
Foto von Ena Griesfelder
AT / Lebensanfang: Corona: Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen derzeit fakultativ
IEF, 15.04.2020 – Es erfolgt keine Kürzung des Kinderbetreuungsgeldes, wenn die Durchführung einer Mutter-Kind-Pass-Untersuchung derzeit nicht möglich oder zumutbar ist.
Individuelle Situation maßgeblich
Wie die österreichische Gesundheitskasse auf ihrer Website informiert, sei sowohl während der Schwangerschaft als auch bei Kindern nach der Geburt nach telefonischer Rücksprache mit dem Arzt abzuwägen, ob die jeweilige grundsätzlich im Mutter-Kind-Pass (MUKI-Pass) vorgesehene Untersuchung notwendig ist. Trotz der Gefahr einer Ansteckung mit dem Corona-Virus könne die Durchführung der MUKI-Pass-Untersuchung für das Kind bzw. die schwangere Frau nämlich wichtig sein. Wird sie durchgeführt, ist der Nachweis dem Sozialversicherungsträger fristgerecht vorzulegen. Die fehlende Durchführung wird als „ein nicht von den Eltern zu vertretender Grund“ klassifiziert (§ 7 Abs 3 Z1 bzw. § 24c Abs 2 Z1 Kinderbetreuungsgeldgesetz – KBGG). Sofern die Frist für die Durchführung der jeweiligen Untersuchung nach Wegfall der aktuell bedingten besonderen Umstände noch offen ist, sei die Untersuchung durchzuführen, wie die Gesundheitskasse informiert. Eine Verlängerung der Durchführungszeiträume der Untersuchungen nach der MUKI-Pass-Verordnung sei nicht vorgesehen.
Eingeschränkte Möglichkeiten zum Schwangerschaftsabbruch
Erwartungsgemäß sieht Abtreibungsarzt Christian Fiala, Leiter des Wiener GynMed-Ambulatoriums, das Verschieben von Vorsorgeuntersuchungen aus einem anderen Blickwinkel kritisch, wie der Kurier berichtet: „Es heißt momentan Notfälle haben Vorrang. Dazu gehört aber eine Vorsorgeuntersuchung, sonst besteht zum Beispiel die Gefahr, dass man ein Kind mit Fehlbildungen hat“. Darüber hinaus prangert Fiala an, dass es derzeit nur eingeschränkte Möglichkeiten zum Schwangerschaftsabbruch gebe. Nach Angaben der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF) würden Abbrüche in einigen Bundesländern derzeit in jeweils nur einer Ordination vorgenommen. In diesem Zusammenhang wird auch kritisiert, dass das Wiener Wilheminenspital die Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen aus Anlass der gestiegenen Belastung durch Corona für eine Woche gänzlich aussetzte. Dies sei problematisch, da die Abbrüche dort „günstiger als in privaten Kliniken“ angeboten würden.
USA: Abtreibungen aber keine Vorsorgeuntersuchungen
Nach einem Bericht der American Association of Pro-Life Obstetricians and Gynecologists (AAPLOG) werden Schwangerschaftsabbrüche in den Vereinigten Staaten trotz der sich ausweitenden Corona-Krise unverändert durchgeführt. In einer gemeinsamen Erklärung des American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) sowie anderer ideologisch nahestehender Organisationen werde die Behauptung vertreten, dass „Abtreibung ein wesentlicher Bestandteil einer umfassenden Gesundheitsversorgung“ für Frauen sei. Nichtsdestotrotz würden jedoch „gegenwärtig in den Vereinigten Staaten Dienstleistungen, die eine wesentliche Gesundheitsversorgung für Frauen darstellen, einschließlich routinemäßiger Pap-Abstriche, Mammografien und gynäkologischer Untersuchungen, verschoben, um das allgemeine Risiko zu verringern, Covid-19 ausgesetzt zu sein und um die knappen Ressourcen zur medizinischen Versorgung zu erhalten“.
Kritik: Missionseifer der Abtreibungslobby wenig überraschend, aber dennoch entlarvend
So wenig überraschend Fialas Medienkampagne sei, so deutlich gäben Statements dieser Art wieder, welcher Geist Menschen antreibt, die sich mit regelrecht missionarischem Eifer der Abtreibung verschrieben haben, meint Dr. Stephanie Merckens vom Institut für Ehe und Familie (IEF) dazu. Nicht nur in der Diskussion um die passende Reaktion auf die Corona-Pandemie träfen Humanismus und Utilitarismus aufeinander. Wenn die Erwartung eines Kindes mit Fehlbildungen als das um jeden Preis zu vermeidende Übel dargestellt werde, dann dürfe man sich nicht wundern, dass Inklusion nicht vorankommt. Dabei zeige nicht zuletzt die derzeitige Situation, dass Menschen zu weit mehr Solidarität und Zusammenhalt fähig sind, als sie sich selbst in den kühnsten Träumen zugetraut hätten. Glück sei eben kein planbares Produkt, sondern viel eher Ergebnis einer Einstellung, nämlich der Bereitschaft, offen zu sein für Ungeplantes, Vertrauen zu haben in die eigenen Fähigkeiten und auch in der Not ehrlich an seinen Werten festzuhalten, so Merckens. Und ergänzt: Einer dieser Werte sei eben die Unverfügbarkeit des Lebens eines anderen, auch eines Kindes vor seiner Geburt. (KL)