AT / Abtreibung: Grüne in Wien fordern „Erhöhung der Abtreibungszahlen“ an öffentlichen Spitälern
IEF, 02.03.2020 – Abtreibung sei Ausdruck der Selbstbestimmung und wichtig für die Frauengesundheit. Die Grünen fordern daher mehr Abtreibungen in Wien.
An jeder gynäkologischen Abteilung des Wiener Gesundheitsverbundes soll künftig zumindest ein Arzt tätig sein, „der Schwangerschaftsabbrüche während der Fristenregelung (ohne medizinischen Grund) durchführt“, fordern die Wiener Grünen in ihrem Antrag auf Erhöhung der Abtreibungen in Wien, eingebracht in der Sitzung des Gemeinderates der Stadt Wien am 25.02.2021. „Ziel dieser Personalmaßnahme“ sei es, „die Zahl der durchgeführten Schwangerschaftsabbrüche während der Fristenregelung (ohne medizinischen Grund) an den gynäkologischen Abteilungen im Wiener Gesundheitsverbunds deutlich zu erhöhen“. Ein Begehren, das – gelinde gesagt – irritiert.
Abtreibung Teil eines umfassenden Gesundheitsangebotes in Wien
Weiter fordern die Wiener Grünen, dass „Gesundheitsdienstleistungen der Spitäler des Wiener Gesundheitsverbunds im Bereich Schwangerschaftsabbruch öffentlich und leicht auffindbar kommuniziert werden“. Der Wiener Gesundheitsverbund stelle zwar eine umfassende Information zu Verhütung und Schwangerschaftsabbruch auf seiner Website zur Verfügung. Der Zugang zu gynäkologischen Ambulanzen zur Beratung und Durchführung eines Schwangerschaftsabbruches solle aber „verbessert werden“. Schwangerschaftsabbrüche sollten „grundsätzlich entkriminalisiert“ und „finanzielle Hürden, die den Zugang zu reproduktiven Dienstleistungen verhindern“, abgebaut werden. Ginge es nach den Grünen, sollten Verhütungsmittel und Schwangerschaftsabbrüche künftig in die gesetzliche Krankenversicherung aufgenommen werden. Sexualunterricht an Schulen wiederum solle „altersgerecht“, „nach zeitgemäßen Methoden und nach wissenschaftlich fundierten Standards“ erfolgen. Begründet wird der Antrag damit, dass die kommunale Gesundheitsversorgung auch „im Bereich reproduktiver Gesundheit“ ein „umfassendes Gesundheitsangebot“ für Frauen und Mädchen bereitstellen und bei ungewollter Schwangerschaft öffentlich ihre Dienste bekanntgeben müsse. Die gegenwärtige Entwicklung in den Spitälern des Wiener Gesundheitsverbundes widerspräche aus Sicht der Grünen eindeutig den frauen- und gesundheitspolitischen Zielsetzungen der Gemeinde Wien sowie den Ankündigungen im Koalitionsabkommen der rot-pinken Stadtregierung zur Stärkung der Frauengesundheit und Selbstbestimmung.
Zahl der Abtreibungen in Wien zu erhöhen darf kein Ziel sein
„Die Abtreibungszahl als Gradmesser für Frauengesundheit und Selbstbestimmung zu nehmen wird der Komplexität des Themas nicht gerecht.“, heißt es in einer Aussendung der neuen Volkspartei Wien. „Ziel muss vielmehr sein, Schwangere bestmöglich zu unterstützen. Das ist eine Aufgabe unserer Gesellschaft“, stellt die Abgeordnete Ingrid Korosec (ÖVP) darin klar. Auch Jan Ledóchowski, Sprecher für Christdemokratie im Wiener Rathausklub zeigt sich über die Forderung der Grünen besorgt. Die Erhöhung der Zahl der Abtreibungen dürfe kein Ziel sein. Vielmehr müssten lückenlose Beratungs- und Unterstützungsangebote für Frauen mit Konfliktschwangerschaften geschaffen werden. Erneut fordere die ÖVP in diesem Zusammenhang eine statistische Erhebung und anonymisierte Motivforschung bei Schwangerschaftsabbrüchen in allen KAV-Spitälern. Auf Grundlage dieser Daten wäre auch in Wien eine glaubwürdige Politik zum Schutz von schwangeren Frauen in Konfliktsituationen möglich – durch zielgerichtete Beratung und Unterstützung. (KL)