GB / Abtreibung: Kommt die „DIY-Abtreibung“ für zuhause?
IEF, 27.1.2021 – Das schottische Parlament plant, die derzeit bestehende Ausnahmeregelung beizubehalten und Hausabtreibungen durch die Mutter selbst auch künftig zu gestatten.
Bereits seit 2017 sind in Schottland bei medikamentösen Schwangerschaftsabbrüchen partielle Hausabtreibungen möglich. Diese finden in der Regel in den ersten zehn Schwangerschaftswochen statt, wobei die Frau zwei Pillenpakete erhält. Das erste Medikament (Mifepriston) wird in der Regel in einer Klinik eingenommen und hemmt ein Hormon, das für die Gebärmutter notwendig ist, um den sich bereits eingenisteten Embryo/Fötus zu tragen. Die zweite Pille (Misoprostol) kann zwei Tage später zu Hause eingenommen werden und bewirkt, dass sich die Gebärmutterschleimhaut abbaut, was dazu führt, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht und der mangels Versorgung verstorbene Embryo/Fötus abgeht.
„Vorübergehende Maßnahme“
Ende März 2020 hatte Schottland als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie als vorübergehende Maßnahme die Durchführung eines medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs durch die schwangere Frau durch Selbsteinnahme ohne professionelle Begleitung – also auch zuhause – gestattet. In einem parlamentarischen Verfahren beabsichtigt die schottische Regierung nun, diese Änderung auch nach Ende der Pandemie beizubehalten. Bis 5. Jänner wurden im parlamentarischen Verfahren Stellungnahmen eingeholt, nun beginnen die Beratungen.
Respektvoller Umgang mit „fötalen Überresten“
In einem Gastbeitrag in The Scotsman spricht sich Dr. Calum MacKellar vom Scottish Council on Human Bioethics klar gegen eine solche „DIY-Abtreibung“ als dauerhafte Möglichkeit aus: Eine der bedeutendsten Herausforderungen bei diesen teilweisen oder vollständigen Abtreibungen zu Hause, sei das Schicksal der Überreste des Embryos/Fötus. Während bei einer Abtreibung im Krankenhaus die fötalen Überreste „mit angemessenem Respekt“ entsorgt würden, fände dies bei Hausabtreibungen nicht statt. Gerade für die schutzbedürftige Frau, die einen Abbruch durchführe, aber auch für die anderen Personen, die sie dabei unterstützen würden, und Mitarbeiter der Abwasserwerke stelle dies eine erhebliche Belastung dar.
Widerspruch auch von Mitte/Links-Partei
Ende letzten Jahres hatte sich auch John Mason (SNP), Abgeordneter des schottischen Parlaments, in einem Kommentar in der Times kritisch zur Zulassung von Hausabtreibungen geäußert. Es gäbe keine völlig zuverlässige Möglichkeit, das Stadium der Schwangerschaft ohne Ultraschall oder körperliche Untersuchung festzustellen. Nach einem Bericht von Righttolife.org hat der führende Abtreibungsanbieter (BPAS) angekündigt, Ermittlungen in neun Fällen einzuleiten, in denen Frauen Abtreibungspillen über die Zehn-Wochen-Grenze hinaus eingenommen hätten. Derweil untersuche die Polizei in England den Tod eines ungeborenen Kindes, dessen Mutter in der 28. Schwangerschaftswoche Abtreibungspillen zu Hause eingenommen hatte. Nach Aussage von Philippa Stroud (Conservative Party), Abgeordnete im House of Lords, seien dem Ministerium für Gesundheit und Soziales mindestens 51 Fälle gemeldet worden, in denen Frauen über die 10-Wochen-Grenze hinaus Abtreibungspillen per Post erhalten hätten.
Gefahr von Missbrauch und Nötigung
Neben den medizinischen Komplikationen bei „DIY-Heimabtreibungen“ beklagte Stroud auch das Potenzial für Missbrauch und Nötigung, das ohne persönliche Beratung nur schwer zu erkennen sei. Dies stelle „eine Bedrohung für schutzbedürftige Frauen und Mädchen“ dar, „die durch einen misshandelnden Partner, Sexhandel oder Kindesmissbrauch gefährdet sind“, da die Heimabtreibung als Mittel benutzt werden könnte, um Menschenhandel oder Missbrauchsskandale leichter zu vertuschen.
Gefühllosigkeit der Abtreibungslobby
Auch die Sprecherin von Right To Life UK, Catherine Robinson sieht eine überwältigende Anzahl an Argumenten, die gegen selbstständige Abtreibungen zuhause sprechen: „Nicht nur, dass es dem Missbrauch Tür und Tor öffnet, weil es unmöglich ist, zu wissen, wer diese Abtreibungspillen letztendlich einnimmt, ist es – wie Dr. MacKellar sagt – für die Frauen wahrscheinlich sehr belastend, den Überresten ihres eigenen Kindes zu begegnen.“ Einmal mehr zeige sich die Gefühllosigkeit der Abtreibungslobby, der es offenbar darum gehe, den Zugang zur Abtreibung um fast jeden Preis zu erweitern, ohne Rücksicht auf die Risiken für die psychische und physische Gesundheit der Mutter. Um welche Probleme es dabei gehen kann, zeigt etwa dieses Video der SDBNA Beratungsstelle über die Erfahrungen einer Betroffenen mit medikamentöser Abtreibung. (KL)