Sexualpädagogik
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AT / Sexualerziehung: Pädagogen, Eltern und Fachleute fordern den sofortigen Stopp kindeswohlgefährdender Inhalte in Sexualpädagogik

IEF, 23.06.2023 – In einem offenen Brief warnen die Experten vor einer „subtilen Entgrenzung zwischen Erwachsenen- und Kindersexualität“.

Offener Brief fordert Anpassung von Grundsatzerlässen zur Sexualpädagogik

Der Verein „Kinderwohl – Verein Österreichischer Pädagogen (Elementar- Hochschulbereich)“ fordert in einem offenen Brief an Bundeskanzler Karl Nehammer, Bildungsminister Martin Polaschek, Gesundheitsminister Johannes Rauch und Andere, sämtliche Parteien und Ministerien dazu auf, die Grundsatzerlässe zur Sexualpädagogik im Sinne des Kindeswohls anzupassen. Insbesondere fordert der Verein „eine klare Abgrenzung von einer sexualpädagogischen Ideologie (…), die entgegen allen entwicklungspsychologischen Erkenntnissen Kinder und Jugendliche für sich instrumentalisiert“.

Neben einer sorgfältigen Begutachtung aller externen sexualpädagogischen Vereine, welche Schulen besuchen, müsse dringend auf die Erlässe und vom Ministerium geförderten Servicestellen und deren veröffentlichte Publikationen sowie auf Inhalte der Lehrerfortbildung ein Augenmerk gelegt werden, fordern die Experten.

„Problematischste Prämisse: Kind als sexuelles Wesen“

Die problematischste Prämisse sei die Auffassung, dass das Kind als „sexuelles Wesen“ seine Gefühle, seine Lust und sein Spielverhalten sexuell ausdrücke, was eine subtile Entgrenzung zwischen Erwachsenen- und Kindersexualität bedeute. Damit zeige sich gegenwärtige Sexualpädagogik in einer unkritischen Nähe zu einer Praxis, die Kinder in bestimmten sexuellen Belangen wie kleine Erwachsene behandele. Der Grundsatzerlass fordere dazu auf, dass mit Kindern und Jugendlichen über alle Themen rund um Beziehung und Sexualität gesprochen wird. „Aufgrund unserer langjährigen Arbeit mit Kindern müssen wir dieser Haltung vehement widersprechen“. Im sensiblen Bereich der Sexualpädagogik müsse – neben Einbeziehung der Eltern als Haupterziehende – ein Schutzraum der sexuellen Sphäre beachtet werden und die natürliche Schamgrenze der Kinder und Jugendlichen geachtet werden, um entwicklungs- und altersgerecht vorzugehen. Im Brief werden Fallbeispiele zur Veranschaulichung genannt.

Fallbeispiel 4.Klasse Volksschule Vorarlberg:

“Workshopleiter erklärten den Kindern, dass sie nicht mit den Lehrerinnen über die Inhalte des Workshops sprechen durften. Das Thema “Geschlechtsverkehr” wurde ausführlich behandelt. Unsere Tochter erzählte voll Abscheu, sie habe gelernt (mit Bildmaterial), dass die Frau das Glied des Mannes beim Geschlechtsverkehr tief in den Mund steckt.”

„Einseitige Handhabung von Diversitätsthemen führt zu Überforderung“

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die „einseitige Handhabung von Diversitätsthemen, die zu Überforderung und weitreichenden psychosozialen Folgeschäden führen und somit ebenfalls eine Form von Gewalt durch Grenzüberschreitung darstellen“. Ein Beispiel aus dem JÖ Schulmagazin, 5.Schulstufe, S.8, Februar 2023 veranschaulicht, was die Experten kritisieren: „Als Kleinkindern ist uns die Einteilung in Junge und Mädchen egal. Die Grenzen zwischen diesen beiden Geschlechtern lernen wir erst, wenn wir älter werden. Es wäre so wunderbar, wenn es diese Grenzen nicht geben würde!“ Vorrangig müsse im Sinne einer Verhältnismäßigkeit gehandelt werden, fordern die Unterzeichner. Eine Förderung und damit Anleitung in jegliche Richtung widerspreche dem Indoktrinationsverbot. Kinder und Jugendliche dürften weder einem ideologischen noch einem politischen oder wirtschaftlichen Zweck dienen.

Erstunterzeichner und Petition

Zu den Erstunterstützern zählen ao.Univ. Prof. Dr. Daniela Karall, Prof. Dr. Boglarka Hadinger, Univ. Prof. DDr. Christian Schubert, MSc, Dr. Christian Spaemann, Univ. Doz. DDr. Raphael M. Bonelli, Prof. Dr. Peter Stippl, Verein Gesundheit für Österreich, Elterninitiativen Löwenmamas und Löwenpapas & Mutig für unsere Kinder, Verein Familienallianz, Initiative Kinderschutz Vorarlberg und viele mehr. Die mit dem Brief veröffentlichte Petition wurde innerhalb kurzer Zeit von Hunderten unterzeichnet.

IEF-Kommentar

Der offene Brief widerspricht sachlich und wissenschaftsbasiert dem Ansatz der „Sexualpädagogik der Vielfalt“ und erklärt, warum die Grundsatzerlässe angepasst werden sollen. Zu den Unterzeichnern gehören renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Experten stellen das so oft bemühte und von Erwachsenen und Gerichten beliebig interpretierte Kindeswohl tatsächlich ins Zentrum. Die APA – andere Medien schreiben von ihr ab – setzte den offenen Brief leider sogleich in einen negativen Kontext („Proteste von konservativen Gruppen sind nicht neu“) und pickte einen unterzeichnenden Verein heraus, der sich für das Kindeswohl während der Corona-Pandemie einsetzte. Fallbeispiele und wissenschaftliche Belege für die Forderungen des offenen Briefes zitierte die Nachrichtenagentur nicht. Stattdessen stellte die APA einen negativen Konnex mit „Verschwörungstheoretikern“ und „Coronaleugnern“ her, der dazu führen könnte, dass die Warnungen in der Öffentlichkeit in ein bestimmtes Eck geschoben werden und nicht durchdringen. (TSG)

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