Diskussion um Bluttest bei Schwangeren hält an
Diskussion Bluttest Schwangere
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DE / Pro-Life: Diskussion um Screening-Bluttest bei Schwangeren hält an

IEF, 12.7.2018 – Die Diskussion in Deutschland um Kassenübernahme der Kosten für einen Bluttest bei Schwangeren, der Chromosomenstörungen beim Ungeborenen feststellen kann, hält an.

Wie das Institut für Ehe und Familie (IEF) berichtete, prüfen die Krankenkassen in Deutschland derzeit, ob der sogenannte Praena-Test (oder auch NIP-Test) in den Regelleistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen werden soll, um ihn allen Frauen kostenlos anbieten zu können. Bei dem nicht invasiven Test, der bereits vor der 10. Schwangerschaftswoche angewendet werden kann, wird mittels einer Blutprobe der Schwangeren, die auch kindliche DNA aufweist, festgestellt, ob das Kind an einer Chromosomenstörung leidet. Eine Entscheidung der Krankenkassen über die Kostenübernahme werde für 2019 erwartet.

Kritiker befürchten u.a., dass sich der vorgeburtliche Bluttest im Laufe der Zeit zu einem Routine-Check auf Down-Syndrom oder andere Beeinträchtigungen entwickeln könnte. Damit würde sich auch der Druck auf Frauen erhöhen, ein „perfektes“ Kind gebären zu müssen bzw. das Kind nach einer positiven Diagnose abzutreiben.

Erst kürzlich kritisierte Kristen Achtelik vom Verein „Gen-ethisches Netzwerk“ den Bluttest für Schwangere im Gespräch mit deutschlandfunk. Auch sie ist der Meinung, dass die gezielte Suche nach Behinderungen Teil der normalen Schwangerenvorsorge werde, sollten die Kassen in Zukunft die Kosten für den Bluttest übernehmen. Frauen stünden unter hohem gesellschaftlichen Druck, alles für ihre Kinder zu tun, auch schon vor der Geburt: Selbstoptimierung sei hier spürbar und der Wunsch, alles richtig zu machen. Lehne die Frau solche Tests ab, sei sie schon eine Rabenmutter, bevor sie Mutter sei, so Achtelik. Sie vermisse eine gesamtgesellschaftliche Debatte über Pränataldiagnostik und was daran behindertenfeindlich sein könnte. „Ich würde sagen, dass jeder Mensch in sich drin behindertenfeindlich ist“, sagte Kirsten Achtelik. Bestimmte gesellschaftliche Normen, wonach Menschen, die nicht der Norm entsprechen, als fremd empfunden würden, seien schwer abzulegen. „Alle Menschen gleichwertig zu behandeln, ist ein Zustand, den man sich überhaupt erst erarbeiten muss“, sagte die Sozialwissenschaftlerin.

Eine Zusammenarbeit mit christlichen Lebensschützern lehne das „Gen-ethisches Netzwerk“ ab, da diese politisch meist weit rechts stünden und frauenfeindlich seien, erklärt Achtelik. Selbst wenn es gelänge, das Rechts-Links-Schema in diesem Punkt zu überwinden, sei es schwer, die Gesellschaft davon zu überzeugen, auf diese Art der Pränataldiagnostik zu verzichten. Das Problem sei, dass Kinder als Erfüllung der eigenen Wünsche der Eltern gesehen würden. Behinderte Kinder hingegen würden als das ganz Andere wahrgenommen, als Kinder, die man nicht in der eigenen Familie haben möchte.

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