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DE / Familie: Jugend sehnt sich nach traditionellem Familienmodell

IEF, 20.11.2019 – Mit Spannung wurde das Ergebnis der diesjährigen Shell-Jugendstudie erwartet. Zusammenfassend lässt sich diese mit den Worten „Wunsch nach stabilen Verhältnissen“ beschreiben.

Seit 66 Jahren werden alle vier Jahre deutsche Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 25 Jahren mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund zu diversen Themen befragt. Unter anderem werden ihnen Fragen über ihre Vorstellung zu ihrer Zukunft, über Werte, Politik und Religion sowie über Familie gestellt. Bereits 2015 trafen die Autoren der damaligen Studie die Prognose, dass die Jugend von heute, welche eher als unpolitisch eingeschätzt wird, sich zukünftig jedenfalls politisch engagieren will.

Politisches Engagement

Dass die Prognose der 2015 veröffentlichten Studie sich bewahrheiten sollte, zeigt sich prominent am Beispiel der „Fridays-for-Future“-Bewegung. Hier engagieren sich Jugendliche seit über einem Jahr für den Umweltschutz und mobilisieren auch andere Generationen, diesem wichtigen Thema größeres Augenmerk zu schenken. Laut der Studie haben 71 % der Jugendlichen Angst vor Umweltverschmutzung und wollen somit zukünftig ein klares Statement setzen und den Kampf gegen den Klimawandel auf sich nehmen. Nicht ohne Grund wählten die Studienautoren für die aktuelle Shell-Studie den Titel „eine Generation meldet sich zu Wort“. 41 % der Jugendlichen sehen sich politisch interessiert,34% halten das eigene Engagement in diesem Bereich für wichtig. Trotz grundsätzlicher Zufriedenheit mit der Demokratie in Deutschland sind sich die Jugendlichen zu 77 % einig: „sie glauben nicht daran, dass sich die Politik tatsächlich dafür interessiert, was der Einzelne zu sagen hat“. Hier lasse sich ein klarer Auftrag an die Politik erkennen: die Jugend von heute möchte gehört und ernst genommen werden.

Klassische Familienbild gilt als bevorzugt

Nach Stabilität sehnen sich die Jugendlichen auch in ihren sozialen Beziehungen. Gute Freunde, eine vertrauensvolle Partnerschaft und eine stabile Familie sind mit Abstand die wichtigsten Wertorientierungen, die so gut wie alle Jugendlichen für sich gewährleistet sehen wollen. Laut der Studie sind für 96 % Väter und Mütter Erziehungsvorbilder, 84 % der Jugendlichen bis 21 Jahren leben noch im selben Haushalt mit ihren Eltern und 90 % der Jugendlichen „kommen klar“ mit ihnen.

Mutter primäre Betreuungsperson für Kleinkinder – Vater Familienerhalter

Interessant ist das Ergebnis hinsichtlich der Rollenverteilung bezüglich der Kindererziehung und gleichzeitiger Erwerbstätigkeit. In einer Partnerschaft mit kleinem Kind sollte die Frau und nicht der Mann beruflich kürzertreten, so sind sich die Jugendlichen einig. 65 % der Frauen wollen nur halbtags arbeiten solange sie kleine Kinder haben und 71% der Männer wünschen sich genau diese Einstellung von ihrer zukünftigen Partnerin. Männliche als auch weibliche Jugendliche sind sich einig: der Hauptversorger der Familie soll männlich sein und Frauen wollen den größeren Teil der Kinderbetreuung übernehmen.

Bezeichnend ist, dass genau dieses Ergebnis nun für manche „irritierend“ sei, meint dazu Dr. Stephanie Merckens, Biopolitikerin am Institut für Ehe und Familie. Wer auf diese Zahlen mit noch mehr Anreizen zur Fremdbetreuung für Kleinstkinder reagiert und Jungmütter ins Erwerbsleben drängen will, nimmt die Sehnsüchte der Jugendlichen nicht ernst. Merckens, selbst mehrfache Mutter und laufend erwerbstätig, spricht sich klar für mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt aus, um die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsleben besser zu ermöglichen. Aber sie betont, dass hier nicht von außen Idealvorstellungen an die Geschlechterrollen herangetragen werden dürfen, sondern auf die Wünsche der Jugendlichen eingegangen werden soll. Investiert werden sollte in die Ermöglichung von Bildungs- und Erwerbsoptionen, die Förderung der Entscheidungsfähigkeit und die Stärkung des Selbstbewusstseins der Jugendlichen. Dann aber sollte man auf deren partnerschaftliche Wahl der Rollenverteilung im Familienleben vertrauen und diese akzeptieren, so Merckens.  (KSW)

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