Suizidalität
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AT / Beratung: Suizidalität bei Kindern und Jugendlichen steigt

IEF, 26.09.2023 – Die Coronakrise hat vielen Kindern und Jugendlichen psychisch stark zugesetzt. Experten sind aufgrund steigender Suizidraten alarmiert.

Dem Bericht der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (ÖGKJP) zufolge, hat sich die Suizidalität von Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren sogar verdreifacht. Waren es 2019 noch 67 Jugendliche, die nach einem Suizidversuch in die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Wien kamen, so stieg die Zahl der Jugendlichen im Jahr 2022 auf 200.

Mehr Plätze für Akutfälle und genügend Betten in der Psychiatrie

„Angesichts solcher Meldungen dürfen wir nicht zur Tagesordnung übergehen. Wir müssen alles daran setzen, dass insbesondere Kinder und Jugendliche in psychischen Krisen bestmöglich unterstützt werden“, zeigt sich Alfred Trendl, Präsident des Katholischen Familienverbands (KFÖ), besorgt. Man müsse daher Plätze für Akutfälle freihalten und genügend Betten für die Kinder- und Jugendpsychiatrie bereitstellen. Laut dem Strukturplan Gesundheit müssten österreichweit 800 Betten verfügbar sein, die ÖGKJP berichtete allerdings von lediglich 432 vorhandenen Betten. „Es braucht dringend eine Erhebung, wie viele Betten notwendig sind und einen Plan, wie wir schrittweise zu diesem Ergebnis kommen können“, so Trendl.

Weiteres Augenmerk auf Suizidprävention

Neben der Akutversorgung bräuchte es auch bei der Prävention verstärkte Bemühungen und einen niederschwelligen und leistbaren Zugang zu psychologischer und psychotherapeutischer Unterstützung für Kinder und Jugendliche, so der Präsident des KFÖ. Außerdem müssten die Kassenstellen für Psychotherapeut/innen aufgestockt werden und der Kostenzuschuss für psychotherapeutische Versorgung außerhalb von Kassenstellen deutlich erhöht werden, damit Patienten nicht auf allzu hohen Kosten sitzen blieben. „Suizidprävention und psychische Gesundheit dürfen keine Frage des Geldbeutels sein“, so Trendl, der sich auch für eine Anpassung der Honorarsätze der Krankenkassen für Psychotherapeuten ausspricht.

Überfüllte Praxen in Vorarlberg

Auch eine Studie der Universität Konstanz belegt: die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen habe während der Pandemie stark gelitten, blieb aber oft unbemerkt. Die derzeitige Situation kann kaum Abhilfe schaffen. Die Therapie-Anlaufstellen in Vorarlberg etwa sind zunehmend überlaufen, die betroffenen Jugendlichen müssen mit teils monatelangen Wartezeiten rechnen. Dies sei besonders problematisch, da viele Patient/innen komplexe Fälle seien, die dringend behandelt werden müssten, so der Bregenzer Kinder- und Jugendpsychiater Martin Kubin. Kubin zufolge sollte jeder Mensch das Recht auf Therapie und zeitnahe Behandlung haben, genauso wie dies bei körperlichen Krankheiten der Fall sei.

Projekt „Gesund aus der Krise“

Das Projekt „Gesund aus der Krise“ des Gesundheitsministeriums soll sich der prekären Situation annehmen. Eine österreichweite niederschwellige psychosoziale Unterstützung ohne lange Wartezeiten ist das Ziel des Projekts. Die Wartezeit bei der Initiative beläuft sich auf zwei bis vier Wochen, ist jedoch auf 15 Termine beschränkt. Eine weiterführende private Therapie sei aufgrund der Teuerung allerdings für viele Familien nicht leistbar, erläuterte Kubin die Schattenseiten des Projekts.

Familien stärken

Der Fokus sollte laut Teresa Suttner-Gatterburg, Mitarbeiterin am IEF, vor allem auf der Stärkung von Familien liegen – auch außerhalb von Krisenzeiten -, in denen Kinder und Jugendliche zu mental gesunden und starken Persönlichkeiten heranwachsen können. Darüber hinaus sollten aus den schockierenden Zahlen der suizidgefährdeten Jugendlichen, die ja nur den Eisberg des Elends offenbaren, unbedingt Lehren für die Zukunft gezogen werden. „Wie gehen wir mit den schwachen Gliedern der Gesellschaft, den Kindern und Jugendlichen, die zwar kein Wahlrecht haben, aber unsere Zukunft sind, um? Wenn es um die Zukunft geht, muss langfristig gedacht werden. Wir müssen endlich wieder zu einer nachhaltigen Denk- und Handlungsweise gelangen, um wirkliche Verbesserungen herbeizuführen“, so Suttner-Gatterburg.

Das IEF-Beratungsteam ist für Sie da!

Wenn Sie oder Ihre Verwandten, Freunde oder Bekannten Hilfe suchen, können Sie sich an das IEF-Beratungsteam wenden. Das Beratungsteam des Instituts für Ehe und Familie (IEF) bietet professionelle und kostenfreie Krisenberatung in methodisch geführten, persönlichen Gesprächen. Bei Bedarf empfehlen wir Fachleute unseres Vertrauens aus den Bereichen Familienrecht, Psychologie, Psychotherapie, Sozialarbeit, Seelsorge, Mediation, Pädagogik, Schwerpunktberatung (z.B. Migration, Sucht) und Medizin. Sie erreichen uns unter dem IEF-Krisentelefon 01/34 84 777, mittels Videotelefonie sowie per E-Mail unter beratung@ief.at oder finden mittels moderner Onlineberatungstools unter http://www.ief.at/onlineberatung kostenfreie Soforthilfe. (TS)

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