NL / Gender: Niederländische Kampagne wirbt mit „Lasst Buben Buben sein“
IEF, 20.9.2017 – Bereits im Juli initiierte die unabhängige Medienagentur SIRE in den Niederlanden eine Kampagne mit dem Titel: „Lässt Du Deinen Buben genug Bub sein?“. Daraufhin entstanden Diskussionen in den Medien und sozialen Netzwerken.
Buben müsste wieder mehr Raum gegeben werden, Buben sein zu dürfen, meint die niederländische Medienagentur SIRE in ihrer Kampagne, die bereits im Juli anlief. SIRE ist nach eigenen Angaben eine unabhängige Stiftung, die sich zur Aufgabe macht, wichtige soziale Fragen zu thematisieren und an die Öffentlichkeit zu adressieren. Buben und Mädchen seien zwar „gleich, aber nicht dasselbe“. Anhand von Studienergebnissen, die SIRE auf ihrer Homepage bereitstellt, wird dargelegt, dass Buben ein anderes Lernverhalten präferieren als Mädchen. Buben würden vor allem durch ausprobieren, entdecken, risikoreiches Verhalten und praktisches Ausführen von Dingen lernen. SIRE kritisiert, dass Buben jedoch in diesem Verhalten oft begrenzt oder sogar kritisiert werden. Bevorzugt werde stattdessen lieber ein ruhiges stilles Lernverhalten. Buben würden beispielsweise dreimal öfter in der Schule kritisiert als Mädchen, ihr wildes Spielverhalten werde als unpassend empfunden, während Mädchen auf Grund ihrer besseren sozialen Fähigkeiten in der Schule deutliche Vorteile hätten. Nach SIRE bräuchten Buben mehr Freiraum, um sich entfalten zu können und Motivation sowie Leistung aufrechterhalten zu können. Zur Unterfütterung ihrer Thesen werden auf der Homepage der Stiftung Videos mit Experteninterviews angeführt, die zu den entsprechenden Themen Stellung nehmen.
Die Kampagne entfachte eine Diskussion unter Fachleuten und in den sozialen Medien. Diese reichte von Zustimmung bis zu harscher Kritik. So kritisierte beispielsweise die Professorin für Diversity in Elternschaft und Entwicklung, Judi Dassmann, man zwar wisse, dass Buben beispielsweise ein risikoreicheres Verhalten an den Tag legten, gleichzeitig jedoch nicht klar sei, ob für sie ein Lernvorteil bestünde, wenn man sie deswegen anders behandeln würde. Zudem meint sie, dass eine solche Darstellung Geschlechtsrollen verstärken könne und damit Kindern wiederum vorgeschrieben werde, wie sie sich zu verhalten hätten.
Der Neuro-Psychologe Jelle Jolles spricht sich grundsätzlich für die Kampagne und die zugrunde liegenden Erkenntnisse aus und betont, dass der Umgang mit Buben in der Gesellschaft überdacht werden müsse. Gleichzeitig warnt er jedoch davor, den Diskurs über Themen dieser Art zu vereinfacht und eindimensional zu führen. Mädchen müsse es genauso erlaubt sein herumzutoben, ebenso wie es für Buben wichtig sei, sich in ihren sozialen Fähigkeiten zu üben.