GB / Sterbehilfe: Ärztebund verlangt erhöhtes Quorum bei Abstimmung über Positionierung
IEF, 11.02.2019 – Das Royal College of Physicians (RCP) möchte im Februar dieses Jahres seine Mitglieder hinsichtlich ihrer Haltung gegenüber einer Gesetzesänderung in Bezug auf den assistierten Suizid befragen.
Das letzte Mal hat das RCP seine Mitglieder diesbezüglich im Jahr 2014 um ihre Meinung gebeten. Damals hat der Ärzteverbund erstmals auch gefragt, ob das RCP als Institution eine Stellung gegenüber assistiertem Suizid beziehen solle. Die Mehrzahl der Befragten (44,4%) sprach sich dafür aus, dass der Ärzteverbund seine ablehnende Haltung beibehalten solle. 33% befürworteten eine „neutrale“ Haltung gegenüber assistiertem Suizid.
Nunmehr hat der Ärzteverband jedoch verlautbart, eine „neutrale“ Stellung gegenüber einer Gesetzesänderung zu assistiertem Suizid einnehmen zu wollen, sollten nicht zumindest 60 Prozent aller Befragten, für oder gegen eine Gesetzesänderung stimmen. Dabei möchte das RCP die Vielfalt der Meinungen seiner Mitglieder in Auseinandersetzungen mit der Regierung vertreten.
Das RCP gibt auf seiner Internetseite an, dass der Verband oft in Fragen zum assistiertem Suizid konsultiert und seine Einstellung oft von Gerichten und in parlamentarischen Debatten zitiert wird.
„Neutral“ gibt es in solchen Fragen nicht
Gegenüber Fragen wie der Sterbehilfe und ähnlich heiklen bioethischen Themen gebe es jedoch keine „neutrale“ Position, kritisiert Dr. Stephanie Merckens, Biopolitikerin am Institut für Ehe und Familie (IEF). Durch die „neutrale“ Haltung werde vielmehr eine „offene“ Haltung gegenüber der Legalisierung von assistierten Suizid signalisiert. Ähnlich stellte sich die Situation in Kanada dar, als die Canadian Medical Association kurz vor der Entscheidung des Höchstgerichts, durch das die Sterbehilfe in Kanada legalisiert wurde, eine neutrale Haltung eingenommen hat (das IEF hat berichtet). Die kanadische Physicians’ Alliance against Euthanasia wies im Rahmen der Generalversammlung der World Medical Association im Jahr 2018 darauf hin, dass es in den anstehenden Fragen keine „neutrale“ Haltung geben könne. [link?]
Lesen Sie dazu auch einen ausführlichen Kommentar der britischen Tageszeitung „The Guardian„.