Kritik an französischem Bioethik-Gesetzesentwurf
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FR / Reproduktionsmedizin: Kritik an Macrons Vorhaben zum Zugang der künstlichen Befruchtung für alle

IEF, 17.9.2019 – Im französischen Parlament läuft seit dieser Woche die Debatte zur Ausweitung der gesetzlichen Bestimmungen im Rahmen des geplanten neuen Bioethik-Gesetzes.

Wie vom Institut für Ehe und Familie (IEF) bereits berichtet, sieht der Bioethik-Gesetzesentwurf der Regierung unter Präsident Emmanuel Macron eine Ausweitung der medizinisch unterstützten Reproduktion auf alle Frauen vor – auch auf alleinstehende und jene, die in einer lesbischen Beziehung leben. Nach der derzeitigen Rechtslage haben in Frankreich nur heterosexuelle Paare, die länger als zwei Jahre verheiratet sind oder zusammenleben, Zugang zu reproduktionsmedizinischen Verfahren, wenn ihre Unfruchtbarkeit medizinisch belegt wurde. Im Falle der Novellierung der bestehenden Gesetze hätten alle Frauen unter 43 Jahren einen kassenärztlich gedeckten Anspruch auf bis zu sechs Befruchtungsversuche.

Die Regierung rechtfertigt die geplante Neuregelung mit einer zunehmenden „Pluralität der Familienmodelle“, wie etwa die Tagespost berichtet. Weiter heißt es in dem Bericht, Frankreichs nationales ethisches Beratungskomitee, das Comité Consultatif National d’Ethique, unterstütze die Pläne der Regierung. Es sei im Sinne von Freiheit und Gleichheit, dass nicht nur heterosexuelle Paare auf künstliche Befruchtungsmethoden zurückgreifen könnten. Darüber hinaus, seien die geplanten Änderungen im Einklang mit dem Recht der Frau auf Selbstbestimmung, auch wenn man zu Bedenken geben müsse, dass die Reform der Rechtslage die Beziehungen des Kindes zu seinem familiären Umfeld tiefgreifend verändere.

Unterdessen rief der Vorsitzende der französischen Bischöfe, Eric de Moulins-Beafort, zur Teilnahme an einer von etwa 20 Verbänden organisierten, am 6. Oktober stattfindenden Großdemonstration unter dem Motto „Liberté, égalité, paternité“ (Freiheit, Gleichheit, Vaterschaft) auf. Er sehe nicht, wie man besorgte Bürger, ob katholisch oder nicht, davon abhalten könne, zu demonstrieren, „wenn sie denken, dass dies ein hilfreiches Mittel ist, um sich Gehör zu verschaffen und die Debatte voranzubringen.“ Er würde sogar dazu tendieren zu sagen, sie hätten die Pflicht es zu tun.

Der Pariser Erzbischof Michel Aupetit sieht in den geplanten Neuerungen einen „Paradigmenwechsel, bei dem die Medizin zu einer Dienstleistung wird, die individuellen Wünschen gerecht wird“, wie es in der Tagespost heißt. Die Medizin mache sich vom „Markt der Fortpflanzung“ abhängig. Finanzielle Interessen sowie der Machtwille der Erwachsenen würden überwiegen. Das „Wunschkind“ werde so zum Produkt. (KL)

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