
Ehe und Familie – „Landeplätze“ für den Heiligen Geist
IEF, 04.06.2025 – Ein geistlicher Impuls zu Pfingsten von Familienbischof Hermann Glettler
Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes, der „Atem Gottes“, der belebt, verbindet und in Bewegung setzt. In seiner Predigt in der Kirche Santa Maria dell’ Anima anlässlich des „Jubiläums der Familien“ in Rom, nahm Familienbischof Hermann Glettler das Wirken des Heiligen Geistes neu in den Blick. Seine zentrale Botschaft lautet: „Gott läuft auf uns zu. Die Liebe sucht uns und will in unseren Familien landen“. In unseren Familien könne der Heilige Geist als „Kommunikationscoach“, „Anwalt“ und „Öffentlichkeitsarbeiter“ wirken.
Der Heilige Geist als Kommunikationscoach
Der Heilige Geist sei ein „Meister der Kommunikation“, so Bischof Glettler. Er helfe, verborgene Nöte im Anderen wahrzunehmen sowie sich selbst dem Anderen zu öffnen. Das „Sich-Öffnen“ sei nämlich mindestens genauso herausfordernd, wie das „dem Anderen Raum schenken“. Der Heilige Geist entkrampfe, löse Blockaden und schenke neue Sprachen.
Das Pfingstereignis: Sprachwunder und Beziehungswunder
Wenn es um „neue Sprachen“ geht, lohnt sich ein Blick in die Apostelgeschichte. Dort wird das Pfingstereignis eindrücklich als Sprachwunder und als Beziehungswunder beschrieben!
Die Jünger hatten sich am Tag des Pfingstfestes versammelt, als ein mächtiges Brausen vom Himmel ertönte und die Apostel vom Heiligen Geist erfüllt wurden.
In Jerusalem hielten sich zu der Zeit Pilger aus aller Welt auf. Als sie das Getöse hörten, strömten sie zusammen und waren völlig verwirrt: „Denn jeder hörte sie [die Jünger] in seiner Sprache reden.“ (Apg 2,6). Ägypter, Römer, Kreter und Araber wurden Zeugen desselben Wunders: Sie hörten die Jünger in der eigenen Muttersprache „Gottes große Taten verkünden“ (Apg 2, 11).
Was vor circa 2000 Jahren in Jerusalem geschah, war ein Sprachwunder und ein Beziehungswunder zugleich: Verständigung wurde möglich – über Herkunft, Kulturen und Sprachen hinweg. Auch in unseren Beziehungen gibt es verschiedene „Liebessprachen“, so Bischof Glettler. Als „Kommunikationscoach“ könne der Heilige Geist dabei helfen, zuzuhören und die Sprache des geliebten Du neu zu lernen.
Der Heilige Geist als Anwalt des Ich und des Wir
Weiter helfe der Heilige Geist dabei, Persönlichkeitsprofile zu entwickeln sowie individuelle Talente zu fördern; er verteidige aber auch das Wir! „Er ist Anwalt des Ich und des Wir“, fasst der Bischof zusammen. Besonders in einer verwundeten Gesellschaft, in der oft nur eine (vermeintliche) „persönliche Entfaltung“ zählt, sei dies wichtig.
Der Heilige Geist lehrt uns also nicht nur die Sprache des Anderen, sondern erinnert uns daran, dass wir jeweils als „Ich“ Teil von etwas Größerem sind. Genauso wie die Jünger, die in unterschiedlichen Sprachen die Liebe Gottes verkündeten. Dies führt zum letzten „Berufsbild“ des Heiligen Geistes…
Der Heilige Geist als Öffentlichkeitsarbeiter
Es bestehe die Gefahr als Paar oder Familie, die „eigene Harmonie zu zelebrieren“ und dort zu verharren, führte der Bischof weiter aus. Doch Ehe sei etwas Öffentliches: „Sie stellt die zuverlässige Zusage Gottes an den Menschen dar.“. Als Öffentlichkeitsarbeiter helfe der Heilige Geist dabei, dass wir uns anderen zuwenden: „Wir brauchen den Heiligen Geist, der uns provoziert und einlädt, selbst einladend zu sein.“.
In der Apostelgeschichte heißt es nach der Schilderung des Pfingstereignisses: „Sie lobten Gott und fanden Gunst beim ganzen Volk. Und der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten.“ (Apg 2, 47). Als „Öffentlichkeitsarbeiter“ ruft der Heilige Geist auch uns auf, außerhalb unserer Kreise und „Bubbles“, ein offenes Herz für andere zu haben.
Der Heilige Geist kann und will in uns wirken
Der Heilige Geist ist nicht eine abstrakte, himmlische Kraft und das Pfingstereignis nicht ein einmaliges Wunder, das in Jerusalem geschah. Gerade dort, wo das Leben uns oft am meisten fordert – in unserem eigenen Herzen und Beziehungen – kann und will der Heilige Geist wirken, so kann man Bischof Glettlers Predigt zusammenfassen.
Als „Kommunikationscoach“ eröffnet der Heilige Geist neue Wege des Verstehens und Zuhörens. Als „Anwalt“ fördert er die persönliche Entfaltung und stärkt das gemeinsame Wir. Als „Öffentlichkeitsarbeiter“ weckt er in uns den Mut, offen auf andere zuzugehen – über die Familie hinaus, hinein in die Welt. Der Heilige Geist will nicht fernbleiben. Er will ankommen. Lassen wir ihn landen? (SM)