Reed  von der University of California weisen in ihren Studien darauf hin, dass vor allem männlichen Jugendlichen beigebracht werden sollte, gar nicht erst nach entsprechenden Aufnahmen zu fragen, da dies junge Frauen oft unter Druck setze und verunsichere.

Viermal öfter als Mädchen setzten männliche Jugendliche junge Frauen unter Druck, ihnen Nacktaufnahmen von sich zu schicken, so Read in ihrer Studie „Gender matters: Experiences and consequences of digital dating abuse victimization in adolescent dating relationships“. Weil Mädchen in der Pubertät jedoch insbesondere auf Beziehungen und romantische Ideale fokussiert seien, fänden diese sich dann in einer Dilemma-Situation wieder, so Thomas. Entweder sie lieferten dem Druck machenden Partner die Bilder oder aber sie riskierten das Ende der Beziehung. Oft folgten sie dem ersten emotionalen Impuls, die Beziehung erhalten zu wollen, so die Wissenschaftlerin. Zahlreiche Mädchen berichteten im Rahmen der Datenerhebungen, zum Versenden von Nacktfotos gedrängt worden zu sein.

Die Ergebnisse zeigen deutlich: nur über das Versenden von Fotos mit den Jugendlichen zu reden reicht nicht aus. In einem aktuellen Artikel der New York Times ruft die Autorin Lisa Damour Jugendliche auf, gar nicht erst nach Nacktfotos zu fragen. Es müsse thematisiert werden, dass bereits das Drängen einer anderen Person zur Aufnahme von Nacktfotos als Grenzüberschreitung zu werten sei.

Eltern und Pädagogen können also einen wichtig Beitrag dazu leisten, oben beschriebene Situationen und Vorgänge zu vermeiden, indem sie nicht nur vor dem Versenden von Bildern warnen, sondern auch deutlich machen, dass unter Druck setzen des Anderen bereits grenzüberschreitendes Verhalten ist. Eltern kommt hier eine große Verantwortung und wichtige Aufgabe zu, die größtenteils von den Jugendlichen geschätzt werden dürfte. Das IEF erwähnte in einem vergangenen Bericht bereits, dass Jugendliche sich oft sogar wünschten, mit ihren Eltern mehr über schwierige Fragen rund um das Thema Sexualität und Beziehung zu reden.

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