EU / Abtreibung: Jedes zweite Kind mit Down-Syndrom wird abgetrieben

IEF, 13.01.2021 – Die nichtinvasive Pränataldiagnostik hat in Europa zu einer erhöhten Abbruchsrate bei Down-Syndrom Schwangerschaften geführt.

Das zeigte kürzlich eine Studie des European Journal of Human Genetics, deren Ziel es war, die Prävalenz der Trisomie 21 bei Lebendgeburten und deren prozentuelle Abnahme aufgrund elektiver Abtreibungen in Europa zwischen 2011 und 2015 zu eruieren. Vor einigen Jahren bereits wurde eine ähnliche Studie mit Zahlen der USA veröffentlicht. Dort hatte die nichtinvasive Pränataldiagnostik zu einem Rückgang der Lebendgeburten mit Down-Syndrom um 30% geführt. Nun liegt erstmals ein europaweiter Überblick vor, der einen deutlichen Trend aufzeigt. Durch die Einführung der nichtinvasiven Pränataltests kann die Wahrscheinlichkeit, dass der Fötus eine chromosomale Anomalie wie etwa Trisomie 21 aufweist, bereits in der 9. Schwangerschaftswoche festgestellt werden. Im Gegensatz zu früheren komplizierteren Methoden ist dafür nur noch eine Blutabnahme erforderlich. Folglich droht ein immer größerer Rückgang der Lebendgeburten mit Down-Syndrom.

83% in Spanien abgetrieben 

Der Studie zufolge werden in Europa jährlich durchschnittlich 8. 031 Kinder mit Down-Syndrom geboren, das entspricht einer Prävalenz von 10.1 (auf 10. 000 Lebendgeburten). Ohne elektive Schwangerschaftsabbrüche würden jährlich 17. 331 Kinder mit Down-Syndrom das Licht der Welt erblicken, eine Prävalenz von 21.7 (auf 10. 000 Lebendgeburten). Daraus ergibt sich eine 54-prozentige Reduktion von Lebendgeburten mit Trisomie 21. Jedoch zeigen sich zwischen den europäischen Ländern teilweise drastische Unterschiede. In Malta, wo Schwangerschaftsabbrüche strikt verboten sind, beträgt die Reduktion 0%, wohingegen in Spanien 83% der Kinder mit Down-Syndrom nicht geboren werden. In Irland kommt es trotz restriktiver Abtreibungsgesetze zu einer Reduktion der Trisomie 21-Geburten von 8%. Im europäischen Vergleich weist Südeuropa die höchste durchschnittliche Rate von Schwangerschaftsabbrüchen mit Down-Syndrom auf (72%), gefolgt von Westeuropa (59%), Nordeuropa (51%) und Osteuropa (38%). Die niedrige Rate in Osteuropa liegt weniger an religiösen und ethischen Motiven als an der mangelhaften Infrastruktur, wie die Studie vermutet. Zurückzuführen sind die hohen Zahlen besonders auf pränatale Tests, wobei der Wohlstand in den Ländern keine unbedeutende Rolle spielt. Durch eine tendenziell hinausgeschobene Familienplanung ist es zu einem deutlichen Anstieg von Trisomie-21 Schwangerschaften gekommen und damit einhergehend auch zu einer Reduktion der Lebendgeburten.

Lebenserwartung bereits bis zu 60 Jahren

Ein Blick auf die Population der Menschen mit Down-Syndrom zeigt, dass sich die Überlebensrate der Menschen mit Down-Syndrom stark gesteigert hat. Aufgrund eines besseren Zugangs zur Gesundheitsversorgung können Menschen mit Down-Syndrom heute schon bis zu 60 Jahre alt werden, was zu einer höheren Population an Menschen mit Down-Syndrom in Europa führt. Aufgrund der elektiven Abtreibungen gehen die Studienautoren davon aus, dass durchschnittlich 27% weniger Menschen mit Down-Syndrom in Europa leben, als dies ohne Abtreibungen der Fall wäre.

IEF Care Management

Erwachsene Menschen mit Trisomie 21 können in vielen Fällen ein selbstständiges Leben führen. Um Familien vor allem mit Kindern mit Down-Syndrom zu unterstützen, hat das IEF mit dem IEF-Care Management eine gezielte Rechtsberatung eingeführt, die Eltern vor allem bei administrativen Hürden und durch den Förderdschungel begleiten soll. Sehen Sie dazu Care Management – Familienberatung | Institut für Ehe und Familie (ief.at).  (TS)

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