GB / Abtreibung: DIY-Abtreibungen fordern immer mehr Opfer
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IEF, 08.04.2021 – Dennoch soll die „vorübergehende Maßnahme“ nun fortwährend gesetzlich verankert werden.
Vorerst auf zwei Jahre befristet
Wie das IEF berichtet hat, sind bereits seit 2017 in Schottland bei medikamentösen Schwangerschaftsabbrüchen partielle Hausabtreibungen möglich. Ende März 2020 hatte Schottland als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie die Durchführung eines medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs durch die schwangere Frau durch Selbsteinnahme ohne professionelle Begleitung – also auch zuhause – als „vorübergehende Maßnahme“ gestattet. Wenig überraschend hatte das schottische Parlament in weiterer Folge jedoch die Absicht geäußert, die Praxis der „DIY-Abtreibung“ auch nach Ende der Pandemie beibehalten zu wollen.
Grausame Politik
In der Zwischenzeit fordert die aktuelle Gesetzeslage immer mehr Opfer. Nicht nur werden intendierter Weise regelmäßig Föten – auch ohne medizinische Feststellung des Alters – abgetrieben. Auch schwangere Frauen bringen sich durch die Heimabtreibungen in Gefahr. So wurde, nach einem Bericht der BBC, eine Studentin aus Wales kürzlich mit starken Schmerzen und Blutungen ins Krankenhaus gebracht, nachdem die von ihr zwei Wochen zuvor zuhause eingenommenen Abtreibungsmedikamente ernsthafte gesundheitliche Komplikationen verursacht hatten. Die junge Frau hatte die Abtreibungsmedikamente nach einer Online-Beratung auf dem Postweg erhalten. Sie habe nicht erwartet, dass mit der Einnahme so viele Nebenwirkungen verbunden seien. Michael Robinson von der Society for the Protection of Unborn Children (SPUC) zeigt sich in einer Stellungnahme entsetzt: „Es ist völlig inakzeptabel, dass Frauen eine solch gefährliche Tortur durchmachen müssen. Es ist wichtig, dass die Regierung diese grausame Politik sofort rückgängig macht und dass der volle Schutz für ungeborene Kinder und Mütter wiederhergestellt wird.“
Zuhause nie mehr ein „sicherer und glücklicher Ort“
Wie SPUC berichtet, machen immer mehr betroffene Frauen ihre traumatischen Erfahrungen mit der Abtreibungspille öffentlich: Für die Engländerin Kirsty etwa sei die Abreibung zuhause wie eine „Szene aus einem Horrorfilm“ gewesen. Ihr Zuhause sei für sie nie wieder ein „sicherer oder glücklicher Ort“, sondern nur jener, an dem ihr Kind gestorben ist. Sie hätte sich gewünscht, dass das medizinische Fachpersonal ihr mehr Beratung angeboten und Mitgefühl gezeigt hätte. Im Rahmen des „Heimabtreibungsprogrammes“ haben die Frauen keine Möglichkeit, einen Arzt persönlich zu treffen, nach vorausgegangenen Telefon- oder Videoanrufen werden ihnen die Abtreibungsmedikamente zugeschickt.
Reilly: Keine sichere Medizin
In einem Interview mit March for life UK spricht sich auch die schottische Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Eileen Reilly, vehement gegen die Praxis der Abtreibungen zuhause aus. Die Politik erweise Frauen einen „Bärendienst“, das Programm sei ein Rückschritt hin zu „Hinterhofabtreibungen“. „Die Frau kommt nicht in die Klinik, also bekommt sie keinen Ultraschall-Scan, der sehr wichtig ist, um ihre Daten zu bestätigen. Die Ultraschalluntersuchung würde die Schwangerschaft bestätigen und feststellen ob es eine Eileiterschwangerschaft ist, ob es eine Mehrlingsschwangerschaft ist oder die seltene Komplikation einer Molenschwangerschaft vorliegt“.
Frauen unter Druck
Nicht zu unterschätzen sei nach Ansicht der Medizinerin auch die Gefahr, dass Frauen von ihrem Umfeld noch leichter zu Abtreibungen genötigt werden könnten, wenn jeglicher persönliche Kontakt zu einem Arzt unterbleibe. „Sie entfernen den Beratungsprozess. Die meisten Frauen sind emotional aufgewühlt, aber es könnte ein Element der Nötigung vorhanden sein, was bei einem Telefongespräch, oder sogar bei Telemedizin schwieriger zu erkennen ist.“ Nötigung beträfe 70-80% der Frauen, die sich für eine Abtreibung entscheiden würden, so Reilly. Sie sei weit verbreitet und ein anzuzeigendes Delikt. Eine Frau spricht jedoch oft nicht über eine erfolgte Nötigung, „es sei denn, ihr werden spezifische Fragen gestellt“.
Experten warnen
Nachdem das parlamentarische Begutachtungsverfahren in England Ende Februar geschlossen wurde, veranstaltete die All-Party Parliamentary Pro-Life Group (APPG) am 28. März ein Webinar für interessierte Abgeordnete aller Parteien aus England, Schottland und Wales um auf die Gefahren von DIY-Abtreibungen hinzuweisen. Kevin Duffy, ehemaliger Global Director of Clinics Development bei einem der weltweit größten Abtreibungsanbieter, Marie Stopes International (jetzt MSI Reproductive Choices), wies auf viele ernsthafte medizinische Risiken und Sicherheitsbedenken hin, die sich aus DIY-Abtreibungen ergeben. Insbesondere lieferte Duffy Beweise dafür, dass die Aufarbeitung von medizinischen Komplikationen bei selbst durchgeführten Abtreibungen massiv lückenhaft erfolge. Darüber hinaus sei im Rahmen einer investigativen Untersuchung durch acht Freiwillige festgestellt worden, dass diese bei allen ihrer 26 Versuche, mit Falschinformationen an die Abtreibungsmedikamente zu kommen, erfolgreich gewesen seien. In einem Fall seien die Pillen sogar einer Freiwilligen zur Verfügung gestellt worden, die ein Datum jenseits der gesetzlichen 10-Wochen-Grenze für „at-home“-Abtreibungen angegeben hatte. Der zweite Redner, Dr. Calum Miller, Arzt beim National Health Service, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Oxford und Experte für Abtreibungspolitik, erörterte das Problem des Zwangs und des Missbrauchs, der durch DIY-Abtreibungen erleichtert wird. Oftmals seien die Frauen während der Telefon-Konsultationen nicht alleine im Raum, was es unmöglich mache, Nötigungen auszuschließen. (KL)