AT / Familie: Väter wollen an Kindeserziehung teilhaben
IEF, 21.06.2023 – Eine neue Studie belegt, dass sich Väter mehr Zeit mit ihren Kindern wünschen, die Umstände es aber oft scheinbar nicht zulassen.
Die vielen Instrumente der Väterbeteiligung, darunter der Papamonat, die Karenz und das Kinderbetreuungsgeld sowie die Elternteilzeit und die Pflegefreistellung seien den Vätern in Österreich bekannt. Obwohl 91 Prozent der Väter das Instrument des Papamonats kennen würden, seien es aber trotzdem lediglich 14 Prozent, die den Papamonat auch in Anspruch nehmen. Das zeigt die aktuelle im Auftrag des Katholischen Familienverbands (KFÖ) durchgeführte Integral-Studie. Der KFÖ sieht Handlungsbedarf.
Große Sehnsucht nach Familienzeit
„Die Studie zeigt deutlich, dass die Möglichkeiten zur Väterbeteiligung gut bekannt sind, der Wunsch nach der aktiven Väterbeteiligung auch vorhanden ist, aber Väter vor allem von beruflicher Seite Ermutigung brauchen, ihre Väterrolle gut auszufüllen“, so Alfred Trendl, Präsident des KFÖ über die Ergebnisse der Umfrage. Insgesamt 399 Väter mit Kindern unter 14 Jahren wurden im Zuge der Studie im Jänner 2023 befragt. Besonders deutlich hätte sich die Sehnsucht der Väter gezeigt, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Auf die Frage, warum sie Instrumente der Väterbeteiligung genutzt hätten, gaben 61 Prozent an, dass sie Zeit mit ihren Kindern verbringen wollten, 58 Prozent empfänden Väterbeteiligung als wichtig, 56 Prozent seien überzeugt davon, dass gemeinsame Zeit mit den Kindern die Beziehung fördere.
Beruf als Hindernis
Trotz des sichtlich großen Wunsches der Väter, sich mehr an der Kindeserziehung zu beteiligen, seien es vor allem wirtschaftliche Gründe, die die Väter daran hinderten. „In vielen Unternehmen ist es einfach nicht üblich, dass Männer in Karenz gehen. Dazu kommt auch, dass viele Väter sich vor beruflichen Konsequenzen fürchten“, so Stefan Pruckner, Geschäftsführer des Katholischen Familienverbands Niederösterreich. Väter würden geringere Aufstiegschancen in höhere Positionen, längerfristige Benachteiligungen gegenüber Kollegen bis hin zum Jobverlust befürchten. Auch die Finanzen spielten keine unwesentliche Rolle. Der Familienzeitbonus, den Väter während des Papamonats anstatt ihres Gehalts bekommen würden, müsste etwa bei Inanspruchnahme einer späteren Karenz wieder zurückgezahlt werden. 59 Prozent der befragten Väter erhoffen sich daher mehr finanzielle Unterstützung bei Väterbeteiligungsangeboten und 22 Prozent mehr Unterstützung vonseiten des Arbeitgebers.
Aufklärungsarbeit und Unterstützungsangebote
Um mehr Väterbeteiligung zu ermöglichen, brauche es laut Pruckner mehr Aufklärungsarbeit in der Arbeitswelt und Unterstützungsangebote seitens der Arbeitgeber. Besonders eine finanzielle Unterstützung würde dazu führen, dass Väterbeteiligung am ehesten in Anspruch genommen würde, wie die Ergebnisse der Studie zeigten. Auch Trendl sieht einen gewissen Aufholbedarf. „Das zeigt uns, dass wir uns als Familienverband künftig noch viel stärker in der Arbeitswelt für mehr Väterbeteiligung einsetzen werden, so der Präsident des KFÖ. Ein erster Schritt soll eine Imagekampagne des KFÖ für Arbeitgeber werden, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf thematisieren soll und dass diese für mehr als die Hälfte aller Männer ein entscheidender Faktor bei der Jobauswahl sei.
EU-Richtlinie bringt erste Verbesserungen
Für die Umsetzung der 2019 auf EU-Ebene beschlossenen Work-Life-Balance-Richtlinie wurde dem österreichischen Parlament kürzlich ein Vorschlag unterbreitet, der viele Verbesserungen zugunsten von Familien vorsieht. Unter anderem soll der Familienzeitbonus während des Papamonats von 740 Euro auf 1480 Euro pro Monat erhöht werden. Außerdem sollen viele bürokratische Hürden zur Beantragung des Kinderbetreuungsgeldes und des Familienzeitbonus genommen werden. „Die Stärkung der Väterbeteiligung und somit der Partnerschaftlichkeit bei der Erziehung und Kinderbetreuung ist ein zentrales Anliegen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, vor allem für Frauen, zu verbessern. Die gemeinsame Gestaltung der Elternzeit und Kinderbetreuung ist eine Win-Win Situation für Kind, Mutter und Vater. Wir stärken diesen Gedanken besonders durch die Verdoppelung der finanziellen Leistungen während des Papamonats. Wir entbürokratisieren das Kinderbetreuungsgeld und schaffen neue Härtefallregelungen für Familien in besonders schwierigen Situationen“, so Familien- und Frauenministerin Susanne Raab. (TS)
Lesen Sie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen Kommentar von Teresa Suttner-Gatterburg in der Tageszeitung Die Presse.