DE / Bioethik: Symposium beschäftigt sich mit „Gewissen in der Medizin“
IEF, 20.3.2018 – Die Thematik „Gewissen in der Medizin“ ist hochaktuell, wie das Programm des 47. Symposium für Juristen und Ärzte „Der ärztliche Heilauftrag – eine Bestandsaufnahme“ zeigt, zu dem die deutsche Kaiserin Friedrich-Stiftung für das ärztliche Fortbildungswesen von 23.-24.2.2018 in Berlin lud.
Wie die Ärztezeitung des Springerverlags berichtete, diskutierten Experten über die Erneuerung des ärztliches Eides, um Ärzte gegen “unmoralische” Erwartungen von Politik und Gesellschaft zu schützen. Allerdings, so der Theologe und Philosoph Professor Jean-Pierre Wils von der Universität Nijmegen, sollten keine falschen Hoffnungen geweckt werden, was ein solcher Eid leisten könne. Denn die ethische Einordnung des großen Panoramas strittiger medizinischer Leistungen von der Pränatalmedizin bis zur Sterbehilfe lasse sich nicht in einen Eid fassen.
Der Jurist Professor Jochen Taupitz wies auf Konfliktlinien zwischen allgemein gültigem und speziellem Berufsrecht der Ärzte hin: Solle etwa der ärztlichen Selbstverwaltung in ihrem Berufsrecht erlaubt sein, In-vitro-Fertisilationen auf verheiratete Paare zu beschränken, gleichgeschlechtliche Partner somit von der Erfüllung ihres Kinderwunschs auszuschließen und sich damit das Recht anzumaßen, Familienpolitik zu betreiben? Oder dürfe das Berufsrecht, wie in einigen Ärztekammern kodifiziert, die Beihilfe zum Suizid explizit ausschließen – was als Übergriff auf eine staatliche zu gestaltende Gesellschaftspolitik verstanden werden könnte?
Der Berliner Gynäkologe Professor Andreas Ebert verwies auf andere reale Phänomene, wie etwa unreflektierte Operationswünsche minderjähriger Mädchen im plastisch-gynäkologischen Bereich. Wie explizit, detailliert und verbindlich müsse ärztliches Berufsrecht sein, damit alle Mitglieder des Berufsstands nach einem einheitlichen ethischen Maßstab handeln könnten oder wie groß dürfte der Spielraum für eigenverantwortliche Erwägungen im Einzelfall sein, fragte Ebert. Eine Antwort darauf konnte Ebert selbst nicht geben, wohl aber ein nüchternes Fazit: „Wir sind als Ärzte durchaus prostituierbar. Und wir werden auch nicht die Welt retten“, so der Gynäkologe.
Das Wiener Bioethik Institut IMABE beleuchtet das „Gewissen in der Medizin“ in der aktuellen Ausgabe Imago Hominis.