
GB / Gender: High Court verbietet Behandlung von Kindern mit Pubertätsblockern
IEF, 11.12.2020 – Unter 16-Jährige sind nicht reif genug, um einer Behandlung mit Pubertätsblockern zuzustimmen.
Der High Court des Vereinigten Königreichs in London hat am 01. Dezember seine Entscheidung im Fall Bell und A. gegen den Gender Identity Development Service (GIDS) der Londoner Travistock Klinik bekannt gegeben.
Wie das IEF berichtete, hatte die 23-jährige Keira Bell die Klinik geklagt, weil ihr im Alter von 15 Jahren nach nur drei Therapiesitzungen Pubertätsblocker verschrieben wurden. Der Klage angeschlossen hatte sich Frau A., die Mutter eines 15-jährigen Mädchens mit Autismus, welches auf der Warteliste der Klinik steht, um mit einer Behandlung zu beginnen.
Faktenlage zur Behandlung mit Pubertätsblockern „höchst unsicher“
In dem nun veröffentlichten Urteil gibt das Gericht den Klagen der Antragsteller Recht. Laut dem Urteil des Gerichts müssen Minderjährige um eine gültige Zustimmung zur Behandlung zu geben, in der Lage sein, „verschiedene Informationen zu verstehen, zu behalten und zu gewichten“. Das Gericht hat acht Bereiche in diesem Zusammenhang herausgearbeitet, unter anderem die direkten physiologischen und psychologischen Folgen, das Fortschreiten der Therapie mit gegengeschlechtlicher Hormontherapie und Operationen, die auf die Pubertätsblocker folgen oder auch,dass die Fruchtbarkeit verloren geht. Außerdem müsse verstanden werden, dass „die Faktenlage zu der Behandlung höchst unsicher ist“.
Angesichts der Komplexität dieser Bereiche ist das Gericht zu der Kenntnis gelangt, dass es „höchst unwahrscheinlich ist“, dass ein 13-jähriges oder jüngeres Kind einer Behandlung zustimmen kann und dass es „zweifelhaft ist, dass ein 14- oder 15-jähriges Kind verstehen oder gewichten kann“ welche langfristigen Folgen die Gabe von Pubertätsblockern hat.
Alle neuen Behandlungen werden ausgesetzt
In Zukunft ist die Behandlung eines Minderjährigen mit Pubertätsblockern nur mit einer entsprechenden Entscheidung eines Gerichts möglich. Wie ein Sprecher des National Health Service (NHS), der Träger der Klinik ist, in einem BBC-Artikel mitteilen ließ, wurden alle neuen Behandlungen von Minderjährigen „unverzüglich ausgesetzt“.
Im Anschluss an die Urteilsverkündung teilte Keira Bell mit, dass das Urteil „kein politisches“ sei, sondern es darum gehe „verletzliche Minderjährige zu schützen“. Sie sei erfreut darüber, dass „der gesunde Menschenverstand sich durchgesetzt hat“. (MM)