Leihmutterschaft in Asien
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INT / Reproduktionsmedizin: Leihmutterschaft erobert neuen Markt

IEF, 13.09.2020 – In Asien wird es zum Trend: Chinesen, Japaner und Koreaner beauftragen westliche Leihmütter.

Während das Konzept der kommerziellen Leihmutterschaft in Europa oftmals mit der Annahme verbunden ist, reiche, zumeist weiße Menschen aus westlichen Ländern beschäftigen Leihmütter aus ärmeren Ländern, scheint sich der Trend in Asien in eine andere Richtung zu entwickeln: immer mehr Chinesen, Japaner und Koreaner lassen sich von amerikanischen Leihmüttern Kinder austragen.

Leihmutterschaft seit Jahrhunderten existent

Ein Artikel im Magazin Bioethics beleuchtet diese neue Entwicklung, die ihre Anfänge jedoch bereits im 19. Jahrhundert genommen hat.

So war es in Korea bereits im vorletzten Jahrhundert üblich, dass Paare ohne männliche Nachkommen Leihmütter beschäftigten, die ihnen Söhne gebären sollten. Bereits seit der Ming-Dynastie war es chinesischen Männern erlaubt, mittels Vertrag die Ehefrau eines anderen für die Geburt eines Erben zu bezahlen. Obwohl dies seit Beginn des 19. Jahrhunderts verboten war, blieb es übliche Praxis. In Japan kannte man ein ähnliches System der Leihmutterschaft unter dem Namen mekake-bouko.

Leihmütter für christlichen Altruismus verehrt

Doch auch wenn die kommerzielle Leihmutterschaft in diesen Ländern heutzutage verboten ist, werden immer mehr Babys auf diesem Weg geboren. Während Leihmutterschaft von Asiaten anfangs nicht als ein altruistischer Akt der Leihmutter gesehen wurde, sondern im Sinne der historischen Anfänge als ein rein kommerzielles Geschäft, hat sich dieses Bild gewandelt. Westliche Leihmütter werden heutzutage für ihren Altruismus verehrt, dessen Ursprung in deren praktizierten Christentum liege. Ein prominentes japanisches TV-Paar, dem nach einer vorausgegangen Hysterektomie (operative Entfernung der Gebärmutter) eine kalifornische Leihmutter Zwillinge gebar, trug viel zur Entwicklung dieses Bildes bei: Die Bestellmutter, deren Begehren auf Eintragung als leibliche Mutter der Kinder vom japanischen Höchstgericht abgewiesen wurde, hatte die Leihmutter öffentlichkeitswirksam als „heilig“ bezeichnet.

Ein weiterer TV-Star, Izumi Maruoka, fand 2018 in Russland eine Leihmutter. In einem anschließenden Fernsehinterview behauptete auch sie, die Motivation der russischen Leihmutter beruhe auf deren Christentum. Maruokas Erklärung spiegelte den japanischen Mythos wider, dass „die wichtigste Motivation für viele weiße, westliche Frauen, Leihmütter zu werden, ihr Christentum“ sei.

Westliche Frauen kein Opfer von Ausbeutung

Solange die Leihmütter aus dem Ausland kommen, sei es in Japan tatsächlich nicht mehr umstritten, Kinder für andere Menschen auszutragen. Zu diesem Schluss kommt Yoshie Yanagihara, Professorin für Bioethik und Soziologie an der Tokyo Denki Universität. „Es gibt in Japan keine öffentliche Kritik an der Verletzung der Rechte von Leihmüttern aus diesen Ländern. In der zeitgenössischen japanischen Kultur sind Vorgänge, die den Körper einer Frau betreffen, nicht zu einem gesellschaftlichen Thema geworden, wenn der Anbieter des Körpers eine Weiße aus dem Westen ist“. Dr. Yanagiharas Forschung habe eine feministische Ausrichtung, ihre Botschaft sei einfach und klar: „Leihmutterschaft ist ausbeuterisch, wo auch immer sie stattfindet. Frauenkörper müssten überall geschützt werden, „unabhängig von Nationalität, ethnischer Zugehörigkeit, Hautfarbe oder Religion“.

Erneut Babys „gestrandet“

Auch die neuesten Entwicklungen belegen Asiens Trend hin zur Leihmutterschaft im Westen: dreißig Babys sind in St. Petersburg aufgrund der coronabedingten Reisebeschränkungen „gestrandet“. Sie warten auf ihre Abholung durch ihre Bestelleltern aus China. (KL)

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