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AT / Reproduktionsmedizin: Neue Studie zu Präimplantations- und Polkörperdiagnostik zeigt ernüchternde Ergebnisse

IEF, 10.10.2018 – Eine aktuelle Studie zeigt, dass genetische Untersuchungen von Eizellen (Polkörperdiagnostik) die Chance auf ein Baby nicht erhöhen können.

Die Polkörperdiagnostik (PoD)wird im Rahmen der In-Vitro-Fertilisation durchgeführt. Dabei werden Polkörper der Eizelle, die sich während des Befruchtungsvorgangs von der Eizelle ablösen, auf Gendefekte untersucht. Polkörper spiegeln den Chromosomensatz der Eizelle, weswegen man davon ausgeht, dass man aus ihrer Untersuchung Rückschlüsse auf den Chromosomensatz der Eizelle ziehen kann. Insbesondere geht es bei den Untersuchungen um sogenannte Aneuploidien, also zahlenmäßige Veränderungen der Chromosomen, die oft ursächlich für die Unfruchtbarkeit eines Paares sein können.

Eine von der European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) in Auftrag gegebene Studie kam nun zum Schluss, dass die Zahl der Lebendgeburten nach Durchführung einer Polkörperdiagnostik – entgegen früherer Hoffnungen – nicht erhöht wird. Ebenfalls umstritten als Methode zur Erfüllung des Kinderwunsches ist die Präimplantatiosdiagnostik (PID). Bei der PID werden Embryonen vor Transfer in den Mutterleib genetisch untersucht. Zahlreiche Studien haben auch in diesem Fall keine Korrelation zwischen dem Einsatz der Diagnostik und der Baby-Take-Home-Rate festgestellt. Diese Ergebnisse stellen damit die weitverbreitete Praxis, wonach älteren Frauen diese Diagnostiken häufig als Privatleistung mit Kosten bis zu 2.000 Euro, angeboten werden, infrage, meint dazu Mag. Susanne Kummer vom Institut für medizinische Anthropologie und Bioethik (IMABE).

Dass die In-Vitro-Fertilisation selbst weiterhin eine sehr geringe Erfolgsrate aufweist und dabei mit viele Risiken und Nebenwirkungen verbunden ist, sei auch aus dem Report des österreichischen IVF-Registers erkennbar, so Kummer. Die häufigsten negativen Konsequenzen sind die hormonelle Überstimulation und die Eileiterschwangerschaft, die beide eine enorme Gefährdung für die Gesundheit der Frau darstellen. Kummer bemängelt in dem Zusammenhang auch, dass der Report nicht auf die niedrige, bei etwa 26,4 % liegende Baby-Take-Home-Rate in den österreichischen IVF-Vertragszentren hinweist. Die Ethikerin beanstandet zudem, dass der Report wichtige Daten bzgl. negativer Vorkommnisse, wie etwa der Anzahl an Fehlgeburten oder Totgeburten, nicht ausweist.

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