AT / Politik: Aufruf zu Gewissensbildung und Gebet
IEF, 26.9.2017 – Anlässlich der bevorstehenden Nationalratswahl am 15.10.2017 veröffentlichte die Katholische Hochschulgemeinde Wien einen „Leitfaden zur Gewissensbildung für christliche Wähler“. In Rom rief währenddessen Papst Franziskus alle Gläubigen zum Gebet für die Regierenden auf.
Leitfaden zur Wahl
Die knappe Broschüre geht auf sieben im Wahlkampf entscheidende Themen ein: Ehe, Familie, Erziehung – Solidarität – Umweltschutz – Gender-Theorie – Abtreibung und Euthanasie – Religionsfreiheit – Informationsfreiheit. Ausgehend vom Evangelium und des kirchlichen Lehramtes wird Interessierten Orientierungs- und Entscheidungshilfe angeboten. Im Vorwort der Broschüre wird betont, dass es nicht Aufgabe der Kirche sei Parteipolitik zu betreiben, vielmehr ermutige sie junge Menschen zu politischem Engagement. Ferner erkenne die Kirche das Wahre, Gute und Schöne in jedem Menschen und in jeder Partei an. Der Würde des Einzelnen bestehe in der Freiheit, nach dem eigenen Gewissen handeln zu können. Freiheit bedeute allerdings nicht das Recht zur Beliebigkeit. An dieser Stelle wird Papst Johannes Paul II. zitiert, als er 1996 am Brandenburger Tor eine Ansprache hielt: „Freiheit ist kein Freibrief! Wer aus der Freiheit einen Freibrief macht, hat der Freiheit bereits den Todesstoß versetzt. Der freie Mensch ist vielmehr der Wahrheit verpflichtet.“ Am Freitag, 6. Oktober, soll der Text um 20.30 Uhr im Wiener Café Caspar (Grillparzerstraße 6) bei einer Podiumsdiskussion mit Vertretern der Politik vorgestellt werden.
Papst ruft zu Gebet für Regierenden auf
In der Frühmesse am 18.9.2017 in der Vatikankapelle Santa Marta rief Franziskus die Gläubigen zum Gebet für die Regierenden auf. Er riet allerdings auch den Regierenden zu beten. Ein Politiker, der an Gott glaubt, sollte für das „Gemeinwohl des Volkes, das ihm anvertraut ist“ beten. Durch das Gebet bleibe den Regierenden bewusst, dass ihre Macht nur vom Volk übertragen sei und letztlich von Gott stamme. “Wenn ein Regierender dieses Bewusstsein des Untertan-Seins hat, dann betet er”, sagte Franziskus. Atheistische oder agnostische Politiker wiederum sollten sich ihrem Gewissen und “den weisen Menschen des Volkes” stellen, keinesfalls aber nur “kleinen Grüppchen” ihrer eigenen Partei.
Die Gläubigen wiederum ermahnte der Papst, für die Politiker zu beten: „Wir können die Regierenden nicht allein lassen, wir müssen sie mit unserem Gebet begleiten.“ Es sei wichtig, gerade auch für die Politiker zu beten und Buße zu tun, die falsch handelten, so der Papst. Am Ende der Predigt lud er die Anwesenden zur Gewissenserforschung ein: „Ich bitte Sie um einen Gefallen. Jeder von Ihnen nehme sich fünf Minuten Zeit heute, nicht mehr. Wenn er selbst ein Regierender ist, dann möge er sich fragen: Bete ich zu dem, der mir durch das Volk die Macht verliehen hat? Und wenn er kein Regierender ist: Bete ich eigentlich für die Herrschenden? Oder nur für den einen oder anderen, die mir zusagen, aber für die anderen nicht? Dabei haben die es doch eigentlich noch nötiger… Bete ich für alle Regierenden? Und wenn Sie bei Ihrer Gewissenserforschung feststellen, dass Sie noch nie für die Regierenden gebetet haben, dann tragen Sie das in die Beichte – denn es ist eine Sünde, nicht für die Regierenden zu beten.“
Lesen Sie hier den Bericht über das 1. Gebetsfrühstück im Parlament.