
Buchbesprechung: „Der Zeit voraus: Zur Belebung der christlich-europäischen Kultur“
Astrid Meyer-Schubert
„Der Zeit voraus: Zur Belebung der christlich-europäischen Kultur“
Buchbesprechung von Prof. Günter Danhel
24.5.2017 – Dieses Buch erhebt den Anspruch, der Zeit voraus zu sein. Kritisch wird der Versuch des modernen Menschen betrachtet, ohne Religion zu bestehen. Die Autorin vertritt (mit vielen guten Argumenten) die Auffassung, dass die vielzitierten ‚Europäischen Werte‘ ohne das Fundament der christlichen Religion nicht zu verstehen bzw. nicht zu begründen sind. Astrid Meyer-Schubert erinnert daran, dass es gerade das Christentum war, das als geistige Kraft – neben der griechischen Philosophie und dem römischen Recht – Europa gestaltet hat. Eine Neu- oder Wiederentdeckung des Christentums wird gefordert, um auf dessen Grundlage mit Selbstachtung und Selbstbewusstsein in eine konstruktive Auseinandersetzung mit anti-humanen und totalitären Tendenzen und Herausforderungen einzutreten. Europa wird als System verstanden, das mehr ist als die bloße Summe seiner Einzelteile: eine Fülle national unterschiedlicher, aber letztlich christlich basierter Kulturen, die das ‚europäische Haus‘ in seiner unverwechselbaren Eigenart ausmachen. Dieses so verstandene Europa könnte in der Begegnung mit anderen Kulturen auch global wirksam werden in der Herausbildung und Entwicklung ethisch fundierter Leitlinien einer menschengemäßen globalen Entwicklung. Dem steht jedoch eine Gefährdung durch die Propagierung einer in letzter Konsequenz identitätszerstörenden Multikulturalität und unterschiedslosen Vielfalt von Lebensformen entgegen. Unter Ausnützung der mühsam errungenen freiheitlichen, den Wert des Individuums achtenden Rechts- und Gesellschaftsordnung wird von manchen Kräften deren Abschaffung angestrebt. So banal es auch klingen mag: wenn alles gleich gültig ist, wird letztlich alles gleichgültig. Und der Nihilismus, vor dem bedeutende Intellektuelle wie etwa Wolfgang Kraus vor mehr als einer Generation gewarnt haben, durchflutet mit seiner destruktiven Energie immer mehr Lebensbereich. ‚Anything goes‘ wurde ja nachgerade zum Lebensmotto der ‚Postmoderne‘. Nicht nur Friedrich Nietzsche, der am Ende des 19. Jahrhunderts vor einer Umwertung aller Werte warnte, scheint recht (gehabt) zu haben; die bedrohliche Entwicklung des beginnenden 21. Jahrhunderts scheint in Richtung Ab- oder Entwertung aller Werte zu gehen. Das Christentum, so die Autorin hoffnungsvoll, könne alle negativen Aspekte der skizzierten Entwicklung letztlich zum Besseren zu wenden. Ein hoher Anspruch an die europäische Christenheit, mit dem auseinanderzusetzen sich auf alle Fälle lohnt!
Das lesenswerte Buch gliedert sich in sechs Abschnitte:
- Europa und das Trojanische Pferd
- Europa und die Deutungshoheit
- Europa und die Einwanderung
- Europa und das Christentum
- Europa und der Dialog
- Europa und die Hoffnung
Zur Verfasserin:
Mag. Dr. phil Astrid Meyer-Schubert, geboren 1956, Magisterabschluß und Promotion in Philosophie und Religionswissenschaft an der Freien Universität Berlin; Lehrbeauftragte an den Universitäten in Berlin, Temeswar und Bukarest. Heute Freie Publizistin in Wien
ISBN:978-3-8416-0691-4
100 Seiten
Fromm Verlag 2017
€ 19,80
Buchpräsentation, Begegnung und Diskussion mit der Autorin
An dieser Stelle wird herzlich eingeladen zur Buchpräsentation und zur Begegnung und Diskussion mit der Autorin am Mittwoch, 14. Juni 2017, 18.30 Uhr, in den Räumen des Wiener Akademikerbunds, 1080 Wien, Schlösselgasse 11.
Weiteres Buch von Astrid Meyer-Schubert
Von derselben Autorin 2015 erschienen ist das Buch „Mein erstes Universum. Welt und Würde des vorgeburtlichen Lebens“, Be&Be-Verlag, Heiligenkreuz. 296 Seiten, ISBN: 978-3-902694-81-2, Preis: € 19,90
Der Tagungsband enthält eine spannende interdisziplinäre Diskussion um Welt und Würde des vorgeburtlichen Kindes. Es handelt sich hier um einen Bereich, der von Seiten der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Rationalität vergessen wird. Demgegenüber bezeugt die Bereitschaft, das vorgeburtliche Kind als ein lernendes und fühlendes Wesen ernst zu nehmen, einen weiteren Zivilisationsschritt in der Entwicklung der Menschheit. Um dem vorgeburtlichen Kind gerecht zu werden, ist die Zusammenarbeit von Philosophie, Theologie, Psychologie, Medizin und Kunstwissenschaft erforderlich. Da der Mensch ab der Zeugung Mensch ist, unterliegt auch der vorgeburtliche Lebensbereich der menschlichen Würde.