Kinderwunsch
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AT / Familie: (Unerfüllter) Kinderwunsch?

IEF, 27.01.2024 – Der Kinderwunsch bei Frauen nimmt ab. Gleichzeitig leiden immer mehr Paare unter einem unerfüllten Kinderwunsch.

Österreich erwartet einen weiteren Geburtenrückgang. Wie das Institut für Ehe und Familie (IEF) berichtete, ist der Kinderwunsch von Frauen im gebärfähigen Alter innerhalb von vierzehn Jahren von 2,1 (dem Erhaltungsniveau) auf 1,68 Kinder gesunken. (Vom Kinderwunsch von Frauen im gebärfähigen Alter ist die Fertilitätsrate zu unterscheiden, die in Österreich aktuell bei circa 1,4 liegt). Zu den Hauptursachen des sinkenden Wunsches nach Kindern zählen längere Ausbildungszeiten, Schwierigkeiten bei der Partnerfindung und neuerdings auch die Teuerungswelle.

Religiöse Menschen wünschen sich mehr Kinder

Laut einer Studie des deutschen Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung wird der Kinderwunsch bereits in der Kindheit und Jugend geprägt. Er sei ein wichtiger Indikator für die Fertilitätsrate im Erwachsenenleben. (Wer sich in der Jugendzeit mehr Kinder wünscht, wird später vermutlich auch mehr Kinder haben). Die Forscher beschreiben dabei einen positiven Zusammenhang zwischen der Religiosität von Menschen, deren Kinderwunsch und deren Fertilitätsrate. Während 15-jährige religiöse Mädchen und Jungen im Schnitt 2,1 Kinder bekommen wollen, beläuft sich die Zahl bei nicht religiösen Gleichaltrigen auf 1,7. (Als „religiös“ gelten dabei Menschen, die mindestens einmal im Monat eine religiöse Veranstaltung besuchen). Unabhängig von der Religiosität nehme der Kinderwunsch ab einem Alter von 25 Jahren bei beiden Gruppen ähnlich stark ab. Bei religiösen Menschen bleibe er allerdings über die gesamte Altersspanne (15 bis 46 Jahren) auf einem höheren Niveau. Unter den Gründen für den positiven Zusammenhang zwischen Religiosität und Kinderwunsch, zählen die Forscher die Tatsache, dass religiöse Kontexte „soziale Netzwerke“ bieten, die dabei helfen würden, eine größere Familie zu haben. Auch neigten religiöse Menschen stärker zum Heiraten, was wiederum ein bedeutender Faktor für eine höhere Fruchtbarkeitsrate sei.

15 Prozent aller Paare, die sich in Österreich ein Kind wünschen, sind steril

Dem sinkenden Kinderwunsch in Österreich, steht der unerfüllte Kinderwunsch gegenüber, der ebenso immer mehr Paare betrifft. Laut Medienberichten seien 15 Prozent aller Paare, die sich in Österreich ein Kind wünschen, steril. Im Kinderwunschzentrum des Kepler Universitätsklinikums Linz, wo Thomas Ebner als Embryologe und Leiter des wissenschaftlichen Labors tätig ist, seien 2023 im Vergleich zum Vorjahr rund zehn Prozent mehr Paare behandelt worden. (Ein Paar gilt dabei laut WHO-Definition als „steril“, wenn trotz bestehendem Kinderwunsch nach mindestens einem Jahr regelmäßigen Geschlechtsverkehrs ohne empfängnisverhütende Maßnahmen keine Empfängnis eintritt). Die Ursachen der Unfruchtbarkeit seien „vielfältig“ und bei Frauen und Männern prozentual ungefähr gleich verteilt, so Ebner. Es würden körperliche, psychische sowie Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Besonders auffällig sei in den vergangenen Jahren „die deutlich schlechter werdende Spermienqualität“ bei den Männern. Dies sei unter anderem auf Stress und wenig Bewegung zurückzuführen; laut dem Mediziner Walter Costamoling ebenso auf „toxische Belastung“ durch Hitze, Schwermetalle oder Pestizide. Bei den Frauen seien Fruchtbarkeitsstörungen meist hormonell bedingt oder auf eine anatomische Fehlbildung (z.B. eine Verengung des Eileiters) zurückzuführen. Das Alter spiele ebenfalls eine wichtige Rolle: Bereits ab einem Alter von 30 Jahren sinke die Fruchtbarkeit, so Ebner.

Das Leiden am unerfüllten Kinderwunsch und Möglichkeiten des Umgangs damit

Laut Brigitte Schmid, Leiterin des IEF-Beratungsdienstes, erleben Paare bei denen die Familienerweiterung nicht „von allein“ gelingt, oft eine belastende Zeit. Jeder negative Schwangerschaftstest verstärke die Enttäuschung, während die emotionale Belastung immer größer werde. Hinzu kämen Schuldgefühle, Trauer, Scham und Kontrollverlust. All das beeinflusse die Lebensqualität erheblich. Doch wie können Paare mit dieser belastenden Situation umgehen? Wie Schmid erklärt, müsste dieser Zustand der „nicht erfüllten Sehnsucht nach Kindern“ erst von Körper und Seele verarbeitet werden. Dies brauche Zeit. „Zeit, die manche Paare dann auch nützen, um sich neu zu orientieren und einen anderen Weg zu finden, um als Paar „wirksam“ werden zu können auf dieser Welt“, so Schmid. Es muss also nicht der Gang in die Kinderwunschklinik sein, der zur „Erfüllung“ führt. Dies zeigen auch einige beeindruckende Lebenszeugnisse:

Nachdem Kathrin und Frank Lederer keine eigenen Kinder bekommen, beschließen sie, insgesamt sechs Kinder zwischen 10 Monaten und 19 Jahren als Adoptiveltern bei sich aufzunehmen. Sie wissen, dass es mehr Kinder gibt, denen sie eine Familie sein können. Den zum Teil schwierigen Biografien ihrer Kinder begegnen sie dabei voller Liebe und Annahme.

Auch David und Valerie Schwarzbauer blicken nach der Geburt ihres ersten Kindes auf eine schwierige Zeit zurück, in der sie sechs Fehlgeburten durchleben mussten.  Sie erzählen aber auch davon in welcher Weise sie diese Phase als ganze Familie zusammengeschweißt hat. (Minute 19 bis 29 im Video)

Wir sind gerne für Sie da!

Stehen Sie in einer herausfordernden Situation im Kontext von Kinderwunsch? Das IEF steht Einzelpersonen, Paaren und Familien in belastenden Situationen, in Form unseres kostenlosen Beratungsdienstes klärend und helfend zur Seite. Rufen Sie uns an unter 01/34 84 777 oder schreiben Sie ein Mail an beratung@ief.at. (SM)

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