US / Reproduktionsmedizin: Leihmutter kämpfte um Freigabe des eigenen Kindes
IEF, 9.11.2017 – Wie deutsche Medien unter Bezug auf New York Post berichten, soll sich in den USA bei einem Leihmutterschaftsvertrag folgender Fall ergeben haben: Um Geld zu verdienen, habe sich die US-Amerikanerin Jessica Allen, selbst schon Mutter von zwei Kindern, entschieden, für ein chinesisches Paar als Leihmutter ein Kind auszutragen. Nach Bestätigung der Schwangerschaft habe sie mit ihrem Ehemann, wie vertraglich bestimmt, ausschließlich Geschlechtsverkehr mit Verhütung gehabt. Im Zuge einer Routineuntersuchung seien im Ultraschall Zwillinge festgestellt worden. Für die Leihmutter vorerst eine ideale Situation, da die Auftraggeber für Zwillinge 5000 Dollar extra bezahlen sollten.
Die Babys wären unmittelbar nach der Geburt der Kinderwunsch-Mutter übergeben worden. Erst nach ein paar Tagen habe die Leihmutter ein Foto der Kinder zu Gesicht bekommen und dabei deutliche Unterschied zwischen den beiden erkannt. Eines der Kinder wies deutlich erkennbare chinesische Züge auf, das andere jedoch ähnelte mehr der Leihmutter und ihrem Mann. Ein durchgeführter Test habe dann auch bestätigt, dass die Babys unterschiedlicher DNA seien. Was äußert selten vorkommt, ist bei Jessica Allen eingetreten: sie wurde versetzt schwanger. Dieses Phänomen wird Superfötation genannt und kommt laut Wikipedia bei Menschen höchst selten vor.
Erst nach einem intensiven Rechtsstreit sei es Allen möglich gewesen, ihr leibliches Kind wieder zurückzubekommen. Das chinesische Paar hätte den Buben lieber zur Adoption freigeben wollen.
„Auf den ersten Blick scheint Leihmutterschaft für viele Frauen einfach verdientes Geld und eine mögliche Rettung aus persönlichen, finanziellen Krisen zu sein. Hinzu kommt für einige das positive Gefühl, Dritten einen heißersehnten Wunsch erfüllen zu können. Auf den zweiten Blick jedoch häufen sich ungeklärte Fragen, rechtliche Grauzonen und ethische Bedenken auf den unterschiedlichsten Ebenen.“, meint dazu Dr. Stephanie Merckens vom Institut für Ehe und Familie (IEF). Die Motivation einer Frau als Leihmutter zu arbeiten, sei bis auf wenige Ausnahmen finanzieller Natur, führt die Biopolitikerin aus. Besonders in Entwicklungsländern wie Indien, Bangladesch, Kolumbien etc. boome der Handel mit dem gemieteten Bauch. Dort stammten Leihmütter aus den ärmsten Schichten, seien mittellos, ungebildet und hätten oft keine Ahnung, auf was sie sich tatsächlich einließen. Das Angebot klinge einfach zu verlockend: durch Austragen eines Kindes das Vielfache des eigenen Gehaltes zu verdienen. Doch die Gesetze in den Entwicklungsländern seien meist lasch und schützten weder die Leihmutter noch das ungeborenen Kind.
Während in Industrieländern die Leihmutterschaft oft als lediglich eine weitere Form der Reproduktion diskutiert werde, versuchten Entwicklungs- und Schwellenländer immer öfter, durch strengere Gesetze dem internationalen Reproduktionstourismus einen Riegel vorzuschieben, wie das IEF bereits berichtete. Allzu oft entpuppe sich dieser nämlich als nichts anderes als eine neue Form der Unterjochung armer Bevölkerungsschichten durch westliche Auftraggeber, so Merckens. Für Merckens bedeute Leihmutterschaft immer eine Instrumentalisierung des weiblichen Körpers durch Dritte und eine Degradierung des Kindes als Ware. Das IEF fordert daher mit einer steigenden Zahl an internationalen Initiativen ein internationales Verbot jeglicher Leihmutterschaft.