DE_INT / Medien: Pornografie-Portale bekommen rechtliche Probleme
IEF, 14.04.2020 – Gleich mehrere Initiativen in verschiedenen Ländern nehmen sich die großen Pornografie-Portale vor.
Die aktuelle Coronakrise führt laut einem Bericht im Stern zu vermehrten Zugriffen auf Pronografieportale. Diese Portale stellen Seiten zur Verfügung, auf denen Anbieter ihre Filme hochladen können. Die Filme stehen den Nutzern für gewöhnlich gratis zur Verfügung. Geld verdient der Plattformanbieter über die auf den Seiten eingeblendete Werbung. So verzeichnete „pornhub“, die größte dieser Plattformen, die zu dem IT-Unternehmen Mindgeek gehört, laut einem Artikel im ZeitMagazin schon am 12. März einen Anstieg der Besucher um 57%.
Bisher hat noch keine Regierung darauf reagiert, dass die Pornografieportale durch verstärkt angebotene Premiuminhalte und durch die gestiegene Nutzung aktuell mehr Bandbreite benötigen. Andere Anbieter von Streamingdiensten wie Netflix und Co müssen angesichts der Corona-Krise die Qualität ihrer Videos herabsetzen, um mehr Bandbreite für die wichtige digitale Infrastruktur freizuhalten. Diese Inaktivität von öffentlicher Seite irritiert besonders angesichts zahlreicher Berichte zu den negativen Folgen des Pornografiekonsums auf die Gesellschaft (auch das IEF hat bereits berichtet).
Pornhub drohen rechtliche Probleme
In diesem Zusammenhang hält etwa Die Welt Ende März in einem Artikel fest, dass es unter Fachleuten längst unstrittig sei, dass Pornokonsum der kindlichen Psyche schade. Dem würde die deutsche Gesetzeslage grundsätzlich auch entsprechen, demnach Pornografie erst Volljährigen zugänglich gemacht werden dürfe. Laut dem Direktor der Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen (LfM) Tobias Schmid sehe die Realität jedoch anders aus, da „jeder 12-Jährige an seinem Smartphone Hardcore-Sex anschauen“ könne.
Entgegen der Einschätzung des nordrhein-westfälischen Familienministeriums aus dem Vorjahr geht das LfM davon aus, dass man auch „Anbieter mit Sitz im Ausland“ durchaus „ordnungsrechtlich“ belangen kann und hat erstmals einem solchen Anbieter einen Bescheid geschickt, der dazu auffordert das Alter eines jeden Website-Besuchers effektiv zu kontrollieren und nur Volljährigen Zugang zu gewähren.
Webseiten arbeiten mit Tricks um keine Altersprüfungen durchzuführen
Die meisten großen Webseiten würden eine rechtskonforme Version in Deutschland anbieten, auf der das Alter konsequent kontrolliert würde, so Schmid. Allerdings sei dies sehr einfach zu umgehen, da bloß eine internationale Variante der Seite aufgerufen werden müsse, die nicht in Deutschland „gemeldet“ sei. Aber auch diese Seiten würden ihre Inhalte explizit an deutsches Publikum richten, insbesondere könnte man alle Inhalte auch in deutscher Sprache lesen. Schmid fordert, dass daher auch auf diesen Seiten endlich ein effektiver Jugendschutz eingeführt werde. Sollte dies nicht freiwillig geschehen, würde man die Provider auffordern die Seiten abzuschalten und dieses auch vor Gericht erzwingen, „notfalls bis zur letzten Instanz“.
Petition aus den USA fordert, Pornhub abzuschalten
Ein weiterer Versuch, gegen Pornhub vorzugehen, zeichnet sich in den USA ab. Das Online-Magazin jetzt berichtet Anfang März von einer Petition, die in den USA gestartet wurde und eine Abschaltung des Portals zum Ziel hat. Grund dafür ist der Vorwurf, dass das Unternehmen die hochgeladenen Videos nicht ausreichend prüfe, besonders darauf, ob die Personen in den Videos alt genug sind und ob alle Handlungen freiwillig erfolgen. Der Stein des Anstoßes waren Berichte von über 50 Videos auf dem Portal, die ein 15-Jähriges Mädchen zeigten, das als vermisst gemeldet war.
Über einen ähnlichen Fall berichtete BBC News im Februar. Rose Kalemba wurde als 14-Jährige entführt und vergewaltigt. Videos von ihrer Tortur wurden unter anderem auf Pornhub hochgeladen und sie berichtet von ihren Problemen die Videos löschen zu lassen. Nachdem Kalemba mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen war, meldeten sich mehrere Frauen, die Ähnliches zu berichten hatten. (MM)