Dr. Martin Schauer
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AT / Lebensende: „Der Tod ist eine Lebensaufgabe“ – Erinnerung an eine Vorlesung von Dr. Martin Schauer 

IEF, 17.11.2020 – Noch kurz vor seinem Tod hielt der Jurist und Ethiker Dr. Martin Schauer eine Vorlesung, in der er in bewegender Klarheit eine Lanze für die Würde des Lebens in jeder Phase brach.

Von Teresa Suttner-Gatterburg

Am 10.09.2020 verstarb Univ.-Ass. Dr. Martin Schauer, der am Institut für Staatsrecht und Politische Wissenschaften – Abteilung für Politikwissenschaft, Rechtsethik und Rechtsphilosophie der Johannes-Kepler-Universität Linz tätig war.

Humorvoll und positiv

Ich durfte Dr. Schauer im Rahmen einer Vorlesung zum Thema „Medizinische Ethik“ kennenlernen, die er Ende Juni 2020, aus Gründen von Corona im Onlineformat, abhielt. Schwer gezeichnet von seiner Krankheit, die ihn zu mehrmaligen Pausen zwang, beeindruckte er mich durch seine humorvolle und positive Art, die auch über Zoom wirkte. Über das Leben, Leiden und Sterben machte Dr. Schauer einige starke Statements und Überlegungen, die mich bewegt haben und die ich für teilenswert erachte. Im Anschluss an die Vorlesung habe ich mir fest vorgenommen, Dr. Schauer um ein Statement für das Leben auf www.lebensende.at zu bitten. Dazu kam es leider nicht mehr. Seine Worte werde ich jedoch nie vergessen: „Das Recht auf Leben ist ein absoluter ethischer Wert“

Gleich zu Beginn erklärte Dr. Schauer in eindeutiger Klarheit, dass das „Recht auf Leben“ ein absoluter ethischer Wert sei, auf den wir uns (die Zuhörer) einigen müssten, da ohne ein Recht auf Leben sämtliche anderen (abgeleiteten) Werte wie z.B. Recht auf Personalität oder Recht auf Selbstbestimmung nichtig seien. Während er im Laufe der Vorlesung das Wesen der Ethik erläuterte und mit Beispielen untermauerte, ließ er seinen Zuhörern sämtliche Freiheit, selbst Stellung zu beziehen und schärfte das Verständnis, dass jedes ethische Dilemma letztlich nur durch eine Gewissensentscheidung gelöst werden könne.

„Es gibt keinen Ausgleich für Leid“

Der profilierte Jurist widmete sich in seinem Vortrag auch der Würde des Menschen. Dr. Schauer betonte, dass ein Mensch nicht materialistisch beurteilt werden dürfe, bspw. aufgrund einer chronischen Erkrankung oder Behinderung. Prozesse, die geführt werden würden, weil behinderte Kinder zur Welt gekommen seien, widersprächen der menschlichen Würde. Dr. Schauer warnte vor dem dahinterstehenden unethischen Wert „Menschliches Leid ist vermeidbar“. Das fingiere, dass ein anderer für das eigene Leid verantwortlich gemacht werden könne. Aber, „ich kann mir nicht aussuchen, wie mein Kind ist“, so Schauer, und außerdem: „Es gibt keinen Ausgleich für Leid.“

„Jeder muss selbst sterben: Der Tod ist eine Lebensaufgabe“

Das Leid spiele auch beim Thema Lebensende eine große Rolle, ebenso wie die Akzeptanz des Alterns. „Sterben müssen wir alle und es ist uns unangenehm. Leider können wir niemanden fragen, weil noch keiner – außer einem Mann vor 2000 Jahren – zurückgekommen ist, um über das Sterben zu berichten.“ In Bezug auf assistierten Suizid und Tötung auf Verlangen machte Dr. Schauer deutlich, dass auch die Vorwegnahme des Todes nichts daran ändere, dass jeder selbst sterben müsse. Denn, „der Tod ist eine Lebensaufgabe“, resümierte Dr. Schauer überzeugend und authentisch.

Ich danke Dr. Schauer für seine klaren Worte und sein Zeugnis. Mein aufrichtiges Beileid gilt seiner Familie. (TSG)

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