AT / Pastoral: Starker Anstieg bei Erwachsenentaufen in 2017
IEF, 3.5.2017 – Im Vorjahr gab es in der katholischen Erzdiözese Wien noch 121 erwachsene Taufwerber. Dieses Jahr sind es bereits 254 Frauen und Männer, die getauft wurden. Österreichweit sollen es 633 sein, wie der ORF berichtet. Bei der Zulassungsfeier erhalten die Taufbewerber („Katechumenen“) nach einer mindestens einjährigen Vorbereitungszeit („Katechumenat“) die bischöfliche Erlaubnis zur Taufe. Diese lange Vorbereitungszeit sei aus mehreren Gründen erforderlich, betont etwa Bischofsvikar Dariusz Schutzki. „Wir taufen keine Muslime, sondern jene, die sich in ihrem Herzen schon selbst bekehrt haben.“ Und das gehe nicht von heute auf morgen, so der beliebte Seelsorger.
Von den 254 Katechumenen aus 19 Nationen hätten rund 80 Prozent einen islamischen Hintergrund, die meisten der anderen Taufwerber sind ohne Religion aufgewachsen. Die größte Gruppe der Taufwerber komme aus dem Iran, gefolgt von Afghanistan und Österreich. Taufwerber stammten auch aus Fernost (Japan, Korea, China), anderen europäischen Ländern (z.B. Kroatien, Deutschland, Lettland, Russland, Tschechien) und Afrika (Uganda, Somalia, Nigeria). Die Feier fand aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich statt. Wie auf der Website der Erzdiözese berichtet wird, fürchteten nicht wenige Taufbewerber, vor allem aus dem Iran, aber auch aus anderen muslimischen Ländern, Repressalien gegen ihre Angehörigen zuhause, sollte ihre Konversion zum Christentum bekannt werden.
Die Leiterin des Erwachsenenkatechumenats der Erzdiözese Wien, Friederike Dostal, erklärt, dass viele Iraner, aber auch Menschen aus Afghanistan oder dem Irak, schon in ihrer Heimat das Christentum kennengelernt hätten. Weil sie dort aber oft als Taufwerber angefeindet oder bei Religionswechsel gar mit dem Tod bedroht worden wären, seien sie nach Europa geflüchtet. Kardinal Schönborn – der die Kurzbiographie jedes Taufwerbers persönlich gelesen hatte – betonte in der Feier den Aspekt der Religionsfreiheit, indem er sagte: „Dass heute 254 Menschen sagten, dass sie Christus nachfolgen und in seiner Gemeinschaft leben wollen, ist auch ein Ruf an uns – die wir das Glück und Privileg haben, von Kind an im Glauben aufzuwachsen, aber vielleicht vergessen haben, wie kostbar das ist”. Andere Taufwerber hätten das Christentum erst in Österreich kennengelernt. So seien manche Flüchtlinge von der Haltung katholischer Helfer beeindruckt gewesen und hätten so ihren Weg zum Glauben gefunden. Andere wiederum fänden im Christentum eine Religion, die die persönliche Freiheit wahrt und voraussetzt, anders als im religiösen Regime ihrer Heimat. Die Taufwerber aus Österreich oder anderen europäischen Ländern seien meist in religionslosen Familien aufgewachsen und hätten in einer katholischen Schule, durch Freunde oder Partner oder mancher durch die Lektüre der Bibel den Glauben gefunden. Dostal zeigt sich beeindruckt davon, wie „tief die Beziehung der Taufwerber zu Christus“ sei, „den viele von ihnen existentiell als ihren Erlöser erleben“.
Der häufig geäußerten Kritik, diese Taufen wären nur ein Versuch leichter an einen österreichischen Asylbescheid heranzukommen, begegnete Schönborn bei einer Großveranstaltung der oberösterreichischen Oberbank zum Thema „Christsein in einer säkularen Gesellschaft“ vor 1.500 Zuhörern am vergangenen Mittwoch, dem 3.5.2017, direkt. Die einjähirge Vorbereitung sei auch vom Asylgerichtshof überprüft und die Eignungsbescheinigung durch die Katholische Kirche von den Behörden anerkannt worden. Zudem müsse man sich bewusst sein, dass im Islam für die Konvertierung zum Christentum Sanktionen bis hin zur Todesstrafe drohen.