Schlampige Studien in Coronazeiten
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INT / Bioethik: Coronakrise hat Senkungen wissenschaftlicher Standards zur Folge

IEF, 12.05.2020 – Der Wettlauf um ein Coronagegenmittel resultiert in schlampig konzipierten und publizierten Studien. Ein Zustand, vor dem Ethiker warnen.

Die Dringlichkeit eines Coronaimpfstoffes oder etwaiger Therapiemöglichkeiten für erkrankte Personen begünstigt die Gefahr, Qualitätsstandards zu missachten. Davor warnen Ethiker in einem aktuellen Beitrag in Science. Krisen seien keine Entschuldigung dafür, wissenschaftliche Standards abzusenken, betonen Alex John London, Direktor des Zentrums für Ethik und Politik an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh (USA) und Jonathan Kimmelman, Direktor der Abteilung für biomedizinische Ethik an der McGill University in Montreal (Kanada). Die Corona Pandemie habe bereits zu zahlreichen Studien geringerer Qualität geführt, die etwa ohne die sonst übliche Beurteilung durch Fachkollegen veröffentlicht wurden. Die Verbreitung schlecht konzipierter Studien verstärke das Risiko, knappe Ressourcen auf falsche Hinweise und ineffektive Praktiken umzulenken, während gleichzeitig die Unsicherheit darüber zunehme, wie Patienten am besten behandelt werden können oder das öffentliche Gesundheitswesen reagieren soll (ORF). So seien etwa bereits während der Ebola-Epidemie Standardforschungsmethoden vernachlässigt worden, was zu unschlüssigen Ergebnissen geführt hätte. Dadurch sei wertvolle Zeit vertan worden, was unter anderem auch in der Coronakrise drohe.

IMABE-Generalsekretär Enrique H. Prat redet von einem „schweren Schaden“, den „schlampige Studiendesigns oder die Zurückhaltung von Studienprotokollen“ anrichten können. Aufgrund der Aktualität des Themas würden es derzeit etliche Studien in Top-Journale schaffen, die allerdings nur wenige Fälle als Ausgangsmaterial herangezogen hätten, daher kaum aussagekräftig wären und die Interpretation der Ergebnisse nicht über Spekulationen hinausgehen könne, kritisiert Prat. Die Ethiker London und Kimmelman betonen daher, dass „der moralische Auftrag der Forschung“ trotz der Krise derselbe bleibe: Unsicherheiten zu verringern und Pflegekräfte, Gesundheitssysteme und politische Entscheidungsträger in die Lage zu versetzen, besser auf die individuelle und öffentliche Gesundheit einzugehen. (TS)

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