Eugenische Indikation: „Ist der Feminismus behindertenfeindlich?“
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AT / Pränataldiagnostik: „Die dritte Option“ – Kinostart in Österreich am 15.9.2017

IEF, 13.9.2017 – Was tun, wenn man erfährt, dass man ein behindertes Kind erwartet? Ausgehend von dieser Frage zeigt der Filmemacher Thomas Fürhapter ab 15. September einen Kinodokumentarfilm über die biopolitischen Auswirkungen der Pränataldiagnostik.

In „Die dritte Option“ fragt der Regisseur, wie sich die Selbstbestimmung der einen auf das Lebensrecht der anderen auswirkt. Und wie „Normalität“ und „Behinderung“ definiert werden – historisch wie auch heute. Pränataldiagnostik kann Leben retten. Bei Fehlbildungen können die Geburt und die medizinische Versorgung des Kindes entsprechend vorbereitet und damit auch die Prognose für das Kind eindeutig verbessert werden. Auf der anderen Seite ist die Pränataldiagnostik der einzige Bereich in der Medizin, in dem Mediziner/innen töten können und dürfen. „Frühapter gelingt es, in diesem Film unter anderem aufgrund der sehr nüchternen Art das Augenmerk nicht auf den individuellen Entscheidungskonflikt zu legen, sondern aufzuzeigen, in welchem gesellschaftlichen Setting der Entscheidungsprozess stattfindet. Er beurteilt damit nicht die Frau, sondern gibt Gelegenheit, sich der gesellschaftlichen Mitverantwortung bewusst zu werden“, resümiert Dr. Stephanie Merckens vom Institut für Ehe und Familie (IEF), die den Film bereits im Preview sehen durfte. Der Regisseur wählt einen sehr trockenen, teilweise sehr langsamen Stil, und lässt im Hintergrund die zahlreichen gut recherchierten Aussagen von Menschen, die beruflich mit Pränataldiagnostik zu tun haben, verlesen. Bilder von Fließbandarbeit und Serienproduktionen von Puppen verstärken den Eindruck von Automatismus. Die sehr starre und schmucklose Aufnahme eines Paares beim Geschlechtsakt irritiert, ebenso die drastische, wenn auch realitätsgetreue Aufnahme eines Kaiserschnitts. Letzteres sei vielleicht ein Moment, bei dem Betroffene lieber wegschauen wollen, meint Merckens, ist vom Gesamtwerk aber dennoch beeindruckt. Denn gerade aufgrund des konsequenten Stils gelinge es dem Regisseur, jenes Klima zu erzeugen, dass die Haltung unserer Gesellschaft zu diesem Thema recht gut widerspiegele: teilweise durchaus informiert, aber dennoch irgendwie gewollt unbeteiligt. Mehr Information zum Film finden Sie >>hier.

Am 11.9.2017 gab es im Ö1-Format „Punkt 1“ ein von Elisabeth Scharang moderiertes Gespräch zum Thema „Die Macht der Norm. Was tun, wenn man erfährt, dass man ein behindertes Kind erwartet? Die Gäste Thomas Fürhapter, Regisseur des Dokumentarfilms „Die dritte Option“, Aurelia Weikert, Politikwissenschafterin und Ethnologin (mit Schwerpunkt auf Bevölkerungspolitik, Eugenik, Künstliche Fortpflanzungstechnologien und pränataler Diagnostik) und Dr. Elisabeth Hacket-Balluch, Gynäkologin und Pränataldiagnostikerin diskutieren aus Anlass des Filmstarts von „Die Dritte Option“. Zum Nachhören >>hier.

 

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