AT / Behinderung: Katholischer Familienverband fordert bessere Inklusion für Menschen mit Down-Syndrom

IEF, 25.03.2020 – Zum Welt-Down-Syndrom Tag ermahnt die Vizepräsidentin des KFÖ, Astrid Ebenberger, die Politik, Inklusion ernster zu nehmen.

„Inklusion darf nicht nur ein Schlagwort sein“, so Ebenberger in einer Presseaussendung des KFV vom 20. März 2020. Es bräuchte deutlich mehr Anstrengung von Politik und Gesellschaft, Menschen mit Down-Syndrom besser zu inkludieren, damit kein Kind zurückgelassen werde, fordert die Vizepräsidentin. Als Lehrerin an der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule möchte Ebenberger besonders auf die Situation von Eltern mit schulpflichtigen Kindern, die vom Down-Syndrom betroffen sind, aufmerksam machen. Zu diesem Anlass teilt Johannes Petschenig, Vater des zwölfjährigen Moritz, der Down-Syndrom hat, seine Erfahrungen.

„Es ist verwerflich und verantwortungslos“

Einen Schulplatz für sein Kind zu finden, wo es nicht nur betreut, sondern auch gefördert wird, sei gar nicht so leicht, beteuert Johannes Petschenig, der schon öfters mit seinem Sohn Schule wechseln musste. Derzeit befindet sich der zwölfjährige Moritz im Heimunterricht, was nicht etwa auf die Coronakrise zurückzuführen ist. Moritz wurde der Übertritt von der Volksschule in die Unterstufe verweigert. In der Begründung spricht die Schule davon, dass es „verwerflich und verantwortungslos ist, unsere Lehrkräfte und auch Moritz in eine solche Situation zu zwingen“. Der betroffene Vater zeigt kein Verständnis für die Begründung. Er hofft, dass sich die Schule organisatorisch so ändere, dass auch Bildung für Moritz möglich sei. Das sehen viele Eltern aus der ehemaligen Klasse von Moritz ähnlich und teilen überaus positive Erfahrungsberichte ihrer Kinder. Moritz habe den Kindern Dinge gelehrt, die kein Lehrplan der Welt abdecken könne, einen völlig unverkrampften Umgang mit Down-Syndrom, mit anders sein, so eine Mutter.
Johannes Petschenig möchte vor allem Stabilität für seinen Sohn. Die Tatsache, dass Moritz wahrscheinlich bald eine Sonderschule besuchen wird, lässt den Familienvater und Pädagogen zum Schluss kommen, dass Inklusion vorerst nicht viel mehr als ein „schönes Lippenbekenntnis“ ist, die Umsetzung scheitert jedoch an „Unwilligkeit und fehlenden Mitteln“. Wie auch die neue Kampagne „Down-Syndrom. Na und.“ von Down-Syndrom Wien/NÖ (das IEF hat berichtet), möchte Petschenig, dass betroffene Kinder die Möglichkeit bekommen, Regelschulen zu besuchen und dadurch eine gute Förderung erhalten.

Reaktionen aus Deutschland

Anlässlich des Welt-Down-Syndrom Tages rückt in Deutschland vor allem ein Thema in den Mittelpunkt: die Krankenkassenfinanzierung der Nichtinvasiven Bluttests zur Früherkennung von Trisomie 21. Jene Bluttests werden ab Ende 2020 durch die gesetzlichen Krankenkassen finanziert. Die Entscheidung dazu fiel im September 2019 durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (das IEF hat berichtet). Das Motto des diesjährigen Welt-Down-Syndrom Tages  „We decide“ lässt das deutsche DS-Infocenter optimistisch in die Zukunft blicken. Wer etwas bewegen will, muss sich zu Wort melden und Menschen mit Trisomie 21 hätten hier sehr wohl noch etwas mitzureden. Es sei jetzt von besonderer Wichtigkeit, zu zeigen, wie lebenswert das Leben mit Down-Syndrom ist. Dazu wurden einige Aktionen wie etwa eine Umfrage zur Lebenszufriedenheit der Eltern von Kindern mit Down-Syndrom oder ein gemeinsamer Brunch, wo über Behinderungen gesprochen wird, gestartet. Positive Entwicklungen, wie etwa das inklusive Wahlrecht für alle, das Menschen mit Behinderung in Deutschland 2019 zugestanden wurde, hat es bereits gegeben. (TS)

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