DE / Gender: Studie zeigt – Mehrheit lehnt Gendern ab
IEF, 27.02.2022 – Eine aktuelle Studie aus Deutschland zeigt, dass ein Großteil der jungen Menschen das Gendern ablehnt.
Das Rheingold Institut des deutschen Psychologen und Markforschers Stephan Grünewald hat eine Studie veröffentlich, die sich auf Basis von tiefenpsychologischen Interviews mit 2000 repräsentativ ausgewählten Personen im Alter von 14 bis 35 Jahren, unter anderem mit dem Thema „Gendern“ in Schrift und Sprache auseinandergesetzt hat.
Gendern „nervt und provoziert“
Als Gendern bezeichnet man die Ablehnung des generischen Maskulinums als ausreichende Bezeichnung für alle Personengruppen und den Versuch, zusätzlich das weibliche Geschlecht oder auch „weitere Geschlechter“ anzusprechen. Aktuell wird hierbei in der geschriebenen Sprache gerne auf einen Stern oder einen Unterstrich zurückgegriffen, der die grammatikalisch männliche Form von der weiblichen Endung trennt, z.B. Leser_innen oder Leser*innen.
Die deutsche Studie ergab, dass 54 Prozent der befragten jungen Menschen die gesamte Debatte um das Gendern eher ablehnen würden und sich zum Teil auch „genervt oder provoziert“ durch sie fühlten. Dem gegenüber stehen 44 Prozent, die die Genderdebatte zumindest für gerechtfertigt hielten.
Ziel des Genderns bleibt unklar
Interessant ist, dass der Grund für das sprachliche Gendern, also die bessere sprachliche Sichtbarmachung von Frauen und in weiterer Folge eine verstärkte Gleichberechtigung, nur einem guten Drittel der Befragten bekannt sei. Die Befragten vermuteten eher, dass Gendern zum Zweck der Geschlechterneutralität (über 50 Prozent), der „Inklusion von Menschen jenseits von Mann und Frau“ (33 Prozent) eingesetzt werde oder schlicht ein Ausdruck des Feminismus (20%) sei.
Gendern lenkt vom Inhalt des Gesagten ab
Vor allem wenn es um das Gendern in der gesprochenen Sprache geht, sei den Befragungsergebnissen eine besonders starke Ablehnung zu entnehmen. Gerade die Pause, die beim Sprechen eingehalten werden soll, werde laut Studie häufig als „Loch“ oder als „Stolperfalle“, die den Sprachfluss unterbricht, wahrgenommen und damit eher als trennendes Element. Das Gendern beim Sprechen stehe also einer verstärkten Sehnsucht nach Zusammenhalt und Inklusion entgegen.
Im Gegensatz dazu scheint das schriftliche Gendern vor allem im beruflichen Kontext wichtiger zu werden. Gerade in Stellenanzeigen soll fehlendes Gendern einen Arbeitgeber unmodern wirken lassen. Allerdings wird auch der Hinweis „(m/w/d)“ in einer Anzeige als ausreichend empfunden, womit auf übertriebenes Gendern im Text getrost verzichtet werden könne. 39 Prozent sprachen sich in der Studie außerdem dafür aus, dass Gendern „tolerant gehandhabt“ werden solle, also „jeder so, wie er/sie es will“. 31 Prozent sprachen sich zudem für „lockeres und flexibles“ Gendern aus.
Studienergebnisse decken sich mit Erfahrungen in Frankreich
Die Studienergebnisse aus Deutschland bezüglich der Probleme, die durch die Verwendung des Gendern im täglichen Sprachgebrauch verursacht werden, decken sich mit Erfahrungen aus Frankreich. Dort hatte der französische Bildungsminister Jean-Michel Blanquer (LaREM) im Mai 2021 das schriftliche Gendern an Schulen mit der Begründung, dass dieses das Lesen und Erlernen der französischen Sprache behindere, per Erlass verboten (das IEF hat berichtet). (MM)