GB / Bioethik: Einfluss der Kern-DNA auf die Mitochondrien

IEF, 05.06.2019 – Forscher der Universität Cambridge fanden heraus, dass es eine Einwirkung der Zellkern-DNA auf die DNA der Mitochondrien – der „Kraftwerke“ der Zelle – gibt. Diese Entdeckung könnte Auswirkungen auf die kontroverse Mitochondrien-Ersatztherapie haben.

Die Mitochondrien-Ersatztherapie wird bei Frauen mit mitochondrialen Gendefekten eingesetzt, die sich ein Kind wünschen. Dabei wird der gesunde, befruchtete Zellkern in eine Eizelle mit gesunden Mitochondrien, die von einer Eizellen-Spenderin stammt, verpflanzt.

Da Mitochondrien auch einen kleinen Teil des Genmaterials enthalten, war den Wissenschaftlern von Anfang an bewusst, dass die Ersatztherapie evolutionsbiologisch problematisch sein könnte. Die Mitochondrien- und die Kern-DNA entwickelten sich nämlich in Bezug zueinander und ein Austausch der Mitochondrien könnte dieses Zusammenspiel stören (das IEF hat berichtet).

Nun liefern Wissenschaftler der Universität Cambridge in einer in der Fachzeitschrift Science publizierten Studie weitere Beweise für die Interaktion zwischen Mitochondrien- und Zellkern-DNA.  Die Forscher untersuchten dabei fast 13.000 vollständige Genomsequenzen, darunter 1.526 Mutter-Kind-Paare. Es stellte sich heraus, dass es einen Selektionsmechanismus geben müsse, der bestimme, welche Mutationen der mitochondrialen DNA von der Mutter an die nächste Generation weitergegeben werden. Untersuchungen ergaben zudem, dass bekannte und weitverbreitete Mutationen viel öfters als komplett neue Abänderungen weitervererbt wurden.

Aus weiteren Analysen bei Menschen mit gemischter ethnischer Herkunft schlossenn die Forscher zudem, dass dieser Selektionsmechanismus vom Zellkern ausgelöst werde.

Ausgehend von diesen Erkenntnissen müsse nun besonderes Augenmerk auf die Mitochondrien-Ersatztherapie gelegt werden um keine ernsten Gesundheitsschäden bei den so gezeigten Kindern zu verursachen. Dies könnte laut Professor Patrick Chinnery von der Universität Cambridge bedeuten, dass Ärzte beim Anwenden des Verfahrens ähnliche Maßstäbe anwenden müssten wie bei der Organtransplantation. (AH)

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