Leihmutterschaft Covid-19
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UA / Reproduktionsmedizin: Bestellt und nicht abgeholt

IEF, 18.05.2020 – Die unhaltbare Situation in einem Hotel in Kiew dauert an: 46 Babys aus Leihmutterschaft warten noch immer auf ihre Abholung.

Das IEF hat bereits über jenen Fall der zahlreichen Babys aus Leihmutterschaftsverträgen berichtet, die einem Artikel der daily mail zufolge, in einem Hotel in Kiew regelrecht „gestrandet“ sind, da ihre Bestelleltern sie aufgrund der Covid-19 Reisebeschränkungen nicht abholen können. Landesweit sind weit mehr Kinder betroffen: „Ihre Zahl könnte fast die 1.000 erreichen“, so die für Menschenrechte zuständige Parlamentsabgeordnete Ljudmila Denisowa unter Berufung auf Schätzungen einer auf Leihmutterschaft spezialisierten Klinik in Kiew.

Video zeigt weinende Kinder

Öffentlich geworden war der Fall durch ein Video der Leihmutterschaftsfirma BioTexCom, das die Unterbringung der Babys in einer Hotelhalle zeigt. Das verstörende Video, das seit dem 30.4.2020 online ist, wurde bereits über 960.000 aufgerufen. Mehrfach wurde darüber in internationalen Medien berichtet und dadurch das Thema Leihmutterschaft wieder in den Fokus der breiten Öffentlichkeit gestellt. Der Anwalt der Firma, die pro Jahr tausende Leihmütter an Paare aus der ganzen Welt vermittelt, Denis Herman, bittet in dem Video die Bestelleltern, Druck auf ihre nationalen Behörden zu erzeugen die Ausreise aus ihrem Heimatland zu gestatten und das Außenministerium in Kiew um eine Genehmigung zur Einreise in die Ukraine zu ersuchen. Dem Video zufolge sind die Bestelleltern der Kinder aus EU-Staaten wie Deutschland und Österreich, aber auch aus den USA, Mexiko und China. Seit Mitte März dürfen Ausländer ohne Aufenthaltstitel wegen der Coronavirus-Pandemie nicht mehr in die Ukraine einreisen. Zudem sind alle regulären internationalen Flugverbindungen gekappt, wie der ORF berichtet.

Ukraine: Leihmutterschafts-Hotspot

Die Ukraine gilt wegen ihrer liberalen Gesetze als eines der Zentren für künstliche Befruchtung und Leihmutterschaft in Europa. Wie es auf der Website des Reproduktionsunternehmens La Vita Nova heißt, sei die Ukraine international für viele Paare das Land der Wahl zur Ermöglichung ihres Kinderwunsches. Das läge daran, dass einerseits die Kosten „2-3 Mal billiger ausfallen werden als in den EU-Ländern“ und andererseits „Frauen aus der Ukraine (…) eine ausgezeichnete Fortpflanzungsfunktion“ haben, „ihr Körper ist in der Lage, gesunde, harmonisch entwickelte Babys zu ertragen und zur Welt zu bringen“. Die Fotos der Frauen, die ihre Körper zur Verfügung stellen, sind online abrufbar. Sie seien „nur gesunde Frauen ohne schädliche Gewohnheiten“. Auf der Website heißt es zudem, man biete „Leihmutterschaftsprogramme mit der Garantie der Geburt des gesunden Kindes“.

Ringen um eine Lösung ohne Präzedenz-Charakter

Laut einem Bericht von ntv hat die Abgeordnete Denisowa das ukrainische Außenministerium indessen ersucht, den Eltern der Neugeborenen die Einreise zu erleichtern. Die Frage einer möglichen Einreise sei jedoch bislang nicht abschließend geklärt, in einigen Fällen lehnten die Botschaften der Länder eine Mithilfe ab, da dort Leihmutterschaft verboten ist. Bleibt zu hoffen, dass die „konkrete Not der betroffenen Kinder nicht dazu führt den Leihmutterschaftsmarkt rechtlich zu erleichtern“, so Dr. Stephanie Merckens vom Institut für Ehe und Familie (IEF). Vielmehr zeige diese furchtbaren Situationen deutlich, dass es hier um Menschenhandel gehe, der strikt unterbunden gehöre. (KL)

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