AT / Behinderung: Eine Bereicherung für die Gesellschaft
IEF, 30.03.2021 – Vertreter aus Politik und Kirche machen anlässlich des World Down Syndrome Days (WDSD) auf den Beitrag und die Bedürfnisse von Menschen mit Trisomie 21 aufmerksam.
Aufgrund der Besonderheit, dass bei Menschen mit Down Syndrom das Chromosom 21 dreifach vorhanden ist, wird Jahr für Jahr am 21.03. der Welt-Down-Syndrom-Tag (WDSD) begangen. Auch heuer gab es rund um den WDSD wieder zahlreiche Aktionen mit dem Ziel, Menschen mit Down Syndrom in dem Mittelpunkt zu rücken. (Das IEF hat berichtet). Auch einige Politiker und Vertreter der Kirche meldeten sich anlässlich dieses außerordentlichen Tages zu Wort.
Beratung, Information und Unterstützung von Familien auf allen Ebenen
Familienministerin Susanne Raab betonte in einer Presseaussendung zum WDSD die Wichtigkeit von Beratung und Unterstützung von Familien mit Kindern mit Behinderung. „Professionelle Beratung, die aufzeigt, wie das Leben mit einem Kind mit Behinderung aussehen kann, ist für Familien eine wichtige Unterstützung. Sie macht Mut und begleitet Familien mit Kindern mit Behinderung“, so die Ministerin, die sich bei einem Besuch in der Familienberatungsstelle Aufleben der Erzdiözese Wien im 21. Bezirk anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tags selbst davon überzeugen konnte.
Die Ministerin verwies in ihrer Aussendung zudem auf die im Bundeskanzleramt angesiedelte Familie & Beruf Management GmbH, die u.a. Zertifizierungen für familienfreundliche Gemeinden, die konkrete Maßnahmen für Menschen mit Behinderung setzen, vergibt. Es sei besonders wichtig im direkten Lebensumfeld von Menschen mit Behinderungen anzusetzen, um sie in ihrem Alltag zu unterstützen, führte die Familienministerin dazu aus.
Hinsichtlich Beratung und Information machte Raab auch auf die von ihrem Ministerium geförderten Familienberatungsstellen aufmerksam. Diese würden vielfach auch fachliche Informationen für Familien mit Angehörigen mit Behinderung bieten und Schwangeren in Konfliktsituationen zur Seite stehen. Denn Familien und Frauen während der Schwangerschaft würden die bestmögliche Unterstützung brauchen. „Ich sehe es als Aufgabe von Politik und Gesellschaft, jene Rahmenbedingungen zu schaffen, die Familien gerade auch in schwierigen Situationen unterstützen und Frauen auch Perspektiven aufzeigen, Ja zum Kind sagen zu können“, so die Überzeugung der Familienministerin.
Menschen mit Down Syndrom können ein glückliches und erfülltes Leben führen
Den WDSD nahmen auch Gemeinderat Erol Holawatsch, Behindertensprecher der Neuen Volkspartei Wien, und Jan Ledóchowski, Sprecher für Christdemokratie der Neuen Volkspartei Wien, zum Anlass, um mehr Unterstützung für Menschen mit Down Syndrom und ihre Familien einzufordern. Holawatsch betonte dabei die Notwendigkeit der vollständigen Inklusion von Menschen mit Down Syndrom in unserer Gesellschaft und der Erleichterung des Zugangs zum Arbeitsmarkt. Außerdem wies er in der gemeinsamen Presseaussendung auf die Kampagne #LotsOfSocks hin, bei der es um das Tragen verschiedenfarbiger Socken geht, um dadurch Menschen mit Down Syndrom ins Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken.
Ledóchowski hingegen wies darauf hin, dass Menschen mit Down Syndrom ihren Familien sehr viel Freude und Liebe schenken würden und selbst ein glückliches und erfülltes Leben führen könnten. Für viele Eltern sei die Nachricht über die Behinderung ihres Kindes jedoch anfangs überfordernd, weshalb hier Beratung, Betreuung und der Hinweis auf die vielfältigen Unterstützungsangebote besonders geboten sei. Eine tolle Möglichkeit böten in dem Fall die kostenlosen Informationsboxen des Vereins Down Syndrom Österreich, die im Wiener Gesundheitsverbund jedoch nicht angeboten würden, bedauerte Ledóchowski und rief den Gesundheitsverbund zum Umdenken auf.
Gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen
Gesundheits- und Sozialminister Rudolf Anschober richtete seine Aufmerksamkeit anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tags auf die besonderen Herausforderungen, die die Covid-19-Pandemie für Menschen mit Trisomie 21 mit sich bringe. In einer Presseaussendung verwies er darauf, dass wegen des erhöhten Gesundheitsrisikos Menschen mit Down Syndrom die Impfung in der ersten Phase erhalten würden. Außerdem betonte er, dass „die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in Zeiten der Pandemie und darüber hinaus ein besonderes Anliegen“ des Gesundheits- und Sozialministeriums sei. Dabei verwies er u.a. auf zahlreiche Angebote des Sozialministeriumservice zur Förderung der beruflichen Teilhabe von Menschen mit Behinderung und umfangreiche Fördermöglichkeiten für Menschen mit Trisomie 21 und deren Familien.
Jedes Kind ist ein Geschenk und bedarf der Annahme, der Liebe und der Fürsorge
Papst Franziskus twitterte zum Welt-Down-Syndrom-Tag, dass „jedes Kind, das sich im Schoß einer Frau ankündigt, ein Geschenk“ sei, „das die Geschicke einer Familie verändert: eines Vaters und einer Mutter, der Großeltern und der Geschwister“. „Und dieses Kind bedarf der Annahme, der Liebe und der Fürsorge. Immer!“, betonte der Papst in seinem Tweet am 21.03.
Die kirchliche Behindertenreferentin der Erzdiözese Salzburg, Barbara Schubert, wiederum gab im Rahmen eines Interviews mit der Kärntner Kirchenzeitung „Sonntag“ anlässlich des WDSD einen persönlichen und Mut machenden Einblick in ihrer Erfahrungen als Mutter eines 17-Jährigen mit Down Syndrom. Die Geburt ihres Sohnes hätte sie immer tiefer erkennen lassen, was wirklich wichtig im Leben sei und was es eigentlich hieße, „normal“ zu sein. Durch ihren Sohn sei ihr auch eine neue Erfahrung der „Qualität“ des Langsam-Seins geschenkt worden. Sie würde sich wünschen, dass wir als Gesellschaft immer besser verstehen, „Menschen mit Down Syndrom und grundsätzlich Menschen mit Behinderungen als Zeugen der Vielfalt und als Bereicherung wahrzunehmen“. Es sei schwer, Eltern zu vermitteln „welche Bereicherung ein Kind mit Down Syndrom sein kann“, so Schubert. Es brauche „Offenheit und nicht Angst, sich auf das einzulassen, was kommt“. Für die Mutter, Theologin und Behindertenreferentin stehe jedoch ganz klar fest, dass Menschen mit Down Syndrom ein „glückliches, gesundes Leben inmitten ihrer Lieben“ führen würden und den Wunsch hätten, „so weit wie möglich selbstbestimmt mitten in der Gesellschaft“ zu leben und sich einzubringen. (AH)